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Untitled

Untitled

Titel: Untitled
Autoren: nanu
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anschaute.
    »Die Liebe hält sich nicht immer an die Regeln der Mathematik«, sagte sie.
    Na ja, aber alle anderen schon, und die meisten davon fällen auch ein Urteil. Debra zum Beispiel, eine der Kranke n schwestern in der Reha-Klinik, hatte hundertprozentig etwas daran auszusetzen. Wenn es ihr möglich gewesen wäre, hätte sie Max schon vor Wochen in einen Haufen rauchender Asche verwandelt. Aber das behielt er im Augenblick lieber für sich und ließ Gina weiterreden.
    »Ich kann ihn einfach nicht dazu bringen, mit mir zu sprechen«, sagte Gina zu der Therapeutin. »Jedes Mal, wenn ich es versuche, landen wir …«
    Oh nein, das kann sie doch nicht …
    »… im Bett.«
    Oh doch, sie kann.
    »Ich habe gedacht, wenn wir hierher kommen …«, fuhr Gina fort. »Na ja, wenn Sie auch dabei sind, da dachte ich, wir könnten vielleicht ein richtiges Gespräch miteinander führen, anstatt … Sie wissen schon.«
    Es gab schlimmere Albträume als diesen. Er hätte auch wieder der magere, zu klein geratene, sechzehnjährige Schu l junge sein können, der die Korridore seiner Highschool durchstreifen musste, nackt, auf der Suche nach seinem Spind.
    Es war ohne jeden Zweifel an der Zeit aufzuwachen. Er schnappte sich seinen Stock. »Tut mir leid. Ich kann das nicht.«
    Schon während er sich von der Couch hochstemmte, war ihm klar, wie lächerlich seine Flucht war. Dieses Zimmer konnte er hinter sich lassen, sicher, aber dem Durcheinander in seinem Kopf würde er niemals entkommen.
    Gina war ebenfalls aufgestanden und versperrte ihm den Weg zur Tür. »Max. Bitte. Es gibt so viele Dinge, über die wir nie sprechen, von denen wir so tun, als hätte es sie nie gegeben.« Sie holte tief Luft. »Alyssa zum Beispiel.«
    Oh mein Gott. Max lachte, weil er sich durch Lachen die Hunderte von Dollars sparen konnte, die der Zahnarzt garantiert verlangt hätte, um die Schäden zu reparieren, die sein fortwährendes Zähneknirschen verursacht hatte. Und selbst er, der Meister der Zähneknirscher, konnte nicht gleic h zeitig knirschen und lachen. Er wandte sich zu Rita. »Würden Sie uns bitte einen Augenblick entschuldigen?«
    Aber Gina verschränkte die Arme. Sie würde nirgendwo hingehen, so viel stand fest. »Das ist der Sinn einer Therapie, Max. Über Dinge zu reden, über die wir sonst anscheinend nicht reden können. Genau hier, vor Ritas Augen und Ohren.«
    Also okay. Jetzt wünschte er sich sogar das Nackt-und-ohne-Spind-Szenario herbei. Oder diesen bescheuerten Al b traum, den er als Kind immer wieder gehabt hatte: Riese n gabeln aus dem Weltall. Er hatte jahrelang auf der Seite g e schlafen, damit er zwischen die Zinken rutschen und so dem Tod durch Aufspießen entkommen konnte.
    »Vielleicht wenden wir uns diesem Thema später noch einmal zu?«, schlug Rita vor. »Mir scheint, als sei das ein besonders wunder Punkt.«
    »Okay, nein«, sagte Max. »Sie täuschen sich. Das ist es nicht.« Er wandte sich an Gina. »Alyssa Locke arbeitet nicht mehr für mich. Das weißt du doch. Dass ich sie das letzte Mal gesprochen habe, ist …« Wochen her, wollte er eigentlich sagen, aber das entsprach nicht ganz der Wahrheit.
    »Ich weiß, dass sie dich in der Reha-Klinik besucht hat«, erwiderte Gina. »Findest du es nicht ein bisschen seltsam, dass du das mir gegenüber nicht einmal erwähnt hast?«
    Das wirklich Seltsame war ja, dass sie das alles vor Publikum besprachen, wie in einer dieser grauenhaften Reality-Serien im Fernsehen. Gut, Rita war nur eine Person, aber er hatte trotzdem das Gefühl, als würde sie auf ihrem Notizblock immer den jeweiligen Spielstand notieren. Wenn die fünfzig Minuten vorbei waren, würde sie sich mitfühlend lächelnd zu Max herüberbeugen und sagen: »Damit ist das Abenteuer für Sie beendet. Sie fahren wieder nach Hause.«
    Oh Gott, er wollte nach Hause.
    Nicht in die Reha-Klinik. Nicht in seine eigene, jämme r liche, so genannte Wohnung. Und ganz bestimmt nicht in eines seiner Elternhäuser – eines an der Ost- und eines an der Westküste.
    Was blieb ihm dann noch übrig?
    Gina wartete auf seine Antwort. Ob er es nicht ein bisschen seltsam fand …?
    »Da war nichts zu erwähnen«, sagte er. »Alyssas Besuch hing mit der Arbeit zusammen. Ich wollte dich nicht …« Er stieß heftig den Atem aus. »Sie ist kein Thema. Wir könnten sie natürlich zum Thema machen, wenn du aus alledem wir k lich eine Seifenoper machen möchtest …« Bei diesen Worten zuckte Gina zusammen, und er verstummte, hasste
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