Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR2611-Gegen den Irrsinn

PR2611-Gegen den Irrsinn

Titel: PR2611-Gegen den Irrsinn
Autoren: Marc A. Herren
Vom Netzwerk:
»Ein kluger Kopf meines Volkes hat einmal gesagt, dass ein Kind das lebensnotwendige Vertrauen kraft seiner Illusionen produziert. Wer zu Illusionen fähig ist, überlebt. Selbst im größten Zweifler und Pessimisten steckt somit ein gewisses Maß an Urvertrauen.«
    »Illusionen? Wir sind nicht geschaffen, um Illusionen zu haben. Sie fehlen uns. Deswegen bist du zu uns gekommen.«
    »Siehst du? Und genau dieses Fehlen zweifle ich an, mein Freund. Deine Entwicklung spricht eine andere Sprache.«
    Alaska Saedelaere zu Eroin Blitzer, als sie auf dem Baumstamm saßen.
     
    Momentaufnahme 1
     
    Fallun Vierauf zitterte am ganzen Körper. Inständig hoffte er, dass niemand seine Schwäche bemerkte. Unzählige Androiden starrten ihn aus leeren Augen an.
    Er wusste, dass er sich an eine sinnlose, verzweifelte Hoffnung klammerte. Zumindest dem Bordrechner DAN entging nichts, was in der Zentrale der LEUCHTKRAFT vor sich ging.
    Auch N'tur Lind blickte immer wieder von seinem Pult zu Vierauf herüber. Mehr als einmal hatte er sich gefragt, wie lange er noch auf die Loyalität seines Gefährten zählen durfte.
    Weder Fallun Vierauf noch N'tur Lind hatten je eine schlimmere, verzweifeltere Situation erlebt. Eroin Blitzer vielleicht, Alaska Saedelaere sehr wahrscheinlich, aber nicht sie beide.
    Vierauf sah, wie die Anspannung Linds Gesicht alles Maskenhafte verlieren ließ. Die runzlige Haut bewegte sich ohne Unterlass.
    Zwei Armlängen vor Vierauf stand Gorn Myrek, der nach DANS Willen eigentlich das Kommando in der Zentrale der LEUCHTKRAFT hätte übernehmen sollen. Er presste die Lippen so stark aufeinander, dass sie nur mehr zwei dünne weiße Linien bildeten.
    Aber Vieraufs Erpressung mit der Nekrophore funktionierte: DAN ließ zu, dass die LEUCHTKRAFT in die Anomalie gesteuert wurde. In den Gesichtern der anderen Zwergandroiden sah Vierauf nicht das Verstehen, zu dem er selbst in jüngster Zeit gekommen war.
    Er sah nur Ablehnung, Unverständnis.
    Und Leere.
    Vierauf blickte auf die jüngsten Gefahren- und Schadensmeldungen, die N'tur Lind an sein Terminal weitergeleitet hatte.
    Die LEUCHTKRAFT setzte ihren Flug weiter fort.
     
    Momentaufnahme 2
     
    Eroin Blitzer saß neben Alraska in der engen Rettungskapsel. Das Firibirim fiepte leise. Es schien begriffen zu haben, dass sein orangebefellter Artgenosse die Flucht aus der implodierenden ROTOR-G nicht überlebt hatte.
    Vor der Sichtscheibe ragte die gewaltige Hülle des Verwaltungspalastes der Harmonie auf.
    Sie trieben auf eine kreisrunde schwarze Öffnung im matt glimmenden Metall zu. Die Rettungskapsel verfügte nicht über Antriebssysteme, die komplexere Manöver zuließ.
    Alraska sprach kein Wort mehr. Steif aufgerichtet betrachtete er abwechselnd die Kontrolle und das Ziel ihres verzweifelten Manövers. Unter seiner Maske leuchtete und irrlichterte es.
    Ängstlich wartete der Zwergandroide auf den nächsten Teppich aus Strukturbomben. Der letzte hatte das Undenkbare geschafft, hatte die ROTOR-G zerstört, die angreifbar geworden war in dieser Anomalie.
    Undenkbar ...
    Das Beiboot der LEUCHTKRAFT war sein Schiff, er hatte als Commo'Dyr fungiert. Er war Kommandant gewesen, weit mehr, als er sich je mit dem Mutterschiff verbunden gefühlt hatte.
    Die ROTOR-G existiert nicht mehr.
    Selbst wenn sie nun dank der Hilfe Alraskas die Frau Samburi Yura tatsächlich fanden und der Konflikt mit DAN irgendwie gelöst würde, wäre nichts mehr wie zuvor.
    Welchen Daseinszweck hatte ein Beibootkommandant ohne Beiboot?
    Eroin blickte hinüber zu dem Maskenträger. Dessen starre Körperhaltung hatte sich nicht gelöst. Wartete er darauf, dass die nächste Salve aus Strukturbomben ihrer verzweifelten Fahrt ein Ende setzte?
    Die kreisrunde Öffnung im Verwaltungspalast weitete sich langsam.
    Es war längst nicht geschafft ...
     
    1.
     
    Gardeleutnant Pridon ging unruhig auf und ab.
    Irgendetwas stimmte nicht. Er dachte an den hageren Mann mit der schäbigen Maske, der ihnen den Einflug in die Anomalie überhaupt ermöglicht hatte. Alaska Saedelaere hatte einen höchst widersprüchlichen Eindruck auf Pridon gemacht.
    So rätselhaft manche seiner Gesten und Worte gewesen waren, so sicher und erfahren hatte er gleichzeitig gewirkt. Saedelaere war einem höheren Ziel gefolgt – und lange hatte es tatsächlich so ausgesehen, als würde er seine Kraft zum Wohle der Harmonie einsetzen.
    Pridon kratzte sich am Kinn, fuhr entlang des Maskenrandes.
    Saedelaere ...
    Sein Anflug auf den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher