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Van Helsing

Van Helsing

Titel: Van Helsing
Autoren: Kevin Ryan
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Stelle.
    Mein Sohn ... vergib mir, war alles, was Victor noch denken konnte.
    Dann beobachtete er, wie Draculas Eckzähne vor ihm zu wachsen schienen und sich in rasiermesserscharfe Fänge verwandelten. Alle Farbe wich aus dem einst menschlichen Gesicht des Monsters. Als Victor in diese kalten, toten Augen sah, spürte er, wie ihn all seine Entschlossenheit und Hoffnung verließen. Ja, er war der Architekt seines eigenen Untergangs, und er bedauerte seinen bevorstehenden Tod nicht: Er hatte ihn selbst heraufbeschworen.
    Er bedauerte nur, dass seine Schöpfung jetzt in die Hände dieses Monsters fiel. Sein Sohn verdiente etwas Besseres.
    Dracula beugte sich vor, und Victor wusste, dass er nur noch Sekunden zu leben hatte. In das Gesicht dieses Monsters zu starren war wie Satan höchstpersönlich in die Augen zu schauen.
    Victor spürte einen Druck an seinem Hals, als diese langen Zähne seine Haut durchbohrten und irgendwie viel tiefer eindrangen, als sich ermessen ließ. Der Arzt in ihm wusste, dass Dracula sein Blut aussaugte, doch ein anderer Teil von ihm ahnte, dass der Graf ihm weit mehr als das nahm.
    Dunkelheit stieg hoch, umfing ihn, und er stürzte ins Vergessen.
    Lärm. Licht. Er hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Er wusste weder, wo er war, noch konnte er sich an seinen Namen erinnern. Aber jemand war in der Nähe.
    Vater.
    Ja, Vater hatte zu ihm gesprochen, während er ... geschlafen hatte? Das Erinnern fiel ihm schwer. Seine Gedanken waren fahrig, und er musste sich konzentrieren. Immer wieder lockte der Schlaf, und noch etwas anderes rief nach ihm. Er kämpfte dagegen an.
    Er war stark. Das war seine zweite Gewissheit. Vater hatte ihn stark gemacht. Er zwang seine Augen, offen zu bleiben. Bald gewöhnten sie sich an das helle Licht. Überall waren Blitze, doch wenn er sich nur stark genug anstrengte, konnte er Gestalten erkennen.
    Ihm dämmerte, dass er den Ort vor Augen hatte, an dem sein Vater gearbeitet, ihm Gestalt gegeben und schließlich Leben eingehaucht hatte. Er hörte Vaters Stimme und erkannte in ihr die Stimme aus seinem Traum wieder. Er wollte ihn sehen, ihn berühren. Wollte diese Stimme deutlich hören, die Stimme, die ihn in diese Welt gerufen hatte.
    Aber irgendetwas drückte ihn wieder. Er stemmte sich dagegen. Warum war Vater nicht gekommen, ihn freizulassen?
    Da waren zwei Stimmen. Die eine gehörte seinem Vater, die andere kannte er nicht. Vater klang aufgebracht ... und verängstigt. Er konnte es in seiner Stimme hören und auch irgendwo tief in sich spüren.
    Die Gurte, die ihn hielten, gaben nicht nach. Er stemmte sich erneut gegen sie. Vater brauchte ihn, und er setzte noch mehr Kraft ein.
    Etwas riss: Eine seiner Fesseln hatte sich gelöst. Jetzt konnte er sich mühelos auch von den anderen befreien. Doch er zögerte. Hier drohte Gefahr, und er würde vorsichtig sein müssen. Er bewegte sich langsam – anders ging es auch gar nicht. Seine Glieder waren kräftig, doch er musste sich konzentrieren, um seine Bewegungen zu steuern.
    Als er sich nach Vater umsah, stellte er fest, dass dieser eine Waffe auf den anderen Mann richtete. Der Fremde näherte sich Vater, wollte ihm etwas antun. Es blieb nicht viel Zeit, und sie waren zu weit weg. Er verfolgte, wie sich der andere Mann nach unten beugte und Vater biss.
    Er konnte Vaters Schmerz spüren und wusste, dass er ihn nicht rechtzeitig erreichen würde. Er war nicht schnell genug.
    Aber er war stark.
    Kurz entschlossen bückte er sich und packte eine der Maschinen. Sie war groß und sehr schwer, aber das spielte keine Rolle. Mühelos hob er sie vom Boden auf. Da Vater in Gefahr war, bedeutete ihm das Gewicht nichts.
    Dann sah er, wie der andere Mann Vater zu Boden sinken ließ, und er spürte eine Veränderung in sich, als wäre das, was ihn mit Vater verbunden hatte, plötzlich durchtrennt worden. Ein lauter Schrei drang aus seiner Kehle, er wuchtete die Maschine hoch und warf sie nach dem anderen Mann.
    Sie segelte durch die Luft, traf ihn frontal, riss ihn von den Beinen und schleuderte ihn in den Kamin. So schnell er konnte, näherte er sich Vater und nahm seinen Schöpfer in die Arme.
    Da sah er eine Bewegung aus dem Augenwinkel. Es war nicht der andere Mann, aber jemand, den Vater kannte. Igor hieß er. Der kleine Mann floh. Er folgte ihm in sicherer Entfernung. Mit Vater in den Armen stieg er die Treppe hinunter, gewann mit jeder Sekunde an Kraft und konnte seine Bewegungen besser kontrollieren.
    Igor verschwand durch eine
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