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Van Helsing

Van Helsing

Titel: Van Helsing
Autoren: Kevin Ryan
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Tür. Er eilte ihm nach und fand sich in einem schmalen, dunklen Gang wieder. Dann sah er am Ende eine weitere Tür. Er stieß die Tür auf und trat nach draußen.
    Igor stand ihm im Weg, doch er versetzte ihm einen groben Stoß und marschierte über das Feld. Hinter ihm gellte eine Stimme. »Frankenstein! Er hat ein Monster erschaffen!«
    Sofort wurden ihm zwei Dinge klar: Frankenstein war der Name seines Vaters, und das »Monster« war er. Er hörte den wütenden Mob und wusste, dass er und Vater noch immer in Gefahr waren. Er stapfte weiter, ohne sich umzuschauen, direkt auf ein Gebäude in der Ferne zu.
    Dort würden er und Vater sich ausruhen können – wenn es überhaupt noch Hoffnung für Vater gab. Der andere Mann hatte ihm augenscheinlich etwas Schreckliches angetan.
    Da schrie eine schrille Stimme: »Seht! Er will zur Windmühle!«
    Er überlegte, ob es gefährlich war, seinen Weg fortzusetzen. Wenn die wütenden Leute ihm folgten ...
    Niemand kann Vater jetzt noch etwas antun, sagte eine Stimme in ihm.
    Nein. Vater war ein großer Mann, und ohne Vater war er ganz allein. Er musste sich in Sicherheit bringen, dem Mann helfen, dem er alles zu verdanken hatte.
    Er rannte.
    Minuten später war er an der Tür des Gebäudes. Sie war mit einer Kette gesichert und verriegelt, aber mit nur einer Hand stieß er sie auf. Draußen hörte er die Leute und sah sie dann mit ihren Fackeln. Er schlug die Tür hinter sich zu. Im Innern waren eine Maschine und ein Geruch, den er kannte: Alkohol. Außerdem sah er eine Treppe.
    Hastig stieg er sie hinauf. Vater brauchte ihn.
    Einen Moment war Dracula zu betäubt, um sich zu bewegen. Er spürte das Gewicht der Maschine und erlaubte der Hitze, seine Haut zu verbrennen. Er war überrascht, dass die Kreatur ihn überrumpelt hatte. Das war seit Jahrzehnten nicht mehr geschehen, vielleicht länger.
    Dracula hatte angenommen, dass sie nicht mehr als ein geistloses Tier sein würde, selbst wenn Frankenstein Erfolg gehabt hatte. Aber dieses Ding hatte sich wahrhaft um den hirnlosen Narren gesorgt, der es erschaffen hatte.
    Und Frankenstein war ein Narr gewesen – brillant, vielleicht sogar ein Genie, aber sein Verstand hatte sich mühelos kontrollieren lassen. Die Intelligentesten der Lebenden glaubten, dass sie irgendwie immun gegen Manipulation waren. Doch ihre Eitelkeit und ihr Stolz öffneten viele Türen zu ihnen.
    Im Lauf der Jahrhunderte hatte Dracula viele derartige Geister kennen gelernt. Er hatte auch stärkere gekannt, aber am Ende waren sie ihm alle verfallen oder gestorben. Frankensteins Kreatur würde ihm keine Sekunde lang Widerstand leisten können. Natürlich würde sie sterben, doch erst, wenn sie Draculas Zwecken gedient hatte.
    Der Graf freute sich schon, die Kreatur zu vernichten, wenn es an der Zeit war. Er schob die Maschine von sich weg und sprang aus dem Kamin. Sein Gesicht war zwar verbrannt, aber das zu ändern kostete ihn nur einen Moment; seine Fähigkeit, sich nach Gutdünken zu regenerieren, war ebenfalls ein Beweis dafür, wie überlegen er den Lebenden war.
    Ein weiterer Moment der Konzentration, und Dracula nahm seine geflügelte Gestalt an. Eine Sekunde genoss er die Macht dieser Inkarnation und die Furcht, die sein Anblick bei den Sterblichen auslöste. Sie hatten eine abergläubische Angst vor Fledermäusen – eine Angst, die in diesem Fall wohl begründet war.
    Als Dracula losflog, sah er seinen Schatten auf die Laborwände fallen – bald würde er noch viel mehr bedecken. Frankensteins Kreatur war der Schlüssel – und eben diesen Schlüssel wollte Dracula besitzen.
    Frankensteins Schöpfung kam oben an. Draußen konnte er in der Ferne die Burg sehen. Schnell hatten die Reihen der erzürnten, schreienden Leute die Windmühle umringt.
    Ein paar Sekunden lang geschah nichts, und er hoffte schon, dass sie ihn und seinen Vater in Ruhe lassen würden. Die Nacht war still, die Menge plötzlich verstummt. Dann erhellte Fackellicht ihr Opfer, und sie erhaschte einen ersten Blick auf das gespenstische Geschöpf über sich.
    Sofort trat jemand vor und warf eine Fackel, womit er sowohl das Schweigen als auch die Stille beendete. Wieder gellten Schreie, und weitere Fackeln flogen gegen das alte Holzgebäude.
    Gefahr!, durchfuhr es ihn. Er und Vater konnten nicht bleiben, wo sie waren. Nach unten konnten sie aber auch nicht gehen.
    Er versuchte, ihre Furcht zu verstehen, ihren Hass, ihren Wunsch, ihm etwas anzutun. »Warum ...?«, rief er einem von ihnen
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