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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut
Autoren: Gaylord de Woolf
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Nachmittag aus einem der Regale genommen hatte. Es war eine Abhandlung über Pferdezucht. Obwohl dieses Thema Wilcox sonst brennend interessierte, schweiften seine Gedanken immer wieder ab. Ihm fiel die Nacht ein, in der Philippe um sein Leben kämpfte. Alles schien schon so lange her zu sein. Wie viel war seitdem passiert! Einige Male versuchte er, der Lektüre zu folgen, doch es hatte einfach keinen Zweck. Endlich legte er das Buch beiseite.
    Vielleicht würde er seine wirren Gedanken bei einem Spaziergang im Park ordnen können. Es war seltsam schwül für eine Frühlingsnacht. Auch hatten sich große, schwarze Wolkenberge am Horizont aufgebaut, was für diese Jahreszeit ungewöhnlich war.
    Wilcox atmete tief durch, als er auf die Terrasse trat. Er konnte den schweren Duft der ersten Rosen förmlich trinken. Seine Mutter ließ sie seinerzeit als junge Lady Kellinghurst für seinen Vater anpflanzen. Wilcox liebte diese Blumen und hatte den Gärtnern aufgetragen, ihnen besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Heute nacht allerdings irritierte ihn der süße Geruch, den sie verströmten. Er wollte sich abwenden und weitergehen, doch es gelang ihm nicht. Der Zauber, der von den Blüten ausging, zwang ihn zu verweilen. Er trat näher heran und beugte sich über einen der Rosenstöcke. Der Duft hüllte ihn wie eine Wolke ein und weckte in ihm ein seltsames Sehnen und Begehren. Mit aller Macht wurde er von den betörenden Düften der aufbrechenden Knospen angezogen.
    Er wollte fort, doch die Verheißung, die er empfand, während er den schweren, süßen Dunst einatmete, ließ ihn nicht mehr los. Es bedurfte all seiner Willenskraft, sich von den Blüten zu lösen. Heftig stieß er die Knospen, die seine Finger eben noch sanft berührt hatten, zur Seite. Die Dornen rissen seine Haut auf, doch der Schmerz tat ihm wohl.
    Am Horizont zuckten die ersten Blitze auf, bald würde sich das Unwetter entladen. Wilcox zog sich die Jacke vom Leib und ließ sie achtlos zu Boden gleiten. Ziellos wanderte er durch die langen Alleen. Warum war er gerade heute so unruhig? Es konnte nicht nur das Wetter sein. Natürlich nicht!
    Er versuchte, den Gedanken an seine Freunde zur Seite zu schieben. Doch die ganze Zeit drängte sich ihm die Frage auf, wie es ihnen in Trousham wohl ergehen möge. Immer wieder sah er die Augen Philippes, die voller Trauer waren, als er ihm Lebewohl sagte. Dennoch hatte er richtig gehandelt. Er war nicht sicher auf Blenfield. Er mußte fort. Ihn wegzuschicken war eine notwendige Entscheidung gewesen!
    In der Entfernung würden Philippes Gefühle für ihn verblassen, und er würde erkennen, daß Wilcox nur zu seinem Wohl gehandelt hatte. Wenn er nur diese traurigen Augen vergessen könnte! Entschlossen verbannte er den Moment des Abschieds aus seinen Gedanken und blickte zum Himmel empor. Schwere Wolken versperrten die Sicht. Weder Mond noch Sterne waren zu sehen, und eine unheimliche Grabesstille lag über dem Park.
    Plötzlich hörte er aus einiger Entfernung den ersten Donner grollen. Mit einem Mal fiel ihm jene Nacht ein, als er Philippe vor dem Kamin in der großen Halle erblickt hatte. Auch damals hatte es ein Gewitter gegeben, und er war von einer seltsamen Unruhe erfaßt worden, so daß er keinen Schlaf fand.
    War es nicht heute genauso? Nichts vermochte die Leere, die von ihm Besitz ergriffen hatte, zu füllen. Damals war er ihm begegnet: Philippe de la Cour. Für einen Moment hatte ihm der Anblick des jungen Mannes die Sprache verschlagen, aber es war nicht nur seine Schönheit gewesen, die ihn damals so ergriff.
    Wilcox stürmte weiter voran, doch so schnell er auch lief, die Erinnerungen ließen ihn nicht los. Sie hatten sich fest in sein Gedächtnis eingegraben. Obwohl er seine Jacke bereits abgelegt hatte, war ihm heiß. Er knöpfte das Hemd auf. Ein warmer Wind hatte eingesetzt, und leicht berührte die flatternde Seide seine Haut. Wie sehr stand die sanfte Berührung des zarten Stoffes im Gegensatz zu der Unruhe, die seinen Geist heute heimsuchte. Er spürte den Schweiß, der an seinem kräftigen Rücken und an seiner behaarten Brust hinunterlief.
    Philippe! Immer wieder schwebte das Bild des jungen Franzosen vor seinem geistigen Auge. Er hatte den Jungen in seinen Armen gehalten, als er mit dem Tod rang. Vielleicht stimmte es, was Philippe sagte. Vielleicht war es tatsächlich die Wärme seines Körpers gewesen, die ihm das Leben gerettet hatte.
    Dieser Gedanke berührte ihn zutiefst. Inständig hoffte
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