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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut
Autoren: Gaylord de Woolf
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schmucken Offizier umgarnten, ohne daß dieser etwas davon zu bemerken schien.
    So, wie die Gentlemen Pferdewetten abschlossen, wurden in den Londoner Damenzirkeln hohe Summen darauf gesetzt, welcher der ihren die Ehre zuteil werden würde, von Wilcox beglückt zu werden. Je unerreichbarer das Ziel erschien, um so astronomischer wurden die Einsätze. Wilcox' Liebesleben aber war und blieb stets ein weites Feld für Spekulationen.
    Hatte jedoch eine von ihnen seine Aufmerksamkeit erregt, zog der Lord es im letzten Moment vor, keine verbindlichen Kontakte einzugehen. Trotz aller Widerstände ließ sich das schöne Geschlecht nicht davon abhalten, weiter um die Gunst des gutaussehenden Mannes zu werben. Die geflüsterten Beteuerungen der Lady Fairfax, einzig und allein ihre Tochter werde bald als Herrin auf Blenfield Park Einzug halten, schienen die Damen nur noch mehr anzuspornen.
    Der sechste Lord Kellinghurst war schlank und gut gewachsen. Seit frühester Jugend an körperliche Ertüchtigung gewöhnt, besaß er den gestählten Körper eines Mannes, dem Trägheit und Völlerei fremd waren. Die Entbehrungen des Krieges hatte er mit vorbildlicher Haltung getragen, was nicht nur seinen stetigen Aufstieg unter dem Banner Seiner Majestät beschleunigte, sondern ihm auch die Bewunderung und Zuneigung aller ihm anvertrauten Matrosen und Soldaten eingebracht hatte.
    In einem Alter, in dem junge, adlige Herren gerade aus der Aufsicht des elterlichen Hauses entlassen werden, nahm Lord Kellinghurst bereits den Rang eines Oberstleutnant bei der Infanterie ein. Mit Recht war seine Haltung die eines stolzen Mannes, ohne allerdings überheblich oder arrogant zu wirken.
    Er war ein leidenschaftlicher Reiter. Die vielen Stunden, die er in der freien Natur verbrachte, hatten ihm einen frischen Teint verliehen und ließen ihn, trotz seiner dreißig Lenze, jünger erscheinen. Das blonde, dichte Haar umrahmte seine hohe, von Intelligenz zeugende Stirn. Der ausdrucksvolle Mund und das leicht hervorspringende Kinn zeugten von Charakterstärke und Entschlußkraft. In der Tat war seine Lordschaft mit allem ausgestattet, was einen attraktiven Mann ausmachte.
    Doch seine wahre Schönheit verdankte er der Unergründlichkeit seiner geheimnisvollen blaugrünen Augen, deren Blick schon einige Damen erlegen waren.
    „Heirat hin oder her", der Major räusperte sich lautstark und kreuzte die Arme hinter seinem Kopf. „Weißt du, Wilcox, ich denke, es ist an der Zeit, dem wunderbaren Kalbsbries zuzusprechen, den François heute für uns zaubern wollte. Laß uns endlich essen. Ich habe einen Bärenhunger."
    Der Lord betätigte die Klingel, und ein Diener trat herein.
    „Lassen Sie heute im grünen Eßzimmer auftragen. Wir erwarten keine weiteren Gäste."
    Wenn die beiden Freunde nicht in Gesellschaft waren, ließen sie sich häufig das Essen im angrenzenden Raum servieren, der nicht so prunkvoll ausgestattet war wie der große Speisesaal.
    „Zu Diensten, Mylord."
    Ebenso lautlos wie der Diener erschienen war, verschwand er wieder.
    „Siehst du, Thomas? Dank François findet dieser Tag einen glänzenden Abschluß. Es hat auch Vorteile, daß so viele Franzosen ihre Heimat verlassen mußten, um sich bei uns, ihrem Erzfeind, niederzulassen. Laß uns dennoch hoffen, daß uns der morgige Tag außer den beiden Damen noch andere Abwechslungen bieten wird."
    „Verflucht, alter Knabe, natürlich werden wir uns morgen wieder richtig amüsieren. Ich kann nicht glauben, daß du weiterklagst, wenn wir erst aufgesattelt haben!" rief Livingston laut.
    Wilcox lachte. Er hatte sich wieder einmal von der guten Laune seines Freundes anstecken lassen.
    Gemeinsam begaben sich die beiden Männer in das grüne Eßzimmer, das diesen Namen trug, weil es mit lindgrünen Seidentapeten ausgestattet war.
    „Wir können uns wirklich nicht beklagen", stellte Major Livingston fest. Genußvoll betrachtete er das angerichtete Dinner und grinste seinen Freund breit an.
    Wilcox warf ihm einen hämischen Blick zu. „Natürlich können wir uns nicht beklagen, und mit deinem ewigen Frohsinn wirst du es noch schaffen, daß ich mich für meine Unleidlichkeit schämen muß. Nun greif endlich zu!" Vergnügt zwinkerte er dem Major zu.
    Selbst wenn die beiden Männer unterschiedlicher Meinung waren und erhitzte Debatten führten, fanden sie spätestens an der reich gedeckten Tafel stets ein stilles Einvernehmen.
    Auch nach dem Abendessen saßen sie noch lange zusammen und besprachen
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