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Abenteurer sucht Frau fürs Leben

Abenteurer sucht Frau fürs Leben

Titel: Abenteurer sucht Frau fürs Leben
Autoren: NINA HARRINGTON
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1. KAPITEL
    Es passiert bestimmt nicht jeden Tag, dachte Kyle Munroe, dass eine Bibliothekarin um elf Uhr morgens mit einem riesigen Paket auf dem Kopf darum kämpft, aus der Londoner U-Bahn zu steigen.
    Kyle war gerade auf den Bahnsteig hinausgetreten und beobachtete das Geschehen am Ausgang des nächsten Wagens. Die junge Frau mit den langen blonden Korkenzieherlocken stellte sich auf die Zehenspitzen und hob die große Tasche mit ausgestreckten Armen über die Köpfe ihrer Mitreisenden. Doch ein Schwarm Passagiere drängte sich rücksichtslos an ihr vorbei ins Abteil und versperrte ihr den Ausgang.
    Ein schriller Pfiff kündigte die Weiterfahrt der U-Bahn an. Die Blondine musste förmlich auf den Bahnsteig hechten und das Paket aus den Fängen der sich unerbittlich schließenden Automatiktüren reißen. Dabei setzte sie so viel Kraft ein, dass sie rückwärts taumelte, während der Zug davonraste.
    Sie versuchte sich aufzurappeln, indem sie den Saum ihrer taubengrauen Kostümjacke ein bisschen tiefer zog und die kleine niedliche Nase ein wenig höher reckte. Dann zog sie sich die Tragegurte des Pakets, das wie eine Künstlermappe aussah, über den Kopf und hängte sie sich auf eine Schulter. Weil das Paket immer noch auf dem Boden schleifte, wählte sie eine andere Möglichkeit – sie packte das Ungetüm an den Rändern, hielt es mit ausgestreckten Armen vor sich und klemmte sich die breiten Tragegriffe zwischen Kinn und Schulter.
    Nach zwei vorsichtigen Probeschritten auf wackeligen High Heels stürmte sie vorwärts. Sie hielt den Kopf hoch erhoben und den Blick fest auf ihr Ziel geheftet: die Rolltreppe. Doch auch Plan B ließ sie im Stich, und die Blondine war gezwungen, das übergroße Paket zu schieben und zu zerren.
    Vielleicht ist sie in Wirklichkeit Lehrerin und stellt das unartige Ding jeden Moment in die Ecke. Kyle grinste über diesen unsinnigen Gedanken. Aber nein, sie ist eindeutig Bibliothekarin.
    Die einzige Frau, die er jemals in einem derart langweiligen grauen Kostüm gesehen hatte, war die Bibliothekarin an der medizinischen Fakultät. Besagte Lady konnte verdammt heiß Mambo tanzen und galt weltweit als Expertin auf dem Gebiet der parasitären Erkrankungen, aber sie kleidete sich trotzdem schrecklich altbacken.
    Allerdings trug sie keine taubengrauen High Heels, und ihre Beine waren längst nicht so aufsehenerregend wie die wohlgeformten Exemplare, die er momentan bewunderte und die das erste echte Lächeln des Tages auf seine Lippen zauberten.
    Na und? Ich stehe nun mal auf lange Beine und bin stolz darauf.
    Der erfreuliche Anblick war die Krönung einer Reise, die in Elend und sengendem Sonnenschein weit entfernt von London begonnen hatte. Nach einer dreistündigen Fahrt durch Hochgebirge in einem rumpelnden Jeep mit glatt gefahrenen Reifen war ein langer Flug in der Economy Class inmitten lärmender Kinder gefolgt. Die Kleinen hatten ihn zunächst amüsiert, aber sein Nervenkostüm nach zwei Stunden extrem strapaziert.
    Alles in allem lag ein langer Tag hinter ihm. Vielleicht sollte er der Lady Anerkennung zollen, weil sie ihm endlich einen Anlass zu Heiterkeit gab!?
    Mit seinen langen muskulösen Beinen brauchte Kyle nur wenige Schritte, um sie einzuholen. „Brauchen Sie vielleicht Hilfe?“, erkundigte er sich höflich.
    Die Bibliothekarin geriet nicht ins Stocken, während sie mit einem Seitenblick seine über ein Meter achtzig große athletische Gestalt auf sich wirken ließ. Der TV-Sender nannte ihn gern Traumtyp , doch dem verblüfften Ausdruck in ihren hellblauen Augen nach zu urteilen, hielt sie ihn nicht für sonderlich vertrauenswürdig.
    Er versuchte, sich gelassen zu geben, indem er mit den Fingern durch sein dunkelbraunes Haar strich. Dabei merkte er, dass es struppig und verstaubt war. Vielleicht hätte ich mir am Flughafen Zeit nehmen sollen, mich zu duschen und umzuziehen!?
    „Ich komme zurecht, aber danke für das Angebot.“
    Kaum hatte sie ausgesprochen, da entglitt ihr das Paket, und er musste hastig danach greifen, damit es im Gewühl der Passagiere, die zur Rolltreppe eilten, nicht zertrampelt wurde.
    Während sie von den Menschenmassen mitgerissen wurden, rang die Bibliothekarin nach Atem und klammerte sich an das Geländer. Die andere Hand hielt sie an den Hals gedrückt, wo ein roter Striemen darauf schließen ließ, dass sie mit dem Gewicht der Tasche nicht wirklich zurechtkam.
    „Ich habe es fest im Griff“, versicherte Kyle. „Vielleicht könnte ich es für
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