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Untitled

Untitled

Titel: Untitled
Autoren: nanu
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Prolog
    Nördlich von Washington D.C.
    September 1986
    Vor neunzehn Jahren
     
    Max hatte fünf Minuten Zeit.
    Höchstens.
    Fünf Minuten, bevor die Scharfschützen des SWAT-Teams in Stellung waren.
    Fünf Minuten, bevor Leonard D’Angelo nicht viel mehr war als ein unangenehmer Auftrag für eine Putzkolonne mit stabilen Mägen, die ihn von den Marmorfliesen wischen musste.
    Okay, zugegeben, Lenny hatte tatsächlich ein paar schwer wiegende Fehlentscheidungen getroffen. Er hatte diese Vo r stadtfiliale der Westfield National Bank mit einer Pistole in der Jackentasche betreten.
    Und dass er darüber hinaus auch noch Geiseln genommen hatte, war eine weitere sehr, sehr schlechte Idee gewesen.
    Doch selbst wenn der FBI-Agent Max Bhagat die letzten fünfzehn Minuten nicht im Funkwagen verbracht hätte, wo er die Bilder der Überwachungskameras aus der Bank verfolgt und dem Drama, das sich dort gerade entfaltete, über ein extrem empfindliches High-Tech-Mikrofon mit enormer Reichweite zugehört hatte, hätte er niemals geglaubt, dass Lenny für seine Fehler den Tod verdient hatte.
    Allem Anschein nach hatte Lenny die Bank mit einem Zettel betreten, auf dem die Kassiererin aufgefordert wurde, ihm 47.873,12 US-Dollar von einem bestimmten Konto au s zuzahlen. Das Problem war nur, dass er die Geheimzahl für dieses Konto nicht kannte, sodass die Kassiererin nach einer längeren Diskussion, begleitet von ausgiebigem Gestikulieren, dem Wachmann ein Zeichen gegeben hatte. Woraufhin Lenny seine kleine Handfeuerwaffe gezückt hatte.
    Und beim Herausholen gleich noch ein hübsches kleines Loch in die schalldichten Deckenfliesen gepustet hatte.
    Dieses Ereignis hatte dafür gesorgt, dass fast alle A n wesenden in der Bank in Tränen ausgebrochen waren – ei n schließlich des Bankräubers Lenny, der bis jetzt noch nicht aufgehört hatte zu schluchzen.
    Der so genannte Wachmann hatte ihm unverzüglich seine eigene Waffe ausgehändigt, ohne auch nur den geringsten Versuch zu unternehmen, Lenny die Pistole abzuschwatzen. Nach seiner bedingungslosen Kapitulation brachte der Wachmann die Geiseln auf dem Boden in Sicherheit – all e samt mit hoch erhobenen Händen. Alle, bis auf zwei sehr kleine Kinder, die von ihrer Mutter festgehalten wurden.
    Sie drückten sich gegen die Wand.
    Die Chefkassiererin hatte sich beeilt, um Lennys Au s zahlung zu veranlassen, aber ihre Kooperationsbereitschaft kam zu spät.
    Weil nämlich der Schusslärm zunächst die örtliche und dann die bundesstaatliche Polizei und schließlich – weil eine der Kassiererinnen mit einem Bundesrichter verwandt war – auch noch das FBI-Team alarmiert hatte, zu dessen jüngsten Mitgliedern Max gehörte. Jetzt war die Bank von Dutzenden Polizeiautos umstellt: rotierende Blinklichter und offen stehende Türen, während uniformierte und Zivilpolizisten auf der Straße herumstanden, weit außer Reichweite der schwachbrüstigen Waffe des Bankräubers.
    Dem gesamten Einsatzkommando wurde schnell klar, dass ihr Geiselnehmer alles andere als eine große Nummer war, sondern vielmehr ein absoluter Amateur. Eine Erkenntnis, die sowohl ihre guten wie auch ihre schlechten Seiten hatte.
    Das Gute daran war, dass Lenny sich als so ungeschickter Krimineller erwies, dass er nach wie vor bestens sichtbar mitten im Schalterraum herumstand, direkt vor den großen Schaufenstern, sodass er ein einwandfreies Ziel für die Scharfschützen des SWAT-Teams bot.
    Das Schlechte daran war, dass er, solange das SWAT- Team nicht an Ort und Stelle war, jederzeit ein Blutbad a n richten konnte. Seitdem Max ihn belauschte, hatte der Mann noch keinen einzigen zusammenhängenden Satz zustande gebracht. Eigentlich heulte er die ganze Zeit und gab dabei seltsame, irgendwie nach Tier klingende Kreischlaute von sich, während er sowohl seine eigene als auch die Waffe des Wachmanns in seinen ungeschickten Händen hielt.
    »Lassen Sie mich da reingehen, Sir«, bat Max seinen Teamleiter Ronald Shaw, der gleichzeitig der den Einsatz leitende Agent war.
    Aber Shaw schüttelte den Kopf und nahm sich nicht einmal die Zeit, seinem Nachwuchsagenten eine Antwort zu geben. Max, der schon seit einigen Wochen zum Team gehörte, war sich ziemlich sicher, dass Shaw noch nicht einmal seinen Namen kannte.
    Trotzdem ließ er nicht locker. »Sir, mit dem Kerl da stimmt doch was nicht. Ich würde gerne versuchen mit ihm Kontakt aufzunehmen.«
    Leonard D’Angelo hatte keine Akte, keine Vorstrafen. Nicht einmal ein Eintrag wegen
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