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Abenteurer sucht Frau fürs Leben

Abenteurer sucht Frau fürs Leben

Titel: Abenteurer sucht Frau fürs Leben
Autoren: NINA HARRINGTON
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Sie wenigstens bis zum Ausgang tragen?“
    „Okay.“ Sie drehte sich halb zu ihm um und verzog die vollen Lippen zu einem kleinen Lächeln.
    Als Mediziner hatte er einen geschulten Blick. Kyle bemerkte sogleich, dass ihr rechtes Auge von einem etwas dunkleren Blau war als das linke. Ihre Haut war hell und zart und auf Nase und Wangen von Sommersprossen übersät. Wie Zimt auf Schlagsahne, dachte er unwillkürlich. Warum muss sie Sommersprossen haben? Ich bin verloren! Er unterdrückte ein Stöhnen.
    Sie deutete zu dem Airline-Anhänger an seinem alten Rucksack. „Wie ich sehe, kommen Sie aus Delhi. Das ist ja ein langer Flug. Waren Sie auf Urlaub dort?“, fragte sie, und dabei hielt sie den hübschen Kopf auf äußerst niedliche Art zur Seite geneigt.
    „Nur auf der Durchreise“, erwiderte er und versuchte dabei, lässig zu klingen. Dann warnte er: „Vorsicht! Wir sind da.“
    Die Bibliothekarin wandte sich nach vorn, sah das Ende der Rolltreppe kommen und stieg mit einem kleinen Schritt herab.
    Kyle umfasste den Gegenstand fester, der sich wie ein dünner Holzrahmen anfühlte – nicht schwer, aber groß und unhandlich geformt. „Was für ein Bild ist das?“, fragte er. Halb erwartete er zu hören, dass es sich um einen Alten Meister handelte, der von erfahrenen Spezialisten einer alten Londoner Handwerkergilde restauriert werden sollte.
    „Orchideen. Um genau zu sein, gelbe Orchideen.“ Sie nickte ihm zu. „Danke. Ich komme ab jetzt allein zurecht. Es ist nur eine kurze Busfahrt zum Südufer. Sorry, dass ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet habe.“
    „Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.“ Er wollte ihr das Paket übergeben, zögerte dann aber. „Zum Südufer? Da muss ich auch hin. Warum teilen wir uns nicht ein Taxi? Im Bus könnte es schwierig werden für Sie mit diesem Ungetüm.“
    Sie zögerte und nagte schweigend an der Unterlippe. Offensichtlich wog sie den Vorteil, bequem und mit heilen Knochen anzukommen, gegen die Gefahr ab, die von einem ungepflegten Stalker und potenziellen Orchideengemäldedieb ausging. Schließlich gab sie nach. „Okay. Ja, das ist eine gute Idee, danke. Normalerweise würde ich am Ufer entlangspazieren, aber nicht in diesen Schuhen und mit diesem Monstrum. Und noch dazu bin ich ziemlich spät dran.“
    „Ich auch. Wollen wir es also riskieren?“
    Seine Frage schien sie für einen Moment zu irritieren. Dann nickte sie und stieg die Stufen von der U-Bahn-Station hinauf. Das Gedränge der anderen Fußgänger und die Ausmaße des Pakets meinten es nicht gut mit Kyle – sie verbargen ihm die Sicht auf ihre attraktiven langen Beine.
    Wenig später erreichten sie die Straße, wo Lärm und Chaos herrschten. Nach achtzehn Monaten in den Bergen hatte er vergessen, welch überwältigenden Angriff auf die Sinne eine City bedeutet. Während er sich noch sammelte, hielt die Blondine im grauen Kostüm bereits ein Taxi an.
    Er schwang das Paket auf den Rücksitz, ließ die Frau einsteigen und folgte ihr mit seinem Rucksack.
    Sie nannte dem Fahrer den Namen einer Kunstgalerie, die sogar Kyle ein Begriff war, obwohl er sich in der Londoner Kunstszene sicherlich ebenso wenig auskannte wie sie in der Fauna Asiens.
    Während sich das Taxi in den Verkehr einreihte, sank sie ins Polster zurück, drapierte einen Arm schützend um die Mappe und atmete tief durch.
    „Gibt es heutzutage viele Aufstiegsmöglichkeiten für Kunstkuriere?“
    So überrascht, als hätte sie seine Anwesenheit vergessen, blickte sie zu ihm hinüber. „Ach, das ist nur ein Nebenerwerb“, erwiderte sie in gespieltem Ernst. „Mein richtiger Beruf ist Kunstfälscherin. Auf dem Gebiet ist richtig Kohle zu machen.“ Sie beugte sich näher und flüsterte: „Aber ich vertraue darauf, dass Sie mein Geheimnis für sich behalten.“
    „Meine Lippen sind versiegelt.“
    Schmunzelnd musterte sie seinen Zweitagebart, die verschmutzte Jacke und die Hose, die zuletzt vor zwei Wochen nach einem Notfallkaiserschnitt an einem Flussufer mit Wasser in Berührung gekommen war.
    In beschwingtem Tonfall erkundigte sie sich: „Und Sie waren auf der Durchreise in Delhi? Das klingt nach einer Menge Spaß. Ist es dort immer noch warm und sonnig?“
    „Sehr“, erwiderte er mit einem Seufzer. „Zu dieser Jahreszeit bereitet man sich dort auf Diwali vor – das Festival der Lichter. Es tut mir echt leid, dass ich das verpasse. Delhi ist eine fantastische Stadt. Kennen Sie sie?“
    „Nicht persönlich.“ Sie lächelte
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