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Van Helsing

Van Helsing

Titel: Van Helsing
Autoren: Kevin Ryan
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Lebenshauch und die unglaublichen Energien, die dieser verschlang, würden von oben kommen ...
    ... vom Himmel.
    Plötzlich wusste Frankenstein, dass er nur Teil eines Planes war – eines Planes, der nicht von ihm stammte. Einen Augenblick hatte er sich für den Herrn der Schöpfung gehalten. Aber er war hier nicht der Herr. Unwichtig. Er hatte jetzt einen Sohn, und er würde alles richtig machen.
    Es geschah.
    Frankenstein sah den Blitz einschlagen, bevor er die Konduktoren auf dem Dach des Wachturms traf. Er spürte es, als die Kraft, die seine Vision wahr machen würde, die Maschinen erreichte. Sie erwachten als Erste zum Leben und leiteten die unvorstellbare Energie des Universums in den Kristalldiffusor, den Frankenstein in die Brust seines Sohnes implantiert hatte. Elektrizität knisterte durch das Laboratorium, und das Leben durchdrang seinen Sohn. Dann, so schnell, wie er gekommen war, verschwand der Energieblitz, und die Augenlider seines Sohnes flatterten.
    Der Schrei drang aus dem tiefsten Inneren Frankensteins, ein Ort, von dessen Existenz er bisher nichts geahnt hatte. »Er lebt ... Erlebt... ER LEEEEEBT!«
    Seine Euphorie war unbeschreiblich. Vielleicht hatte Gott sie in seinen größten Momenten der Schöpfung erfahren. Jetzt schienen all seine Opfer gerechtfertigt. Er hatte etwas vollbracht, das niemand sonst in der Geschichte der Menschheit auch nur versucht hatte.
    Ein lautes Krachen setzte seinem Glück ein jähes Ende. Er hörte Holz splittern, wütende Stimmen. Sogleich rannte Victor zu einem Fenster und sah draußen in der Nacht einen Fackeln schwingenden Mob. Eine Person kannte er: einen hoch gewachsenen Mann, der einen großen Zylinder trug. Frankenstein wusste, warum sie gekommen waren, und schaudernd wurde ihm gewahr, dass ihre Empörung gerechtfertigt war. Wenn sie nur bereit gewesen wären zuzuhören, er hätte ihnen erklärt, warum einige seiner unkonventionellen Methoden notwendig gewesen waren.
    Einige schleppten einen Baumstamm. Dann stürmten sie vor und rammten damit das Haupttor der Burg. Ein weiteres Krachen. Holz splitterte, aber das Tor hielt – allerdings war es nur eine Frage der Zeit, bis es nachgeben würde.
    Von unten drangen weitere wütende Schreie herauf. Er würde keine Zeit haben, sein Werk und dessen unglaublichen Wert zu verteidigen. Seine Schöpfung – sein Sohn – war in Gefahr. Sie würden es nie verstehen. Der Mob würde seinen Sohn betrachten und nichts als ein Monster sehen. Wo war sein Freund, der Graf? Dracula sollte ihm helfen, ihn beschützen. Warum ließ er ihn jetzt im Stich?
    »Geschafft!«, rief eine Stimme hinter ihm.
    Frankenstein fuhr herum und stand einer dunklen Gestalt gegenüber. Die Furcht in seinem Magen erreichte seine Kehle, und er schrie. Dann erkannte er die vertrauten Züge und spürte, wie das Entsetzen nachließ.
    »Oh ... Graf ... Sie sind es«, rief Frankenstein. Er war erleichtert, seinen letzten verbliebenen Freund zu sehen.
    Dracula trat in die flackernden Lichter, die von der um sie herfließenden Elektrizität erzeugt wurden. Irgendetwas stimmte nicht. Seine Stimme war flach, tonlos, und seine Augen waren wie Eis.
    »Ich hatte schon angefangen, den Glauben zu verlieren, Victor.« Dann sah der Graf auf die Dorfbewohner hinunter. »Eine Schande, dass Ihr Moment des Triumphes von einer solchen Banalität wie Grabräuberei verdorben wird.«
    Der Mob stürmte vor, die Dorfbewohner bewegten sich durch die Nacht, als wären sie ein einziger lebender Organismus, der nur von einem Wunsch beseelt war: Rache. Sie konnten noch immer nicht verstehen, warum irgendjemand – noch dazu ein Mann, der sich Arzt nannte – ein derart unaussprechliches und verderbtes Verbrechen wie Grabräuberei begehen konnte. Aber was auch immer das Motiv war, die Schändungen hatten das gesamte Dorf in einen rasenden Zustand des Grauens und des Zornes versetzt. Obwohl nicht alle und nicht einmal die meisten von ihnen direkt betroffen waren, würden sie dennoch Vergeltung üben.
    Die meisten schwenkten Fackeln, und alle trugen improvisierte Waffen wie Mistgabeln, Schaufeln und Äxte – Werkzeuge, mit denen das Land bearbeitet wurde und die in dieser Nacht einem viel dunkleren Zweck dienen würden.
    Sie bereiteten einen weiteren Angriff mit dem Baumstammrammbock auf das Tor der neuen Burg Frankenstein vor, die vor ihnen das Moor überragte.
    Die Burg war Jahrhunderte alt und hatte eindringenden Armeen widerstanden, doch die Dörfler waren sicher, dass sie in
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