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Van Helsing

Van Helsing

Titel: Van Helsing
Autoren: Kevin Ryan
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Dorfbewohner gemeinsam los, und als der improvisierte Rammbock das Burgtor traf, gab es schließlich knirschend und knarrend nach. Jubel brach aus, und obwohl die Männer, die den Baumstamm hielten, der Erschöpfung nahe waren, setzten sie zu einem weiteren Angriff an.
    Das Tor war ihrer rohen Gewalt nicht gewachsen – Sekunden später war es endlich gesprengt. Die Menge stieß triumphierende Schreie aus, als sie zur Burg rannte. Der Mann mit dem Zylinder sah zu und feuerte sie an, während er boshaft über das ganze Gesicht grinste.
    Frankenstein fiel es wie Schuppen von den Augen, wem er Zutritt in sein Leben gewährt und was er damit vielleicht auf die Welt losgelassen hatte. Nichts von dem, was er dachte oder fühlte, konnte gemessen, quantifiziert und auf experimentelle Resultate reduziert werden. Aber eines war sicher: Das alles war so real wie das Leben, das er erschaffen hatte – jenes Leben, das Dracula gegen die Menschheit einsetzen würde.
    »Großer Gott...«, rief Frankenstein entsetzt, Gott zum ersten Mal seit langer Zeit beschwörend. Er würde nicht länger bei diesem verderbten Plan mitmachen. »Ich werde mich eher selbst töten, als Ihren finsteren Absichten Vorschub zu leisten.«
    »Nur zu. Sie brauche ich nicht mehr, Victor. Ich brauche nur ihn«, erklärte der Graf und wies auf den Tisch. »Hier ist der Schlüssel.«
    Dracula trat zurück, und Frankenstein konnte das pure Böse spüren, das diese ... Kreatur ausstrahlte. Was auch immer der Graf war, er war sicherlich kein Mensch.
    Victor wich zum Kamin zurück. Er biss die Zähne zusammen und verengte die Augen. Zu seiner Überraschung spürte er Trotz in sich aufsteigen, selbst angesichts der unmenschlichen Stärke und dunklen Macht des Grafen. Er wusste, dass sein Körper schwach war. In den letzten Monaten hatte er wenig geschlafen, und seine letzte Mahlzeit war auch schon viel zu lange her. Dennoch musste er seine Schöpfung beschützen und diesem Wahnsinn irgendwie ein Ende machen.
    »Lieber zerstöre ich ihn, als zuzulassen, dass er für etwas derart Böses missbraucht wird.«
    »Das kann ich nicht zulassen. Meine Bräute wären sehr enttäuscht.«
    »Igor! Hilf mir!«, rief Frankenstein. Er würde bis zum letzten Blutstropfen gegen diese Kreatur kämpfen, wusste aber gleichzeitig, dass sein Scheitern so gut wie vorprogrammiert war.
    »Sie sind so freundlich zu mir gewesen, Doktor, so fürsorglich und rücksichtsvoll«, bemerkte Igor aus sicherer Entfernung. »Aber wenn sie mich kriegen, hängen sie mich wieder.« Der Assistent schenkte ihm ein freudloses Lächeln und entblößte sein schrecklich missgestaltetes und gebrochenes Genick. Niemand würde Victor vor dem höllischen Dracula oder der Menge retten, die jede Sekunde eindringen konnte.
    Aber Frankenstein hatte noch immer sich selbst, und der Graf würde mit dem Letzten der Frankensteins fertig werden müssen. Mit einer schnellen Bewegung griff Victor nach einem Schwert, das über dem Kaminsims aufgehängt war. Das Gewicht der antiken Waffe seiner Familie fühlte sich gut in seinen Händen an. Ohnmächtiger Zorn ergriff von ihm Besitz. Die Kraft seines Vaters und all seiner Vorfahren durchströmte ihn, stärkte ihn und sorgte dafür, dass seine Hand nicht zitterte.
    »Bleiben Sie zurück«, befahl er.
    Sein Widersacher trat auf ihn zu. »Sie können mich nicht töten, Victor ...«, sagte Dracula. Und dann warf sich der Graf in Frankensteins Schwert! Die Klinge bohrte sich in seine Brust. Einen Moment war Victor starr vor Grauen. Er konnte nur entsetzt zusehen, wie der Graf sich weiter aufspießte und schließlich nur noch Zentimeter von seinem Gesicht entfernt war.
    »Ich bin bereits tot«, flüsterte Dracula.
    Zu denken war in diesem Moment unmöglich. Victor versuchte zu verstehen, was gerade geschehen war, während er dieser widernatürlichen Scheußlichkeit ins Auge sah, dieser Kreatur, die, wie es schien, schon vor langer Zeit das Geheimnis der Unsterblichkeit gelöst hatte, das für die Wissenschaft noch immer ein Rätsel war.
    Mein Gott, was habe ich getan?, dachte er entsetzt.
    Du wusstest, was du tust, murmelte die längst abhanden gekommene Stimme der Vernunft in seinem Kopf. Die ganze Zeit wusstest du, dass es zu schön ist, um wahr zu sein. Alle haben versucht, dich vor dem Grafen zu warnen ... vor dem, wozu er fähig ist ... aber du hast sie ignoriert ... du hast sie einen nach dem anderen im Namen deiner Arbeit verstoßen ... immer kam die Arbeit an erster
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