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Abenteurer sucht Frau fürs Leben

Abenteurer sucht Frau fürs Leben

Titel: Abenteurer sucht Frau fürs Leben
Autoren: NINA HARRINGTON
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gestern.
    Zum ersten Mal seit vielen Jahren konnte sie wirklich nach vorn blicken und die Vergangenheit hinter sich lassen. Was machte es schon, wenn es nur ein winziger Schritt war und noch einige steile Hügel, ja vielleicht sogar Bergmassive vor ihr lagen? Sie kam voran, und sie schaffte es durch ihre eigene harte Arbeit.
    Eines war sicher: Sie hatte vergessen, wie überfüllt die City war – und wie laut. Der Krach von lärmenden Menschen und dröhnenden Motoren, von schrillen Hupen und heulenden Sirenen bildete eine schreckliche Katzenmusik, die ihr Kopfschmerzen bereitete.
    Doch dagegen konnte sie etwas unternehmen. Mit einer geübten Handbewegung strich sie sich über dem linken Ohr durch das Haar und schaltete dabei – unmerkbar für eventuelle Beobachter – das kleine digitale Hörgerät aus.
    So ist es besser. Viel besser.
    Ahornbäume und Platanen in leuchtendem Herbstlaub säumten das Ufer. Eine frische Brise von der Themse trieb Blätter in Rot und Gelb über die Promenade.
    Lili liebte den Herbst. Er war von jeher ihre bevorzugte Jahreszeit. Sie konnte sich nicht vorstellen, in einem tropischen Klima zu leben. Um nichts in der Welt wollte sie sich dieses wundervolle Schauspiel der Farben entgehen lassen, das die Natur den Menschen Jahr für Jahr zum kostenlosen Genuss anbot.
    Hinter ihr lagen harte Monate, aber das Orchideengemälde war rechtzeitig fertig geworden und wohl das Beste, was sie je erschaffen hatte. Vielleicht sollte sie den Rat ihrer Freunde zu Hause in Kingsmede befolgen und sich nach der Abgabe zur Abwechslung ein wenig Zeit für sich selbst nehmen, um das Leben zu genießen.
    Der Anflug eines Lächelns spielte um ihre Lippen, als sie den Blick über die Passanten auf dem Bürgersteig gleiten ließ. Die meisten hielten entweder die Nasen in Reiseführer gesteckt oder sprachen in Mobilfunkgeräte, während sie offensichtlich wichtige Daten in digitale Terminplaner eintippten.
    Kopfschüttelnd machte Lili einen Bogen um eine Gruppe Jugendlicher und erblickte den eindrucksvollen Eingang zu dem stilvollen Bürohaus, in dem sie erwartet wurde.
    Sie schluckte schwer. Es war ihr immer noch ein Rätsel, warum Mike Baxter sie überhaupt zu dieser Buchvorstellung eingeladen hatte. Natürlich freute sie sich darüber, dass er kürzlich zum medizinischen Direktor der Stiftung ernannt worden war. Für diese Einrichtung hatte ihre Mutter in den letzten acht Jahren ihres Lebens gearbeitet.
    Doch es war sehr verwunderlich, dass er Lili ausgerechnet zu einer Pressekonferenz einlud, denn er zählte zu den wenigen Leuten, die über ihren partiellen Hörverlust informiert waren. Er wusste, dass gut besuchte öffentliche Veranstaltungen nicht gerade zu ihren bevorzugten Aufenthaltsorten gehörten.
    Außerdem beabsichtigte er, mit ihr beim Lunch über eine aufregende Gelegenheit zu sprechen. Mit ihren fast neunundzwanzig Jahren war sie nicht mehr so naiv – sie assoziierte die Worte aufregend und Gelegenheit mit viel Arbeit, für die allerdings andere Leute das ganze Ansehen einheimsten. Doch Mike hatte ihr erklärt, dass es sich um eine groß angelegte Spendenaktion für das Hospiz handelte, in dem ihr Vater die letzten Wochen seines Lebens verbracht hatte.
    Und für diesen guten Zweck war sie bereit, einen Raum voll plaudernder Leute zu ertragen, die sie kaum verstehen konnte, und Fragen über eine Art Übermensch in Kauf zu nehmen, der seit zehn Jahren tot war und dennoch ihr Leben beherrschte – Ruth Taylor Hamilton, ihre prominente Mutter. Die berühmte Chirurgin mit bahnbrechendem Pioniergeist.
    Und die letzte Person auf Erden, über die ich sprechen möchte …
    Kyle Munroe starrte aus dem Bürofenster auf den bewölkten Oktoberhimmel über der Innenstadt von London. Es war kaum zu glauben, dass er nur achtzehn Stunden zuvor in den Gebirgsausläufern von Nepal durch sonnenüberflutete Wälder gewandert war. Vor Müdigkeit brannten ihm die Augen, und sein Kopf fiel zurück an die Sofalehne.
    Doch im selben Moment beendete Mike Baxter sein Telefonat und erklärte: „Wir werden erwartet! Hast du im Flieger nicht geschlafen? Da hattest du doch acht Stunden Zeit. Oder sogar neun?“
    „Fast zwölf – und nein, ich konnte nicht besonders gut schlafen. Die Maschine war voll ausgebucht.“ Kyle gähnte. „Vergiss nicht, wie es bei solchen Flügen zugeht. Der Lärm. Der Stress. Der Geruch.“ Er hob seinen rechten Arm und schnupperte. „Da wir gerade davon sprechen – habe ich eine Chance,
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