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Van Helsing

Van Helsing

Titel: Van Helsing
Autoren: Kevin Ryan
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dieser Nacht fallen würde. Im Innern befand sich nur ein Mann, und sie würden ihn in ihrer Gewalt haben, bevor die Nacht um war.
    An der Spitze des Organismus stand der Leichenbestatter des Dorfes mit seinem Zylinder. Seine Augen spiegelten das Licht der Fackel, die er schwenkte, und ihr Funkeln verriet, wie sehr er genoss, was er tat. Er feuerte die Meute mit lauter Stimme an. »Ihr wisst, was er dort drinnen treibt – was er mit den Leichen eurer Liebsten macht!«
    Geschrei antwortete ihm. Die Männer mit dem Baumstamm stürmten wieder los. Das geschwächte Tor hielt stand, als wäre es nicht bereit, den Kampf aufzugeben.
    Wieder irritierte Frankenstein der Mangel an Besorgnis in der Stimme des Grafen. Grabräuberei war ein schweres Vergehen. Nicht lange, und der Mob würde durch das Burgtor brechen. Die Vordertür wäre dann auch kein Problem mehr ... niemand würde sie dann noch aufhalten können.
    Frankenstein sah Dracula flehend an und sagte: »Ich muss ... ich muss von diesem Ort fliehen.«
    Mit zunehmender Panik rannte er durch sein Labor und sah es plötzlich mit neuen Augen. Es hatte mehr von einem übel riechenden Verließ als einem Ort der wissenschaftlichen Forschung. Die Maschinen und Geräte, die ihn einst mit Begeisterung erfüllt hatten, waren jetzt Furcht erregend. Die Dynamos, die Generatoren, die chemischen Bottiche und Reaktionstanks waren groteske, stampfende Scheußlichkeiten, während seine Welt um ihn herum in tausend Scherben zerfiel.
    Irgendetwas war schrecklich falsch hier. Der Graf musterte ihn mit einer Art Verachtung oder Schlimmerem – zumindest nicht mit Freundschaft. Von einem Augenblick zum anderen verschwand die eine Gewissheit in seinem Leben und drohte den Rest seines Verstandes mitzunehmen.
    Von oben drang die Stimme des Grafen: »Wo rennen Sie denn hin, Victor?«
    Dracula konnte unmöglich hoch unter den Dachsparren sein, als wäre er auf magische Weise dort hinauftransportiert worden. Wenn es Magie war, dann eine sehr dunkle Kunst, wie Frankenstein dämmerte.
    Das war alles ein bisschen viel auf einmal, und so versuchte er sich zu konzentrieren. Frankenstein riss eine in der Nähe stehende Reisetruhe auf und begann wie wild zu packen. Er musste entkommen, musste seine Schöpfung von hier wegschaffen ... weg von dem Mob ... weg von Dracula. Dann konnte er sich immer noch damit befassen, was geschehen war.
    »Ihre einzigartigen Experimente haben Sie im Großteil der zivilisierten Welt... unerwünscht gemacht.« Draculas Stimme war kalt, mit einem spöttischen Unterton. Frankenstein blickte auf und sah, dass der Graf jetzt am anderen Ende des Raumes war und auf dem breiten Kaminsims auf und ab ging.
    Das Ganze ergab keinen Sinn. Es verstieß gegen alle Gesetze der Physik und der Bewegung, wie er sie kannte. Wer war dieser Mann in Wirklichkeit? Er hatte Frankenstein angelogen – von Anfang an. Und ihm etwas Wichtiges genommen.
    Nein, ich habe es ihm gegeben, durchfuhr es ihn. Ich habe ihn in mein Haus eingeladen. Und zu noch viel mehr.
    Frankenstein konzentrierte sich auf das Einzige, das jetzt noch zählte: sein Sohn. »Ich werde ihn fortschaffen, weit fort, wo ihn niemand finden wird.« Er packte weiter, nur das Allernötigste, aber in der Nähe des Grafen fiel ihm das Denken schwer.
    Plötzlich war Dracula direkt neben ihm, schlug den Deckel der Truhe zu und stieg darauf. »Nein, Victor. Die Zeit ist gekommen, dass ich ihn in meine Obhut nehme.«
    »Was sagen Sie?« Frankensteins Stimme klang fast hysterisch.
    »Warum wohl habe ich Sie Ihrer Meinung nach hierher gebracht? Ihnen diese Burg gegeben? Ihr Labor eingerichtet?«
    Der Wissenschaftler in ihm versuchte zu verstehen, obwohl er die entsetzlichen Folgerungen fürchtete. »Sie sagten, Sie würden an meine Arbeit glauben ...« Dass ich meinen Platz unter den Giganten der Medizin einnehmen würde, fügte er in Gedanken hinzu.
    »Und so ist es auch. Aber jetzt, nach diesem, wie Sie selbst sagten, >Triumph der Wissenschaft über Gott<, muss sie meinen Zwecken dienen.«
    »Welchen Zwecken?« Frankenstein suchte in den eisigen Augen des Grafen nach Antworten. Er spürte, wie die letzten Überreste von Draculas Einfluss auf ihn schwanden – nicht weil Frankenstein sich befreit, sondern weil der Graf ihn freigelassen hatte ... weil Frankenstein das finstere Streben des Mannes erfüllt hatte. In einem Punkt war er sich jetzt sicher: Seine Schöpfung – sein Sohn – würde ihm entrissen werden.
    Erneut stürmten die
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