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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut
Autoren: Gaylord de Woolf
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deine feurigsten Hengste satteln. Wir wollen uns etwas Bewegung verschaffen. Dann bleibt dir keine Zeit mehr, deinen trüben Gedanken nachzuhängen." Wilcox erhob sich aus seinem Fauteuil und trat ans Fenster. „Ach, Thomas, ich wünschte, wir könnten unsere Sachen packen und wieder ins Feld ziehen."
    „Du vermißt den Krieg, nicht wahr, alter Kumpel?" Livingston war neben ihn getreten und legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter.
    „Es ist nicht der Krieg", räumte Wilcox ein. Er begann nachdenklich im Raum auf und ab zu gehen. „Es ist nur eine Seite davon. Aber nenn es, wie du willst. Denk nur daran, wie eng wir uns damals mit unseren Kameraden verbunden fühlten. Es waren prachtvolle Jungen, und jeder hätte für den anderen mit dem Leben bezahlt. Wir waren immer füreinander da. Die Ehe und das gemütliche Leben hinter dem Ofen scheinen mir ein schlechter Tausch dafür zu sein."
    Während er diese Sätze sagte, bekamen seine Augen jenen unergründlichen, entrückten Ausdruck, den sich der Major trotz der jahrelangen Freundschaft nicht erklären konnte.
    „Hast du etwa vergessen, wie sehr wir unter der Kälte des Winters gelitten haben? Wenn wir unter freiem Himmel schliefen, sehnten wir uns zurück nach Hause, nach der Geborgenheit unserer Heimat."
    Wilcox schien über diesen Satz nachzudenken. „Ja", sagte er, „aber jetzt, da wir zu Hause sind, gedenke ich all der jungen Männer, die heldenhaft ihr Leben ließen. Einige von ihnen kann ich nicht vergessen. Ich sehe ihre Gesichter vor mir und kann mich nach alldem nicht einfach den heimatlichen Freuden hingeben."
    Thomas erwiderte nichts. Er wußte, daß Wilcox trotz der Härte, die er auf dem Feld bewiesen hatte, in seinem Innersten ein empfindsamer Mann war. Gedankenvoll betrachtete er seinen Freund, der wieder zu ihm an den Kamin getreten war. Er konnte gut verstehen, daß der Lord unter Männern und Frauen viele Freunde fand. Aber auch die Herzen seiner Widersacher hatte er oft zu gewinnen vermocht, bewies er doch in jeder Situation nicht nur Mut und Durchsetzungsvermögen, sondern auch Mitleid und Achtung vor dem Feind.
    Sanft blickte Thomas zu ihm hinüber: „Du fühlst dich unterfordert, Wilcox. Du scheinst alles zu besitzen, und doch bist du unzufrieden, weil du um nichts mehr kämpfen mußt."
    „Was meinst du damit? Worum sollte ich kämpfen?" fragte Lord Kellinghurst erstaunt.
    „Um das, worüber wir bereits sprachen, mein Freund. Du brauchst Aufregung, ein Abenteuer."
    Wilcox lachte. „Ja ... ein Abenteuer." Sein Blick schweifte in die Ferne. „Doch der Krieg ist für uns vorüber, und das ist gut. Ich glaube, auf eine bestimmte Art hast du recht. Ich fühle mich unzufrieden, aber es geht mir nicht um die Aufregung des Krieges, sondern darum, meinem Leben einen neuen Sinn zu verleihen." Für einen Moment hielt er inne. „Manchmal fühle ich mich wie ein kleiner, belangloser Stern unter abertausend anderen am Abendhimmel."
    Wieder schwiegen die beiden Freunde. Draußen war es mittlerweile vollkommen dunkel geworden, und das Kaminfeuer war langsam heruntergebrannt. „Wilcox, ich fürchte, du bist mir heute zu ernst. Wahrscheinlich werde ich mich nach dem Essen zu den Kutschern zurückziehen müssen, um eine Runde Karten zu spielen. Vielleicht hätten wir doch lieber statt der beiden Fairfax-Damen ein paar unserer alten Kameraden einladen sollen."
    „Verzeih, Thomas, aber ich bin nun mal in einer verdrießlichen Stimmung."
    Mitfühlend blickte Thomas seinen Freund an. „Schon gut, schon gut. Aber ein kleines Geheimnis mußt du mir noch verraten, Wilcox. Warum hältst du so standhaft an den Heiratsplänen mit Fiorinda fest, wenn dich die Vorstellung, mit ihr eine Familie zu gründen, so unglücklich stimmt?"
    Wilcox warf ihm einen verärgerten Blick zu, woraufhin der Major seufzte. Wie oft hatten sie diese Diskussion schon geführt. Thomas konnte nicht begreifen, daß der Lord sich an eine Frau binden wollte, die er nicht liebte, nur um der Tradition genüge zu tun. Doch in diesem Punkt ließ Wilcox einfach nicht mit sich reden. Daher zuckte der Major nur leicht mit den Achseln und fügte hinzu: „Ich sehe schon, ein einmal gegebenes Versprechen willst du auch einhalten. Sprechen wir also nicht mehr über Fiorinda und ihre Mutter."
    Dabei hätte Wilcox genug Gelegenheiten gehabt, sich eine angenehmere Schwiegermutter zu suchen. Auf den Bällen der vergangenen Saison hatte Major Livingston erlebt, wie die jungen Frauen den
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