Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untitled

Untitled

Titel: Untitled
Autoren: nanu
Vom Netzwerk:
scheiße, scheiße. So viel zu seinem Vorhaben, vor dem Gespräch mit Peggy Ryan schnell noch loszulaufen und sich ein neues Hemd zu b e sorgen. »Ich fange an, dann Yashi, dann George, dann du, Deb …«
    »Ich besorge jede Menge Kaffee«, meinte Deb.
    »Gut. Yash, ruf Fran und Manny an, sag ihnen, was los ist«, befahl Jules. »Und sie sollen so schnell wie möglich hier auftauchen.«
    »George, was willst du von Starbucks haben?«, wollte Deb wissen.
    »Max muss das hier unbedingt lesen«, wiederholte George und wandte sich dabei direkt an Jules. »Und zwar jetzt sofort.«
    Scheiße. Jules griff nach der E-Mail und überflog die Zeilen, während Deb sich über seine Schulter beugte und mi t las. Es war eine Liste mit Namen unter einer makabren Übe r schrift: Zivile Todesopfer der Explosion in Hamburger Café. Es ging um einen neuerlichen Terroranschlag, der erst gestern Morgen in Deutschland stattgefunden hatte. Die meisten Presseberichte hatten sich vor allem damit beschäftigt, dass die Zahl der Todesopfer relativ gering ausgefallen war – dass die Autobombe sehr viel größeren Schaden hätte anrichten können.
    Doch wenn man sich diese Liste mit all den Namen ansah, dann wurde einem klar, dass doch eine ganze Menge Menschen ums Leben gekommen waren.
    »Damit haben wir nichts zu tun«, meinte Jules zu George. »Dafür ist Frisk mit seinem Team zuständig. Ich weiß, dass Max auf dem Laufenden gehalten werden will, aber es gibt keinen besonderen Grund, weshalb er ausgerechnet …«
    »Oh doch, den gibt es«, unterbrach ihn George.
    »Ach, du Scheiße«, keuchte Deb und deutete mit dem Zeigefinger auf den letzten Namen der Liste. Auch Yashi beugte sich noch dichter heran und …
    Jules folgte ihrem Finger und entdeckte zwei Wörter, die sein Herz zum Stillstand brachten.
    Gina.
    Und Vitagliano.
    Er las sich die Überschrift noch einmal durch: Zivile Todesopfer …
    »Oh Gott, nein«, sagte er. Nicht Gina Vitagliano.
    Die einzige Frau, die jemals Max Bhagats teflo n beschichtetes Herz erobert hatte. Eine Frau, die Max nicht nur hatte gehen lassen, sondern die er gestoßen und getreten hatte, bis sie schließlich endgültig aus seinem Leben verschwunden war.
    Was nicht bedeutete, dass er sie nicht geliebt hatte, dass er sie nicht immer noch liebte.
    Heilige Mutter Gottes …
    »Irgendjemand muss es ihm sagen«, flüsterte Deb.
    Jules blickte auf und sah, dass ihn alle anstarrten. Als ob er ihr Teamleiter oder so was wäre. Wie ungerecht – seine B e förderung stand ja erst noch aus.
    »Ja, ja, ich mach’s«, sagte er, aber seine Stimme klang dabei irgendwie fremd. »Gina war auch meine Freundin.« Mein Gott. Gina war. Was für ein furchtbares Wort. Herrgott noch mal, wie war so etwas nur möglich?
    Das Blau des wolkenlosen Himmels draußen vor dem Fenster wirkte mit einem Mal gehässig. Jules wünschte, er könnte die Zeit zurückdrehen bis zu dem Punkt, als sein Radiowecker zum ersten Mal angesprungen war. Dieses Mal würde er ihn ausschalten, sich umdrehen und weiterschlafen.
    Aber damit hätte er das Unvermeidliche ja doch nur hinausgezögert.
    Irgendwann, irgendwie würde dieser furchtbare, schrec k liche Tag für sie alle ein Ende nehmen.
    Jules räusperte sich die schmerzende Kehle. »Yashi, du kriegst raus, was Gina in Deutschland gemacht hat. Als ich das letzte Mal von ihr gehört habe, da war sie noch in Kenia, mit …« Verdammt noch mal, wie hießen die gleich noch? Irgendwann fiel es ihm ein. »AAI – AIDS Awareness Inte r national. Ruf dort an, sammle alle Informationen, die du kriegen kannst. George, du kontaktierst Walter Frisk. Wir wollen alles über die Explosion wissen, und zwar jetzt sofort .« Er wandte sich an Deb. »Hol den Kaffee, dann hilfst du George. Los.«
    Sie eilten in unterschiedliche Richtungen davon.
    Wenn Max diese E-Mail zu Gesicht bekam, dann würde er einen riesigen Haufen Fragen haben, von denen Jules keine einzige beantworten konnte.
    Zumindest noch nicht.
    Jules wischte sich die Augen, rückte die Krawatte gerade und machte sich, mit schwerem Herzen unter einem ruinierten Hemd, das plötzlich so gar keine Rolle mehr spielte, auf den langen Weg in Max’ Büro.
     
    Arlington, Virginia
    12 . Januar 2004
    Vor siebzehn Monaten
     
    Max zwang sich zur Entspannung. Er hinderte seine Schultern daran, sich zu verkrampfen, seine Fäuste daran, sich zu ballen und – das Schwierigste von allem – seine Kiefermuskulatur daran zu zerspringen, während er dafür sorgte, dass er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher