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Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz

Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz

Titel: Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz
Autoren: Sharon Page
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PROLOG
    Die Schnitzeljagd, Vauxhall, London, September 1819
    Jeden Augenblick würden nun fünf Männer aus dem Gebüsch stürmen und sie zwingen, sich den anstößigsten erotischen Freuden hinzugeben.
    Mit träumerischer Sicherheit flogen Juliettes Schuhe über den gewundenen Pfad zwischen den dicht wachsenden Bäumen. Sie hatte den berüchtigten Dunklen Weg verlassen und war in diesen schmalen, unbeleuchteten Pfad eingebogen – nun schlug ihr Herz vor Angst und Aufregung wie wild. Hinter sich hörte sie das Knirschen von Schritten, und keuchende Atemzüge in der Dunkelheit erinnerten sie daran, dass Lord Hadrian ihr folgte.
    Sie war also nicht völlig allein, und doch stellten sich die Härchen in ihrem Nacken auf, und an ihrem Rückgrat schienen Eisstückchen hinabzugleiten.
    Das hier war Hadrians Idee gewesen. Er wollte zuschauen, wie sie von fünf vor Manneskraft strotzenden Kerlen genommen wurde. Doch nun zitterte sie bei dem Gedanken, dass es wirklich geschehen würde. Bebte bei der Vorstellung, dabei einen Zuschauer zu haben …
    Aber außer diesem damenhaften Zittern war da eine lodernde Flamme der Erregung. Sie hatte sich schon immer gern vorgestellt, wie es wohl wäre, auf der Bühne zu stehen – mit Sicherheit konnte sie die rehäugigen, vollbusigen Schauspielerinnen, nach denen ihr verstorbener Ehemann süchtig gewesen war, an die Wand spielen. Heute Nacht würde sie es beweisen. Heute Nacht würde sie die aufreizendste aller Rollen spielen …
    Ihre Schenkel begannen zu schmerzen. Inzwischen war sie sicher schon eine ganze Meile gelaufen. Wie weit sollte sie noch durch den Wald hetzen? Wo waren diese Männer?
    Waren sie überhaupt nicht hier?
    Hatten Hadrian und sie die Hinweise auch wirklich richtig verstanden?
    Wo der Reiz des Verbotenen harret,
    unter dem Himmel in der Nacht,
    von Menschen zum Strahlen gebracht,
    warten fünf Schurken auf sie,
    die schreiend vor Lust sich selber vergisst,
    wohl wissend, dass ihr liebster Zeuge
    ihrer himmlischen Freuden ist.
    Für einen Gentleman, der zuvor eine ganze Flasche Port getrunken hatte, hatte Hadrian die Bedeutung dieser Zeilen erstaunlich rasch verstanden. Der Alkohol schien seinen Geist eher zu schärfen, als zu benebeln und verlieh seinem verführerischen Lächeln eine bezaubernde Jungenhaftigkeit. Ihr Herz hatte wie verrückt geklopft, als sie in diesem Moment wieder einmal erlebte, dass er weitaus mehr zu bieten hatte als ein gut aussehendes (wenn auch vom Alter gezeichnetes) Gesicht, einen hervorragenden Sitz im Sattel und einen anbetungswürdigen, wenn auch häufig dahinwelkenden Schwanz.
    Seine Folgerungen waren logisch gewesen. An welchem anderen Ort als dem berüchtigten Dunklen Weg in Vauxhall bot sich unter freiem Himmel der Reiz des Verbotenen? Und nun endlich hatte Juliette jene verrufene Gegend betreten und erlebte die Erregung der sexuellen Vorfreude. All die Jahre, die sie verschwendet hatte, indem sie als anständige Dame lebte, zunächst als errötende, charmante Debütantin, um dann zehn ganze Jahre – ihre komplette Jugend! – an Farthingale zu verschwenden.
    Jetzt hatte sie endlich die Gelegenheit, mit beiden Händen nach den erotischen Freuden zu greifen, von denen sie immer geträumt hatte.
    Fünf Schurken –
    Von Menschen zum Strahlen gebrachter Himmel, das musste ein Feuerwerk sein. Diesen Teil hatte sie erraten, und ihre Lösung des Rätsels schien Hadrians Vermutung zu bestätigen, dass sie nach Vauxhall fahren mussten.
    Seltsam, dass außer ihnen keine anderen Paare hier zu sein schienen. Hatte sonst niemand das Rätsel gelöst? Juliette runzelte die Stirn. Das war doch nun wirklich nicht so schwierig gewesen.
    Sie war völlig mittellos, besaß nicht einen Penny. Ihr blieb nichts anderes übrig, als Hadrians Fantasien anzuheizen, um ihn auf diese Weise endlich dazu zu bringen, sie zu seiner offiziellen Mätresse zu machen.
    Welche andere junge Witwe hätte sich darauf eingelassen, mit einem alternden Lebemann derart unzüchtige Spiele zu spielen? Fast jede unter den Hunderten von jungen Witwen, die nach dem Tod ihres Ehemannes bettelarm und verzweifelt zurückgeblieben sind, dachte Juliette und zog eine spöttische Grimasse.
    Sie musste ihm eine gute Vorstellung bieten.
    Erschaudernd vergrub sie ihre Finger noch fester in ihrem Schultertuch.
    „Mamselle …“
    Das tiefe Brummen der männlichen Stimme war von hinten gekommen und hatte eine eigenwillige Aussprache von „Mademoiselle“ in einem Akzent dargeboten, der auf
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