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Als die Roemer frech geworden

Titel: Als die Roemer frech geworden
Autoren: Boris Dreyer
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    |9| Das Komplott – Varus und seine falschen Freunde
    P lötzlich aus des Waldes Duster
    Brachen kampfhaft die Cherusker;
    Mit Gott für Fürst und Vaterland
    Stürmten sie von Wut entbrannt
    Gegen die Legionen. 1
    Der Schrecken war groß: Wohin fliehen? Wo waren die eigenen Reihen? Wo der Feind? Überall Tote und kein Heil in Sicht. Noch
     vor wenigen Minuten hatten sich die römischen Truppen in Freundesland gewähnt, schwer beladen und mit einem langen Tross in
     lockerer Ordnung erstreckte sich der Heereswurm über Dutzend Kilometer hinweg. Jetzt sah man sich auf allen Seiten angegriffen,
     von Germanen, die man eben noch für Verbündete hielt.
    Wie konnte es dazu kommen? Auf diese Frage suchte schon der römische Historiker und Politiker Cassius Dio eine Antwort. Er
     berichtet ausführlich über die Reaktion der Germanen auf den verschärften Herrschaftskurs des neuen Statthalters Varus ab
     7 n. Chr.: 2
    Dies wollten sie [die Germanen] nicht ertragen, vielmehr verwiesen die Fürsten auf ihre frühere königliche Abkunft, und die
     Masse zog den gewohnten Zustand der ausländischen Herrschaft vor. Aber sie fielen nicht offen ab, weil sie sahen, dass viele
     Römer sich in der Nähe des Rheins aufhielten und viele in ihrem Gebiet.
    |10| Die Germanen nahmen Varus auf und gaben sich willfährig. Nichts deutete darauf hin, dass sie etwas anderes im Sinn hätten,
     als sich dem Willen der Römer bereitwillig zu unterwerfen. Sie lockten Varus weit weg vom Rhein ins Land der Cherusker an
     der Weser. Varus fühlte sich mit seinen Truppen wie in einem befriedeten Freundesland und glaubte sich sicher:
    Folglich hielt er nicht die Legionen, wie es üblich war im Feindesland, zusammen; vielmehr verteilte er viele von ihnen an
     schwache Gemeinden, die sie anforderten, angeblich für die Bewachung von bestimmten Plätzen, für die Ergreifung von Räubern
     und für die Begleitung von Verpflegungstransporten.
    Zum engsten Verschwörerkreis gehörten Arminius und Segimer, die den Anschlag auf Varus und seine Armee bis ins Kleinste planten.
     Es gelang ihnen, das Vertrauen des römischen Befehlshabers zu gewinnen.

    So ahnte Varus nicht nur nichts Schlimmes, sondern glaubte auch allen, die argwöhnten, was vor sich ging, und die rieten,
     auf der Hut zu sein, in keiner Weise. Vielmehr tadelte er sie, dass sie sich umsonst aufregten und jene schlecht redeten.
     
    Varus im Sommerlager
     
    Im Sommer des Jahres 9 n. Chr. hielt sich Varus mit der gesamten niederrheinischen Armee im rechtsrheinischen Gebiet auf.
     Wenn Cassius Dio schreibt, dass Varus an der Weser stand, so wird dies in der Nähe der Heerstraßen, nicht weit von den befestigten
     Lagern entlang der Lippe-Linie, gewesen sein.
    Ein Schwachpunkt der Eroberungen im rechtsrheinischen Raum von Beginn an war, dass die Elbe sich als Grenze längst nicht in
     dem Maße eignete wie zuvor der Rhein. Die Elbgermanen, die Semnonen, drohten immer wieder, die Elbe nach Westen zu überqueren
     und zusammen mit den Langobarden die labile Ordnung zu stören. Sie waren |11| aber auch heftig umworben, in den Anhang des Marbod zu wechseln: Ein Wechsel in Marbods Gefolgschaft hätte dessen germanisches
     Königreich im Böhmischen Kessel weiter stabilisiert. Schon im Jahr 6 n.Chr. war der römische Zangenangriff gegen Marbod fehlgeschlagen,
     was zu dessen Renommee in nicht geringem Maße beigetragen hatte.
    Im Sommer des Jahres 9 stand darüber hinaus die Entscheidung im pannonischen Aufstand an. Dieser hatte zwischen 6 und 9 n.
     Chr. teilweise bis zu zehn Legionen gebunden und die finanziellen Mittel des Kaiserreiches stark in Mitleidenschaft gezogen.
     Marbod sollte durch die schlagkräftige Veteranenarmee des Varus davon abgehalten werden, noch kurz vor dem römischen Sieg
     in Pannonien (heute Ungarn) zugunsten der Aufständischen einzugreifen.
    Und noch eine Aufgabe sollten die Veteranenlegionen unter Varus erfüllen: eine beschleunigte Eingliederung der anvisierten
     rechtsgermanischen Provinzen in ein geregeltes Provinzialregime, das die konsequente Anwendung der römischen Rechts- und Prozesspflege
     einschloss. Der Historiker Velleius Paterculus, ein altgedienter Soldat aus Germanien und glühender Anhänger des Princeps
     Tiberius (14–37 n. Chr.), berichtet von derartigen Absichten:
    Mit diesem Vorsatz ging er [Varus] ins Innere Germaniens wie zu Menschen, die sich an der Annehmlichkeit des Friedens freuten,
     und zog die Sommerkampagne hin mit Rechtsprechen
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