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Herr der Daemmerung

Herr der Daemmerung

Titel: Herr der Daemmerung
Autoren: Lisa J. Smith
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Kapitel Eins
     
    »Es ist ganz einfach«, sagte Jez in der Nacht der letzten Jagd ihres Lebens. »Ihr lauft. Wir verfolgen euch. Wenn wir euch kriegen, seid ihr tot. Wir werden euch drei Minuten Vorsprung geben.«
    Der Anführer der Skinheads vor ihr rührte sich nicht. Er hatte ein teigiges Gesicht und Haifischaugen, stand angespannt da und versuchte, wie ein harter Bursche zu wirken, aber Jez konnte das leichte Zittern in seinen Beinmuskeln erkennen.
    Jez ließ ein Lächeln aufblitzen.
    »Jeder wählt eine Waffe«, fuhr sie fort. Mit der Zehenspitze stieß sie den Haufen zu ihren Füßen an. Es war eine hübsche Sammlung - Pistolen, Messer, Baseballschläger, sogar einige Speere. »He, nehmt mehr als eine. Nehmt, so viel ihr wollt. Das geht aufs Haus.«
    Hinter ihr erklang ein ersticktes Kichern, und Jez machte eine scharfe Handbewegung, um es zu stoppen. Dann folgte Stille. Die beiden Gangs standen einander gegenüber: sechs gewaltbereite Skins auf der einen Seite und Jez’ Gang auf der anderen. Nur dass Jez’ Leute nicht unbedingt normale Gangmitglieder waren.
    Der Blick des Skinhead-Anführers wanderte zu dem Waffenhaufen. Dann machte er einen Satz nach vorn und hielt plötzlich etwas in der Hand.
    Natürlich eine Schusswaffe. Sie entschieden sich immer für Schusswaffen. Bei dieser handelte es sich um eine, die man in Kalifornien nicht mehr kaufen durfte, ein großkalibriges halbautomatisches Sturmgewehr. Der Skin riss es an sich und zielte auf Jez.
    Jez warf den Kopf in den Nacken und lachte.
    Alle starrten sie an - und das war gut so. Sie sah großartig aus, und sie wusste es.
    Die Hände in die Hüften gestemmt, das feinknochige Gesicht dem Himmel zugewandt, mit einer Woge roten Haars, das ihr über die Schultern und den Rücken fiel - yeah, sie sah gut aus. Hochgewachsen und stolz und entschlossen ... und sehr schön. Sie war Jez Redfern, die Jägerin.
    Sie senkte das Kinn und fixierte den Anführer der Gang mit Augen, die weder silbern noch blau waren, sondern von einer Farbe irgendwo dazwischen. Einer Farbe, die er noch nie gesehen haben konnte, denn Menschen hatten nicht solche Augen.
    Er verstand den Fingerzeig nicht. Er schien nicht der Hellste zu sein.
    »Jetzt kriegst du erst mal das hier«, rief er und feuerte.
    Jez bewegte sich in letzter Sekunde. Nicht dass ihr eine Metallkugel in der Brust ernsthaft schaden konnte, aber sie hätte sie vielleicht nach hinten gerissen, und das wollte sie nicht. Sie hatte die Führung der Gang gerade erst von Morgead übernommen, und sie wollte keine Schwäche zeigen.
    Die Kugel durchbohrte ihren linken Arm. Es gab eine kleine Explosion von Blut und einen scharfen Stich des Schmerzes, als die Kugel den Knochen traf, bevor sie auf der anderen Seite austrat. Jez kniff die Augen zusammen, behielt ihr Lächeln jedoch bei.
    Dann schaute sie an ihrem Arm entlang, und ihr Lächeln verschwand. Sie hatte nicht an den Schaden gedacht, den ihr Ärmel nehmen würde. Jetzt klaffte da ein verdammtes Loch. Warum dachte sie niemals über diese Dinge nach?
    »Weißt du, wie teuer Leder ist? Weißt du, wie viel eine North-Beach-Jacke kostet?«, zischte sie und trat auf den Skinhead-Anführer zu.
    Er blinzelte und hyperventilierte. Versuchte dahinterzukommen, wie sie sich so schnell hatte bewegen können und warum sie nicht vor Schmerz brüllte. Er zielte und schoss erneut. Und noch einmal, und jedes Mal wilder als zuvor.
    Jez wich aus. Sie wollte keine weiteren Löcher mehr. Das Fleisch ihres Arms heilte bereits, schloss sich und glättete sich. Ein Jammer, dass ihre Jacke nicht das Gleiche tat. Sie erreichte den Skin, ohne einen weiteren Schuss abzubekommen, und packte ihn an der Vorderseite seiner grünschwarzen Bomberjacke. Sie hob ihn mit einer Hand hoch, bis die Stahlkappen seiner Doc Martens gerade eben über dem Boden schwebten.
    »Lauf um dein Leben, Junge«, zischte sie. Dann warf sie ihn einfach von sich.
    Er segelte über eine bemerkenswerte Distanz durch die Luft und prallte gegen einen Baum. Die Augen vor Entsetzen geweitet, rappelte er sich hoch. Seine Brust hob und senkte sich hektisch. Er sah erst sie an, dann seine Gang, drehte sich um und rannte zwischen den Mammutbäumen davon.
    Die anderen Skins starrten ihm einen Moment lang nach, bevor sie zu den Waffen sprangen. Jez beobachtete sie stirnrunzelnd. Sie hatten gerade eben mit angesehen, wie viel sie mit Kugeln gegen Leute wie sie ausrichten konnten - nämlich nichts -, und trotzdem entschieden sie sich für die
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