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Van Helsing

Van Helsing

Titel: Van Helsing
Autoren: Kevin Ryan
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Victor von Frankenstein vorzustellen, der vor zwei Jahren hier an der Universität mit Auszeichnung graduiert hat«, wandte sich Waldman an sein Publikum. »Victor, seit seinem ersten Jahr mein Student, hat sich nicht nur als chirurgischer Anstaltsarzt, sondern auch als mein Forschungsassistent bewährt. Er hat außerdem in der Münchener Medizinzeitschrift und im Pariser Journal der chirurgischen Wissenschaft publiziert. Heute präsentiert er seine eigene Arbeit, und obwohl er das Thema geheim gehalten hat, bin ich überzeugt davon, dass es für uns alle von großem Interesse sein wird.«
    Sein Mentor drehte sich zu ihm um und flüsterte: »Sie gehören alle Ihnen, Victor.«
    Victor nickte und übernahm das Podium, als der Professor zurücktrat. Er musterte kurz das Publikum und entspannte sich ein wenig, als er bemerkte, wie Elizabeth und Henry ihre Plätze in einer der oberen Reihen des Hörsaals einnahmen. Erneut bezog er Kraft von ihnen und begann dann: »Verehrte Gäste, ich heiße Sie willkommen.« Während er sprach, spürte er, wie sein Selbstvertrauen wuchs. Seine Arbeit war wichtig, und heute würde er ihr Gerechtigkeit widerfahren lassen.
    »Ich bin froh, so viele bekannte Gesichter aus allen Bereichen der medizinischen Wissenschaft zu sehen. Chirurgie, Orthopädie, Internistik und Neurologie. Mit aller gebotenen Bescheidenheit kann ich Ihnen versichern, dass das, was ich gleich enthüllen werde, für jeden Einzelnen von Ihnen von Interesse sein und dramatische Auswirkungen auf all Ihre verschiedenen Fachbereiche haben wird.
    Vor fast zweitausendfünfhundert Jahren veränderte Hippokrates das Gebiet der Medizin für immer, indem er ein für alle Mal klarstellte, dass es keine übernatürlichen Ursachen für Krankheiten gab, sondern nur natürliche. Ein paar Hundert Jahre später hat Galen die ersten medizinischen Theorien entwickelt, die auf den Prinzipien des wissenschaftlichen Experiments basierten. In den darauf folgenden Jahrhunderten haben wir mittels Experimenten mehr und mehr über diese natürlichen Ursachen erfahren. Vor kurzem enthüllte Louis Pasteur eine mikroskopische Welt der Keime. Wir lernen immer mehr über die Anatomie und den Körper als eine Maschine. Heute entwickeln sich unsere Behandlungsmethoden und chirurgischen Techniken mit einer Geschwindigkeit, die Hippokrates wohl kaum für möglich gehalten hätte, und in der Tat haben wir allein im letzten Jahrhundert mehr gelernt als in den vorherigen zwei Jahrtausenden. An der Schwelle des zwanzigsten Jahrhunderts stehen wir am Beginn neuer und aufregender Entdeckungen.
    Allerdings bleiben signifikante Rätsel bestehen. Wir alle kennen Fälle, die jeder Erklärung trotzen. Wir haben identische Patienten mit identischen Krankheiten gesehen, von denen einige überlebt haben und andere nicht. Warum stirbt ein gesunder junger Mann an Lungenentzündung, während sich ein älterer Mann davon erholt? Was sind die Kräfte, die die Heilung vorantreiben? Die den Tod beschleunigen? Warum genesen manche Patienten schneller als andere, während sich einige niemals erholen?«
    »Gott«, bemerkte jemand etwas zu laut, was Gelächter im Publikum auslöste.
    Victor lächelte. Darauf war er vorbereitet. »Ja, vielleicht hat Gott für jeden von uns einen Plan, der vorsieht, wie lange wir leben und wann wir sterben. Aber hat Gott nicht auch erlaubt, dass unsere medizinische Wissenschaft eingreift und Leben rettet? Wenn dem so ist, dann tun die Heiler wahrhaft sein Werk.«
    Das Gelächter verklang, und Victor hielt einen Moment inne, um seine Kollegen zu betrachten. Er spürte, dass sie bereit waren für das, was als Nächstes kommen würde. »Ich behaupte, dass es eine Kraft gibt, der all unsere Arbeit zu Grunde liegt... eine bis dato unsichtbare Kraft... eine Kraft des Lebens.« Das Publikum lauschte jetzt aufmerksam. Viele beugten sich vor, um besser hören zu können.
    »Wir wissen schon seit geraumer Zeit, welche Rolle die Elektrizität im menschlichen Körper spielt. Die Fachgebiete des chemischen Galvanismus und der Elektrobiologie wurden vor über hundert Jahren geboren, als Luigi Galvani das Bein eines frisch gestorbenen Frosches durch die Einwirkung von Elektrizität zum Zucken brachte. Meine darauf aufbauenden Forschungen deuten auf die Existenz einer Kraft hin, die sogar den elektrischen Impulsen zu Grunde liegt: einer Lebenskraft, wenn Sie so wollen. Ich behaupte, dass diese Lebenskraft durch den umsichtigen Einsatz elektrischer und magnetischer
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