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Van Helsing

Van Helsing

Titel: Van Helsing
Autoren: Kevin Ryan
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Kräfte manipuliert und konzentriert werden kann – dass man diese Lebenskraft beherrschen kann, um die Gesundheit und Heilung zu fördern.«
    Sofort brachen im Saal Dutzende von Diskussionen los. Victor hörte Schock und Skepsis in den murmelnden Stimmen.
    »Gentlemen, bitte!«, dröhnte Professor Waldmans Stimme. Es wurde leiser, doch nicht alle Diskussionen erstarben.
    »Ich weiß, dass meine Behauptung revolutionär ist«, fuhr Victor fort. »Aber ist sie wirklich revolutionärer als Pasteurs Arbeit? Er hat uns eine unsichtbare Welt der mikroskopischen Organismen gezeigt. Ist es so schwer zu glauben, dass es noch mehr gibt, das wir nicht kennen, sogar mehr noch, das wir nicht sehen?«
    »Was wollen Sie damit andeuten? Dass es einen magischen Strahl gibt, der gebrochene Glieder heilen, eine Wunde verschließen, einen Körper von Krankheiten befreien kann?«, rief eine Stimme aus dem Publikum.
    »Nicht magischer als Schwefelpulver«, konterte Victor.
    »Und was würde passieren, wenn Sie genug von dieser >Lebenskraft< in Galvanis toten Frosch leiten? Wollen Sie etwa behaupten, dass er auferstehen und davonhüpfen könnte?«, schrie ein anderer.
    Victor antwortete ohne Zögern. »Theoretisch ja, aber ...«
    Die Reaktion erfolgte sofort. Die Hälfte der Zuhörer brach in höhnisches Geschrei aus, während die andere lachte. Victor spürte, wie seine Wangen erröteten und seine Körpertemperatur um zehn Grad zu steigen schien.
    »Blasphemie!«, rief eine Stimme.
    Victor ertappte sich dabei, wie er zurückbrüllte: »Nein, keine Blasphemie! Wissenschaft!«. Alle Stimmen verstummten einen Moment, bevor sie wieder durcheinander schrien.
    Professor Waldman rief dazwischen, und nach ein paar Minuten war die Ordnung wiederhergestellt.
    Als erneut Ruhe im Publikum eingekehrt war, fuhr Victor fort: »Ich weiß, dass das, was ich behaupte, außergewöhnlich ist, möchte Sie aber dennoch bitten, den Inhalt der Aktenmappe zu lesen, die vor jedem von Ihnen liegt. Sie enthält all meine experimentellen Aufzeichnungen und die Ergebnisse meiner Forschungen.«
    Victor musterte die Menge und sah nur abweisende Gesichter. Die Antwort auf seinen Antrag auf ein Forschungsstipendium würde erst in einigen Wochen eintreffen; aber er ahnte bereits, wie die Entscheidung ausfallen würde.
    Victor wusste, dass er versagt hatte. Er hatte seine Arbeit enttäuscht ... er hatte sich selbst enttäuscht... und am schlimmsten, er hatte Elizabeth enttäuscht. Dennoch hielt er sein Haupt erhoben, sah seinen Zuhörern ein letztes Mal in die Augen und sagte: »Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.«
    Mit brennendem Gesicht wandte sich Victor ab. Als er den Hörsaal verließ, verfolgten ihn die missbilligenden Stimmen seiner Kollegen. Für diese vornehme Gruppe kam das Pfeifen und Buhrufen und dem Werfen von Obst und Gemüse gleich.
    Einen kurzen Moment stand er allein im Korridor, dann sah er Professor Waldman auf sich zukommen. »Victor, geht es Ihnen gut?«
    »Ja, Professor ... aber meine Karriere ist damit wohl beendet.«
    Waldman schüttelte den Kopf. »Bei mir sind Sie immer willkommen. Es gibt vieles, das wir zusammen vollbringen könnten.«
    Victor wusste dies bereits. Waldmans Forschungen waren wissenschaftlich fundiert und anerkannt. Und der Professor machte langsam und stetig Fortschritte: neue Prozeduren, neue Techniken. Aber Victor konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass eine Stellung bei Waldman nicht mehr als Zeitverschwendung war im Vergleich zu dem, was er tun konnte, was er erreichen konnte. Er wusste, dass seine Pionierarbeit über die Lebenskraft die Medizin in einem Jahrzehnt weiter voranbringen konnte, als es die klügsten Geister der Welt in den letzten zweitausend Jahren vermocht hatten. Binnen weniger Jahre würde er das überbieten können, was Waldman in seiner gesamten Karriere geleistet hatte.
    Vielleicht war es arrogant und hochfahrend von ihm, das zu denken. Aber es entsprach der Wahrheit.
    »Nein, danke, Professor«, sagte Victor schlicht.
    Waldman musterte ihn einen Moment. »Bitte, Victor. Das war nichts weiter als ein Rückschlag. Lassen Sie sich davon nicht entmutigen, und versprechen Sie mir bitte, dass Sie mein Angebot zumindest überdenken werden.«
    Victor konnte nur nicken, und der Professor wandte sich ab, als Henry und Elizabeth näher traten.
    Es vergingen volle vier Wochen, ehe Victor in das Haus seiner Familie in Rumänien zurückkehrte. Er hatte Elizabeth einen Urlaub versprochen und Wort gehalten.
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