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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut
Autoren: Gaylord de Woolf
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zu gewinnen.
    „Fiorinda, mein Liebling", hatte sie immer gesagt, „keine Verbindung wird dich mehr erfüllen als die, die dir Wohlstand und Prestige einbringt. Also, streng dich an. Wenn ich ein wenig jünger wäre, würde ich die Dinge selbst in die Hand nehmen. Weißt du, der junge Lord Kellinghurst ist nicht nur reich, sondern zu alldem bildhübsch. Wie entzückend würden meine kleinen Enkel aussehen."
    „Ja", antwortete Fiorinda, „aber was soll ich tun, Mama, solange Wilcox keine Anstalten macht, einen Termin für unsere Vermählung festzusetzen?"
    In der Tat hielt sich Wilcox nach dem Tod seines Vaters vor drei Jahren hinsichtlich einer Eheschließung bedeckt. Bis heute hatte er noch nicht offiziell um ihre Hand angehalten. Zwar hatte er dem alten Lord das Versprechen gegeben, Fiorinda zu heiraten, aber auf einen genauen Zeitpunkt wollte er sich nicht festlegen. Lady Fairfax ließ sich jedoch in ihrer Zuversicht nicht beirren. Da sie die ergreifende Abschiedsszene am Sterbelager mit erlebt hatte, hielt sie es für ihr gutes Recht, endlich einen verbindlichen Termin einzufordern. Doch sie spekulierte vor allem auf den Liebreiz ihrer Tochter und auf ihren eigenen Willen.
    Als Sir Henry Fairfax kurz nach Fiorindas achtzehntem Geburtstag starb, hatte seine Tochter eine gute Erziehung genossen und war zu Genüge mit allen Talenten begabt, die eine junge Frau einem Mann von Stand angenehm machen. Sie besaß eine hübsche Singstimme, stellte reizende Stickereien her und war eine passable Reiterin. Bedauerlicherweise entsprachen aber ihre Geistesgaben keinesfalls den Erwartungen, die man an die Tochter eines berühmten Diplomaten stellen durfte. Wirklich außergewöhnlich an Fiorinda war jedoch ihre unvergleichliche Schönheit. Keine junge Frau in England konnte sich darin mit ihr messen.
    Und so war Fiorinda Fairfax unter den Damen im heiratsfähigen Alter das, was der junge Lord Kellinghurst unter den Junggesellen war: die erste Wahl.
    All diese Gedanken gingen Wilcox durch den Kopf, während er versonnen das Glas in seiner Hand betrachtete. „Thomas, ich glaube, du solltest deinem Schöpfer auf Knien danken, daß dein Vater sein ganzes Vermögen verspielt hat. Dadurch bleiben dir Unannehmlichkeiten dieser Art erspart."
    „Du sagst es", antwortete Livingston im tiefsten Brustton der Überzeugung. Er streckte die Beine aus und zwinkerte seinem Freund verständnisvoll zu.
    Schon während ihrer Zeit in Eton waren sie Kameraden gewesen und hatten zur Verzweiflung ihrer Lehrer manchen Streich ausgeheckt. Seit Livingston den Lord jedoch vor einigen Jahren aus dem feindlichen Kugelhagel gerettet hatte, waren die Männer auf das Innigste miteinander verbunden. Aufgrund der schweren Verletzungen, die beide davongetragen hatten, wurden sie nach dieser Schlacht in Ehren aus dem Kriegsdienst entlassen. Seitdem trafen sich die Freunde so oft es ging auf Blenfield und führten ein luxuriöses Junggesellenleben. Thomas, der nicht so gut situiert war wie Wilcox, genoß die Annehmlichkeiten des Herrenhauses in vollen Zügen.
    Sehr zum Mißvergnügen von Lady Fairfax, die Blenfield Park bereits als ihre zukünftige Heimat zu betrachten schien. Mehr als einmal hatte sie ihn bei Dinnereinladungen und anderen Anlässen über den Tisch hinweg gefragt, wie lange er noch gedachte, Wohnung auf Blenfield Park zu nehmen. Mit einem gekünstelten Lachen erklärte sie bei solchen Gelegenheiten stets: „Es gibt doch keine größere Seligkeit als die zwischen Mann und Frau, nicht wahr?"
    Erst als Wilcox ihr höflich, aber bestimmt klargemacht hatte, daß der Major jederzeit auf Blenfield willkommen sei, unterließ sie es, in der Öffentlichkeit solch peinliche Fragen zu stellen, und Lady Fairfax sah sich gezwungen, ihrer Neugierde, was die Abreise des Majors betraf, Einhalt zu gebieten.
    Doch seitdem spürte Livingston, daß sie ihm unwiderruflich zur Feindin geworden war. Heimlich hatte er sich geschworen, ein Auge auf Lady Fairfax zu haben, sobald sie nach der Hochzeit ihrer Tochter auf Blenfield Einzug halten würde.
    Wilcox schätzte die aufrichtige Zuneigung, mit welcher der Major an ihm hing, und schenkte ihm daher nicht nur seine Gastfreundschaft, sondern auch sein bedingungsloses Vertrauen. Darüber hinaus hatte das fröhliche und unbekümmerte Wesen des Majors ihm schon manches Mal geholfen, seine Nachdenklichkeit zu vertreiben.
    „Komm, Wilcox", sagte der Major, dem die Unruhe seines Freundes nicht entgangen war, „laß morgen
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