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Van Helsing

Van Helsing

Titel: Van Helsing
Autoren: Kevin Ryan
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Allerdings waren seine Gedanken nie wirklich bei der Reise gewesen, und ihr war das nicht entgangen. Selbst in ihrer wunderschönen gemieteten Villa an der Seine hatte er sich nicht entspannen können. Hinzu kam, dass er in Anbetracht seiner neuen beruflichen Umstände nicht das Gefühl hatte, Elizabeth gegenüber fair zu sein.
    Nach ein paar Tagen hatte sich Victor hingesetzt, um ernsthaft mit seiner Verlobten zu sprechen. »Elizabeth, ich will... ich muss meine Arbeit fortsetzen, allein, wenn es sein muss. Da ist das Landgut der Familie, das mir ein kleines Einkommen sichert. Ich kann ein Labor im Haus einrichten. Ich werde keine Mitarbeiter haben und auch die Möglichkeiten der Universität nicht nutzen können, aber es ist zumindest ein Anfang.« Seine Familie verfügte über einige Mittel, obgleich ihr Vermögen nicht mehr das war, was es einst gewesen war.
    »Ich verstehe«, hatte Elizabeth geantwortet.
    »Dessen bin ich mir nicht so sicher, Liebling. Es wird einige Zeit dauern, bis meine Arbeit Resultate aufweist.« Wissenschaft, selbst revolutionäre Wissenschaft, hing von Experimenten, Daten und wiederholbaren Ergebnissen ab. Er würde jahrelang mit Tieren und niederen Lebensformen arbeiten müssen, und das mit der bescheidenen Ausrüstung, die er sich würde leisten können.
    »Der Punkt ist, Elizabeth, es wird einige Zeit dauern, bis ich etwas Substanzielles erreicht habe. Eine Zeit lang werde ich die Witzfigur sein, die ich in Goldstadt war.« Er wusste nicht, wie er das, was als Nächstes kommen würde, in Worte kleiden sollte. Doch wie sich herausstellte, wollte Elizabeth es gar nicht hören.
    »Nichts davon spielt für mich eine Rolle, Victor. Ich kenne dich. Du bist der Mann, den ich liebe. Und ich weiß, dass ich dich mit deiner Arbeit teilen muss«, sagte sie, noch bevor er sie unterbrechen konnte. »Wenn du denkst, dass ich zulasse, dass dieser kleine Rückschlag unser gemeinsames Leben beeinträchtigt, irrst du dich gewaltig, Dr. Victor Frankenstein. Ich habe vor, dich zu heiraten, und ich habe nicht vor, damit zu warten.«
    »Aber, Elizabeth, ich kann dir nichts bieten ...«
    »Du bietest mir dich, und das ist alles, was ich will. Ich werde mich nicht vom Geld oder dem Goldstadt-Forschungsstipendiumsausschuss oder sonst etwas aufhalten lassen. Und ich kann dir bei deiner Arbeit assistieren.«
    »Am Anfang werden wir nicht viel haben«, hatte Victor gewarnt.
    »Wir werden alles haben, was wir brauchen.«
    In diesem Moment hatte Victor gespürt, wie sich die Wolke der Niedergeschlagenheit verzog, die seit seinem desaströsen Vortrag auf ihm lastete. Es gab Hoffnung – nicht nur für seine Arbeit, sondern auch für sein Leben mit Elizabeth.
    Es mochte nicht das Goldstadt-Forschungsstipendium sein, aber ihm genügte es.
    Jetzt betrat er das Haus seiner Familie, wo seine wenigen Diener bereitstanden, ihn zu begrüßen. Er freute sich, wieder daheim zu sein. Es wurde Abend, bis er all seine Sachen ausgepackt hatte und sich seinen Aufgaben als Herr des Hauses widmen konnte.
    Ein großer Stapel Korrespondenz verlangte seine Aufmerksamkeit, aber Victor entschied, dies auf morgen zu vertagen. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und machte sich Notizen: Wenn er in seinem eigenen Haus ein Labor einrichten wollte, wartete eine Menge Arbeit auf ihn.
    Ein Lächeln erhellte sein Gesicht, als er sich vorstellte, wie Elizabeth im selben Moment Platz nahm, um Pläne für die Hochzeit zu schmieden. Ja, zusammen konnten sie eine Menge erreichen.
    Nach nicht einmal einer Stunde kam Victors Butler Gerald herein, um ihn zu informieren, dass jemand an der Tür war. Bevor Gerald sprach, räusperte er sich theatralisch. »Ein gewisser Graf Dracula. Ich habe ihn gebeten, morgen wiederzukommen, aber er bestand darauf, Sie zu sehen. Es tut mir Leid, Sir, es ist äußerst ungebührlich, Sie zu dieser späten Stunde noch zu behelligen.«
    Ungewöhnlich war das Ganze in der Tat. Victor hatte von einem Grafen Dracula gehört, aber um diesen konnte es sich wohl kaum handeln. Der arme Gerald wirkte zerknirscht. »Es geht schon in Ordnung. Sehen wir uns unseren Gast an.«
    Das Foyer war leer, und Victor warf Gerald einen fragenden Blick zu.
    »Er wollte weder gehen, noch wollte er eintreten«, erklärte Gerald.
    Victors natürliche Neugierde war geweckt. Er ging zur Haustür und stand sogleich einem hoch gewachsenen Mann gegenüber. Er war ganz in Schwarz gekleidet; ein langer Mantel verhüllte seine Gestalt. Seine Kleidung war
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