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Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)

Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)

Titel: Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)
Autoren: Morgan Rice
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KAPITEL EINS
     
     
     
    Der Junge stand auf der höchsten Kuppe in den Tieflanden des Westlichen Königreichs des Rings, blickte nach Norden und betrachtete die erste der aufgehenden Sonnen. Soweit sein Auge reichte, erstreckten sich sanfte grüne Hügel wie Kamelhöcker, ein Auf und Ab von Tälern und Gipfeln. Das gebrannte Orange der Strahlen der ersten Sonne hing glitzernd im morgentlichen Nebel und verlieh dem Licht einen Zauber, der zur Stimmung des Jungen passte. Selten nur wachte er so früh auf oder wagte sich so weit von zu Hause fort, und niemals stieg er so hoch hinauf—er wusste, dass es den Zorn seines Vaters hervorrufen würde. Doch an diesem Tag kümmerte ihn das nicht. An diesem Tag missachtete er die Million an Regeln und Aufgaben, die ihn Zeit seiner vierzehn Jahre schon tyrannisierten. Denn dieser Tag war anders: es war der Tag, an dem sein Schickal angekommen war.
    Der Junge—Thorgrin aus dem Westlichen Königreich der Südprovinz des Clan McLeod—und jenen, die er gern hatte, einfach als Thor bekannt—der Jüngste von vier Söhnen und am wenigsten vom Vater geliebt, war in Erwartung dieses Tages die ganze Nacht wach geblieben. Unruhig und schläfrig hatte er sich im Bett herumgeworfen, gewartet, und die erste Sonne beschworen, endlich aufzugehen. Denn ein Tag wie dieser kam nur einmal alle paar Jahre, und wenn er ihn verpasste, würde er für den Rest seiner Tage in diesem Dorf feststecken, dazu verdammt, die Schafherde seines Vaters zu hüten. Dieser Gedanke war ihm unerträglich.
    Konskriptionstag. Es war der eine Tag, an dem die königliche Armee zur Anwerbung in die Provinzen ging und Freiwillige für die königliche Legion von Hand auswählte. Solange er schon lebte, hatte Thor von nichts anderem geträumt. Für ihn war nur eins im Leben von Bedeutung: den Silbernen anzugehören, dem königlichen Elitetrupp von Rittern, die mit dem feinsten Rüstzeug und den erlesensten Waffen in den gesamten Landen der zwei Königreiche ausgestattet waren. Und den Silbernen konnte man nicht angehören, ohne sich zuerst der Legion anzuschließen, der Kompanie von Knappen im Alter von vierzehn bis neunzehn Jahren. Und wenn man nicht gerade der Sohn eines Adeligen war, oder der eines ruhmreichen Kriegers, dann gab es keinen anderen Weg, sich der Legion anzuschließen.
    Konskriptionstag war die einzige Ausnahme—ein rares Ereignis alle paar Jahre, wenn der Legion die Männer ausgingen und des Königs Mannen die Lande auf der Suche nach neuen Rekruten bereisten. Es war allseits bekannt, dass nur wenige aus dem einfachen Volk gewählt wurden—und dass noch weniger davon es bis in die Legion schafften.
    Thor stand da, sein Blick auf den Horizont fixiert, auf der Suche nach dem kleinsten Anzeichen von Bewegung. Die Silbernen, wusste er, mussten über diese Straße kommen—es war die einzige Straße, die in sein Dorf führte—und er wollte der Erste sein, der sie erblickte.  Um ihn herum protestierte seine Schafherde; ein Chor an nervtötenden Grunzern erhob sich, die Tiere wollten ihn dazu drängen, sie wieder den Berg hinunter zu führen, wo das Gras saftiger war. Er versuchte, den Lärm und den Gestank nicht zu beachten. Er musste sich konzentrieren.
    Was all dies für ihn erträglich gemacht hatte, all die Jahre des Schafehütens, in denen er der der Lakai seines Vaters und seiner älteren Brüder gewesen war, in denen ihm stets die wenigste Liebe und die meiste Arbeit zugeteilt wurde, war der Gedanke, dass er eines Tages diesen Ort verlassen würde. Eines Tages, wenn die Silbernen kamen, würde er alle verblüffen, die ihn unterschätzt hatten, und würde ausgewählt werden. Mit einer zügigen Bewegung würde er sich auf ihre Kutsche schwingen und all dem hier Lebewohl sagen.
    Thors Vater hatte ihn natürlich nie ernsthaft als einen Kandidaten für die Legion betrachtet - im Grunde hatte er ihn nie als einen Kandidaten für irgendetwas betrachtet. Stattdessen schenkte sein Vater seine Liebe und Aufmerksamkeit Thors älteren drei Brüdern. Der Älteste war neunzehn und die anderen kamen in jeweils einem Jahr Abstand, womit Thor gute drei Jahre jünger als alle anderen war. Ob es nun daran lag, dass sie im Alter näher zusammen lagen, oder daran, dass sie einander alle ähnelten und Thor ihnen nicht im Geringsten ähnlich sah—die drei hielten fest zusammen und nahmen Thors Existenz nur am Rande wahr.
    Schlimmer noch, sie waren größer und breiter und stärker als er, und Thor, der wusste, dass er
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