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Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Titel: Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
Autoren: Mark Evans
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S olangeich mich erinnern kann, wollte ich reisen. Was das eigentlich bedeutete, war mir damals gar nicht klar, aber mir war schon ziemlich früh bewusst, dass es draußen in der Welt unheimlich viele Sachen zu sehen und zu entdecken gab. Schon ganz früh malte ich mit Begeisterung Bilder von Orten und Sehenswürdigkeiten, die mir ganz weit weg vorkamen, von den Pyramiden, Big Ben oder auch der Harbour Bridge von Sydney. (Hey, immerhin stammte ich aus Melbourne, da erschien mir Sydney wie auf einem anderen Planeten.) Mich faszinierte die Vorstellung, dass es Länder auf der anderen Seite der Welt gab, in denen die Menschen andere Sprachen sprachen, anderes Essen aßen, andere Kleidung trugen und eben überhaupt … anders waren. Es gab nur ein Problem: Wie konnte ich es schaffen, in diese so entlegenen, wunderbar anderen Länder zu gelangen? Ich kam aus einer Arbeiterfamilie und war in einem ziemlich rauen Vorort von Melbourne aufgewachsen, in Prahran. Welche Chance hatte ich schon, wirklich etwas von der Welt zu sehen?
    Eine gar nicht mal so kleine, nachdem ich der Bassist von AC/DC geworden war. Ein Freund von mir gab mir im März 1975 den richtigen Tipp, und mit gerade mal 19 Jahren stieß ich zur Band. Im ersten Jahr gaben wir Konzerte, gingen auf Tour, machten Aufnahmen, tranken und ackerten uns quer durch Australien. Wir erreichten ganz ordentliche Platzierungen in den Hitparaden und zogen uns gleichzeitig den Zorn des Establishments zu, woraufhin wir eine Tour sofort unter das Motto „Lock up your daughters“ – „schließt eure Töchter ein“ – stellten. Als wir damit fertig waren, schien es uns eine ziemlich gute Idee zu sein, dasselbe Ding gleich noch mal in Europa durchzuziehen. Und so machten wir uns auf den Weg.
    Am 5. April 1977 befanden wir uns in Paris, und der größte Teil unserer Tour als Vorgruppe von Ozzy Osbournes Band Black Sabbath lag schon hinter uns. An jenem Abend hatten wir im Pavillon de Paris gespielt, einer Halle, die unserem alten Wasserloch in Sydney, dem Hordern Pavilion, gar nicht unähnlich war. Der Pavillion in Paris war zusätzlich noch deswegen interessant, weil sich früher an diesem Ort ein Schlachthof befunden hatte, weswegen Einheimische die Halle auch Les Abattoirs nannten. Ich bezweifelte nicht im Geringsten, dass der ganze Laden aufgrund seiner blutigen und unrühmlichen Vergangenheit eine Art Dauerkater hatte. Es roch genau so, wie man es von einem früheren Pariser Schlachthof erwarten konnte – nein, sogar noch schlimmer.
    Aber die Stadt an sich war natürlich etwas ganz anderes. Paris im Frühling ist einfach phantastisch. Es gibt bestimmt schon einen Song, der „Paris In The Springtime“ heißt, und wenn nicht, dann sollte man ihn schleunigst schreiben. Für ein paar junge Typen, die in einer Rockband spielten, war es jedenfalls höchst aufregend. Und wenn ich „jung“ sage, dann meinte ich damit die Instrumentalisten von AC/DC und nicht unseren geliebten und furchtlosen Anführer und Sänger, Bon Scott. Wir nannten ihn allgemein „old man“, und es war ein bisschen so, nein, es war sogar ziemlich genau so, als sei man mit einem leicht durchgeknallten Onkel auf Tournee. Ihr wisst schon, diese lustigen Typen, die sich bei Hochzeiten im großen Stil besaufen und versuchen, alle jungen Mädels abzuschleppen. Bon war damals erst knapp über 30, aber für mich gehörte er trotzdem schon zu einer anderen Generation.
    Da Paris eben Paris war, und AC/DC eben AC/DC, ließen wir es während unseres Aufenthalts ordentlich krachen, abgesehen von Angus Young, unserem abstinenten Gitarristen in Schuluniform, der sich nur selten mal einen Schluck genehmigte. Unser Old Man hingegen gönnte sich gerne einen Tropfen Rotwein, und manchmal auch wesentlich mehr. Und in Paris konnte man sich wirklich ganz ausgezeichnet mit Rotwein die Kante geben. Bon und ich hatten in der Stadt zwei sehr attraktive Französinnen kennen gelernt und waren dabei, unsere Bekanntschaft besonders in bestimmten Körperregionen zu vertiefen. Wir hatten bereits ein paar ziemlich wilde Tage und Nächte in der Gesellschaft der beiden Mademoiselles verbracht und beschlossen nach dem Gig im Pavillion, uns mit ihnen in unser Hotel am Boulevard Saint-Germain zurückzuziehen.
    Hotelzimmer in Paris sind, das muss man sagen, meistens ziemlich klein und eng. Oft haben sie diese winzigen Balkone, auf die gerade mal zwei Leute passen – zwei kleine Leute, wohlgemerkt. Bon und ich waren schon ziemlich
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