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Untitled

Untitled

Titel: Untitled
Autoren: nanu
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loseren und ein klein wenig unoriginelleren Untergebenen allgemein »Maximum« genannt – allerdings niemals und unter keinen Umständen, wenn sie ihm gegenüberstanden –, war noch früher gekommen.
    Obwohl, um ehrlich zu sein, es war genau so gut möglich, dass Max einfach nur besonders lange geblieben war.
    Nicht, dass irgendjemand den Unterschied hätte erkennen können. Max sah nie zerknittert aus, auch nicht nach zwe i undsiebzig Stunden ohne Schlaf. Und wenn sich bei einem absurden Zwischenfall im Zoo ein Nilpferd auf ihn gesetzt hätte, so wären seine ersten Worte nach Wiedererlangung des Bewusstseins gewesen: »Kann mir jemand ein frisches Hemd besorgen?«
    Der Mann hatte mindestens zwei komplette Garnituren im Büro, ganz zu schweigen von diversen Rasierapparaten in seiner Schreibtischschublade, seiner Aktentasche, dem Han d schuhfach seines Wagens und wahrscheinlich noch ein, zwei Stellen, von denen Jules nichts wusste.
    Sieh da, sieh da! Max war nicht der einzige Frühaufsteher. Dieser Duft, das war doch eindeutig Gourmet-Kaffee. Max war vielleicht ein brillanter Verhandlungsführer, aber als Kaffeekocher ernstlich gehandicapt.
    Französische Vanille. Ohgottohgott. Jules war verrückt nach Französischer Vanille. Auch wenn er erst nach Max und dem mysteriösen Kaffeekocher ins Büro gekommen war, so blieb es doch ein herrlicher und viel versprechender Tag.
    Jules schaute in der Kochnische vorbei und – danke, danke, liebes Christkind! – sah seinen Lieblingsbecher blitzblank im Geschirrständer stehen. Der Behälter mit den gemahlenen Kaffeebohnen war leer, aber in der Kanne auf der War m halteplatte war noch mehr als genug, um sich eine großzügige Portion davon einzuschenken.
    Im Fernseher liefen die CNN-Schlagzeilen ohne Ton. Während Jules den Rest des Kaffees in seinen Mighty-Mouse-Becher kippte, lächelte ihn der viel zu gut aussehende Sprecher an, als wollte er sagen: »Guten Morgen, ihr süßen Schnitten! Der heutige Tag hält etwas Wunderbares für euch bereit!«
    Dann kam Werbung.
    Grünlich-gräuliche Bilder einer Schlacht aus dem Zweiten Weltkrieg flackerten über den Bildschirm – garantiert ein Werbespot für den History Channel. Doch dann verschwamm die Kampfszene und wurde zur farbigen Nahaufnahme eines jungen Mannes mit Helm und perfekten, dreckverschmierten Wangenknochen.
    Heilige Scheiße! Das waren Robin Chadwicks perfekte Wangenknochen. Das war gar kein History-Channel-Werbespot, Schlaumeier, das war ein Film-Trailer. Scheiße, das war der Film-Trailer.
    Hastig suchte Jules die Fernbedienung und hätte sich um ein Haar die ganze Hand verbrüht. Sein Kaffeebecher landete krachend in der Spüle. Der Kaffee spritzte … nein! … direkt auf sein neues Hemd.
    Er hielt die verbrannten Finger unter kaltes Wasser, während er mit der anderen Hand den Ton lauter stellte. Obwohl er wusste, dass er es lieber bleiben lassen sollte. Er hätte das verdammte Ding um jeden Preis ausschalten müssen, aber er konnte nicht.
    Dröhnende Choralmusik erklang, während das Bild sich schon wieder auflöste und einen weiteren jungen Schauspieler in Nahaufnahme zeigte, dunkelhaarig, aber genauso gut au s sehend wie der blonde Robin.
    Das war Adam Wyndham.
    Jules’ verlogener, betrügerischer Schweine-Ex.
    Oh Gott, sah er gut aus.
    Als Schauspieler.
    Im Film sah er gut aus, mit den schmeichelnden Schei n werfern und der ganzen Schminke. So hatte Jules das gemeint. Es hatte nichts mit diesem masochistischen Ich hab solche Sehnsucht nach einer Versöhnung, ach, wie sieht er gut aus zu tun.
    Nein, nein, nein, was Adam betraf, da war er absolut auf der sicheren Seite, alles schon erlebt, alles schon gehabt.
    Aber während Jules weiterhin seine Finger kühlte, wechselte das Bild erneut und zeigte nun beide Schauspieler, wie sie Schulter an Schulter da saßen, in Kampfanzügen aus dem Zweiten Weltkrieg, wunderschön und ausgelassen lautlos lachend, während die Musik weiter dröhnte – so machte der Trailer deutlich, dass es sich hier um ein bedeutung s schwangeres, dramatisches Werk handelte.
    Dann Schnitt auf eine andere Szene, in der die beiden Männer, immer noch Seite an Seite, mit den Waffen im A n schlag einen Strand entlang und auf eine Schlacht zurannten.
    Das Bild gefror, ließ die beiden mitten in der Bewegung erstarren und erhielt wieder die grünlich-bräunliche Färbung vom Anfang, während der Sprecher sagte: »American Hero. Manche Kriege führst du nur in dir … Ab Freitag in au s
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