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0092 - Arena der Verdammten

0092 - Arena der Verdammten

Titel: 0092 - Arena der Verdammten
Autoren: A.F. Morland
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Wie ich dieses Hotel hasse! dachte Tony Cannon voller Abscheu.
    Er saß in einem der bequemen, stinkvornehmen Sessel, hatte den Kopf zurückgelegt und die Augen geschlossen. Teuerster Luxus umgab ihn. Die Wände waren mit Rosenholz getäfelt. Es gab selbstverständlich ein Farb-TV-Set, Radio, Telefon, und die Klimaanlage sorgte Sommer wie Winter für konstante, angenehme Temperaturen.
    Die Gäste des Hotel »Residence« waren fast ausnahmslos betuchte Leute. Andere hätten sich die horrenden Zimmerpreise nicht leisten können. Das Hotel stand mitten in Manhattan, nicht weit vom Central-Park entfernt, ein Prachtbau mit unzähligen Etagen. Cannon hatte sie noch nicht gezählt, aber es mußten so an die dreiundzwanzig sein. Ein Bienenstock mit Hunderten von größeren und kleineren Waben, in denen Schicksale wohnten und nach einer Weile wieder auszogen, um anderen Schicksalen Platz zu machen.
    Einige blieben länger. Wie Tony zum Beispiel.
    Er hatte keinen Beruf, hatte in seiner Jugend, die noch nicht allzu lange zurücklag, zu nichts Ausdauer gehabt, hatte eine Weile studiert, das Studium jedoch bald an den Nagel gehängt, hatte mit einem Kompagnon eine Firma gegründet, war damit pleite gegangen, hatte angefangen, sich um hübsche reiche Frauen zu bemühen und bald entdeckt, daß er auf diesem Gebiet mehr Erfolg hatte als auf jedem anderen, denn er sah hervorragend aus mit seinem schwarzen vollen Haar, den dunkelbraunen warmen Augen, dem scharfgeschnittenen Gesicht. Er war groß und schlank und hatte schmale Hüften, was den Frauen und Mädchen an ihm besonders gefiel.
    Als er seine wahren Fähigkeiten erkannt hatte, wurde er Hochstapler, und auf diese Tour reiste er nun schon seit acht Jahren kreuz und quer durch die Staaten.
    Doch mit einemmal klebte er fest - und deswegen haßte er das Hotel »Residence« so sehr. Es ließ ihn nicht mehr los. Mochte der Teufel wissen, was es war. Mehrmals hatte er schon versucht, von hier wegzugehen. Er hatte es bis zum heutigen Tag nicht geschafft, und es lag bestimmt nicht bei ihm, denn er war nach wie vor ein Wandervogel.
    Irgendwie ging es in diesem gewaltigen Hotelkomplex, der wie eine kleine, in sich geschlossene Stadt wirkte, nicht mit rechten Dingen zu. Irgend etwas war hier faul.
    Niemand wollte dieses Thema gern berühren, doch es war vorhanden, schwebte über den Köpfen der Leute und bedrückte sie auf eine eigenartige, vielleicht sogar unheimliche Weise, ohne daß sie sich dagegen hätten wehren können.
    Unheil wohnte im »Residence«. Jawohl, Tony Cannon hatte den Mut, dies festzustellen, obgleich es unter Umständen gefährlich sein konnte, solche Dinge zu denken.
    Er erinnerte sich an das gräßliche Wimmern, das ihn in der vergangenen Nacht erschrocken im Bett hochfahren lassen hatte. Er entsann sich der markerschütternden Klagelaute in der Vorwoche, und wenn er sich Tags darauf dann umhörte, was denn eigentlich passiert war, begegnete er überall nur verschlossenen Mienen, und keiner war imstande, ihm darüber eine Auskunft zu geben, die ihn befriedigt hätte.
    Man wollte nicht darüber reden.
    Man hatte heillose Angst, bloß daran zu denken.
    Sogar in den Augen des Hoteldirektors Hyram Manson hatte Tony Cannon diese Furcht schimmern gesehen. In all den langen, stillen Gängen schlich etwas umher, das für die Menschen, die hier wohnten, eine unsichtbare, jedoch fühlbare permanente Gefahr darstellte.
    Cannon blickte auf seine Uhr.
    Es war gleich Mitternacht. Er erhob sich, denn er hatte noch etwas vor. Er hatte dringend Geld nötig. Seine Taschen waren so leer wie ein Windsack bei Flaute. Er mußte etwas unternehmen, und er wußte seit Tagen schon, was.
    Mit federnden Schritten begab er sich zum Fenster.
    Zehn Etagen lagen unter ihm, als er sich behende auf den Mauervorsprung hinausschwang. Da er absolut schwindelfrei war, machte es ihm nicht das geringste aus, in die Tiefe zu sehen.
    Dort unten fuhren die Autos immer noch dichtgedrängt die Straße entlang. Ende der Broadwayvorstellungen. In einer Stunde würde der Verkehrsstrom endlich versiegt sein.
    Langsam glitt Cannon an der kalten Wand entlang. Nebenan war eine Suite von Tanja Solares, einer gefeierten Tänzerin, die so viel Schmuck besaß, daß sie den, den Tony Cannon ihr klauen wollte, kaum vermissen würde.
    Der kühle Wind spielte mit Tonys schwarzem Haar. Behutsam tastete er sich weiter. Auf seinem Weg nach drüben gab es nicht die geringsten Schwierigkeiten. Er trug Schuhe mit rutschfesten
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