Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1517 - Die Mondhexe

1517 - Die Mondhexe

Titel: 1517 - Die Mondhexe
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
»Das sind keine wirklichen Probleme.«
    »Also doch. Es gibt welche.«
    »Sie sind nicht real, verdammt. Hier ist alles okay.«
    »Dann könntest du ja auch okay sein.«
    »Bin ich fast.«
    »Und wieso nur fast?«
    Pino stöhnte leise auf. »Wenn ich dir das sage, fängst du an zu lachen, aber ich will ehrlich sein.« Er hob die Schultern. »Es liegt am Mond. Ja, am Mond. An dieser verdammten vollen Scheibe, die auf uns nieder glotzt.«
    »Nein«, murmelte Kerry, »das kann ich nicht glauben.«
    »Egal, ob du es glaubst oder nicht. Aber es ist so. Es liegt am Vollmond.«
    »Und was ist daran so schlimm?«
    »Das wüsste ich selbst gern.« Tom Kerry verdrehte die Augen. »Davor brauchst du keine Angst zu haben, verdammt. Wie oft hast du schon den Vollmond gesehen? Bisher hast du dich nie so angestellt.«
    »Das ist heute eben anders.«
    »Wie anders denn?« Da musste Dany Pino nachdenken. Er kaute dabei auf seiner Lippe und furchte die Stirn, was er immer tat, wenn er scharf nachdachte. Da er eine Weile nichts sagte, übernahm Kerry wieder das Wort.
    »Oder sollen wir das Ding hier abblasen?«
    »Bist du verrückt?«
    »Nein, ich nicht. Aber du kommst mir so vor. Bitte, ich stehe hier im Regen. Ich weiß nicht, was hier abläuft mit dir. Du sagst nichts, du bist nervös, obwohl du ganz ruhig tust. Verdammt, was soll das denn?«
    »Keine Ahnung, Tom. Es ist, wie es ist«, flüsterte Pino. »Ich kann doch selbst nichts dafür.«
    Nach dieser Antwort wusste auch Kerry nichts mehr zu sagen. Beide Männer standen in einer recht guten Deckung hinter den Stämmen zweier dicker Bäume.
    Ihre Blicke waren auf die Fensterfont des Edellokals gerichtet. Das Restaurant hatte in den letzten Monaten Furore gemacht. Es gab kaum eine Publikation, in der nichts über den perfekten Koch aus der Schweiz berichtet wurde, der sich hier in London niedergelassen hatte. Ein altes Gutshaus war mit dem Geld einer Versicherung umgebaut worden, und in seinen Räumen hatte man ein edles Restaurant untergebracht, in dem Feinschmecker sich wie im Himmel fühlen konnten. Wer hier aß, der hatte nicht nur Hunger, der musste auch eine verdammt dicke Brieftasche mitbringen, um die Köstlichkeiten bezahlen zu können.
    Und das konnten nicht wenige, denn dieser Gourmettempel war Abend für Abend ausgebucht. Wer hier speisen wollte, der musste schon Wochen im Voraus reservieren.
    Tom Kerry und Dany Pino wollten nicht essen. Ihnen ging es nicht um die erlesenen Speisen. Sie interessierten sich einzig und allein für die Menschen, die an den Tischen saßen und die Speisen zu sich nahmen.
    Wer hier aß, der gehörte zu den Oberen Zehntausend und bezahlte die Rechnung oft nicht nur mit der Kreditkarte.
    Die beiden Männer hielten sich nicht ohne Grund in sicherer Deckung, denn das Restaurant wurde auch von außen bewacht. In unregelmäßigen Abständen patrouillierten Sicherheitsbeamte um das Haus herum. Sie kontrollierten das Gelände rings um das Restaurant, auch an der Rückseite, wo die meisten Fahrzeuge parkten. Doch hin und wieder kam es auch vor, dass die Nobelkarossen vor dem Fresstempel abgestellt wurden, und das war an diesem Abend der Fall.
    Der Jaguar, der Ferrari, und die beiden Benz der S-Klasse stellten schon ein Vermögen dar. Dany und Tom hatten sich abgesprochen, dass sie auf Gäste warten wollten, die vor dem Lokal in eines ihrer Autos stiegen.
    Es spielte keine Rolle, in welche Richtung sie fuhren, sie mussten stets durch eine recht einsame Gegend, bevor sie eine der Hauptstraßen erreichten, die am südlichen Rand der Metropole London entlang führten.
    Das war für beide die Chance. Sie hatten sich darauf eingestellt, Menschen auszurauben, die in solchen Restaurants verkehrten, und dabei beschränkten sie sich nicht nur auf London, die Männer hatten sich im ganzen Land umgeschaut und überall ihre brutalen Spuren hinterlassen. Die Beute war immer reichlich gewesen, und es hatte bisher kein Paar gegeben, das sich gewehrt hätte.
    So würde es sicher auch diesmal sein.
    Dany Pino schaute wieder zum Himmel. Er konnte den Mond nicht aus den Augen lassen. Kerry sah den Blick und schaute seinen Freund skeptisch von der Seite an.
    »Macht er dich immer noch verrückt?«
    »Nein.«
    »Was dann?«
    »Nur besorgt.«
    »Hör auf, das ist doch…«
    »Ich weiß nicht, wieso das so ist, Tom. Ich kann es doch selbst nicht erklären, verdammt.«
    »Schon gut.«
    »Und noch was«, flüsterte Pino. »Wir werden diesen Coup nicht abbrechen. Wir ziehen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher