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Abenteurer sucht Frau fürs Leben

Abenteurer sucht Frau fürs Leben

Titel: Abenteurer sucht Frau fürs Leben
Autoren: NINA HARRINGTON
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waren so platziert worden, dass sie jeden Windstoß zu spüren bekamen, der von der Themse hereinwehte, sobald sich die Eingangstür öffnete.
    Schade um die schönen Blüten, welch ein Desaster!
    So graziös, wie es in den geliehenen hohen Schuhen und dem engen Rock möglich war, spazierte Lili zum Arrangement hinüber und inspizierte die Blüten und Blätter. Leider waren ihre eigenen Orchideen im Gewächshaus in Kingsmede nicht halb so schön wie diese Exemplare. Die Pflanze hätte ein fantastisches Motiv für eine Schale aus blau-weißem Delfter Porzellan abgegeben. Oder vielleicht auf einer Leinwand vor einem Hintergrund aus zartem Grün und Lavendel?
    Sie war so in ihre Überlegungen vertieft, dass sie erschrocken zusammenzuckte, als die Tür zur Straße aufflog und mit lautem Knall gegen einen Stuhl stieß.
    Ein großes schlaksiges Energiebündel in fleckigem Kaki stürmte herein – durch den Ausgang statt durch den Eingang. Ohne auf die Umgebung zu achten, durchquerte der Mann das Foyer, wobei er sich einen dunkelgrünen, offensichtlich schweren Militärrucksack von einer Schulter auf die andere wuchtete. Sein Gang wirkte selbstbewusst, kraftvoll und energetisch. Er schien jemand zu sein, der genau wusste, was er tat und was er im Leben erreichen wollte.
    Von hinten wirkte er wie ein Journalist, der gerade in einen Straßenkampf verwickelt gewesen war.
    Der Mann stellte seinen Rucksack vor dem unbesetzten Empfangspult ab, drehte den Kopf suchend von einer Seite zur anderen, wandte sich dann halb um und entdeckte dabei Lili.
    Nach seiner Rückenpartie bekam sie nun seine Vorderseite zu sehen, und vor Überraschung blieb ihr der Mund offen stehen. Dieser Mann, der sie nun charmant anlächelte, war nämlich der Tourist, der keine zwei Stunden zuvor ihr Gemälde getragen und ein Taxi mit ihr geteilt hatte. Daran bestand kein Zweifel.
    Er näherte sich ihr nun in gemäßigtem Tempo. Sein selbstbewusster Hüftschwung steigerte umso mehr seine betörende Wirkung.
    Sie starrte ihm ins Gesicht, und in diesem Moment stellte sie den Zusammenhang mit dem Buch auf dem Lacktischchen her. Er war der Medizinmann  – Kyle B. Munroe.
    Sie richtete sich kerzengerade auf und atmete zur Stärkung tief durch. Na und, was kann ich dafür, dass ich schon immer für den athletischen Typ schwärme? Ich kann mit dieser Situation umgehen.
    Sie beschloss, diesmal die Initiative zu ergreifen. „Hallo! Das ist aber eine angenehme Überraschung.“
    Er schüttelte ihre Hand. Anstatt sie wieder loszulassen, hob er sie an die Lippen, wobei er sorgsam darauf achtete, Lili nicht mit seinen Bartstoppeln zu kratzen. „Das Vergnügen ist ganz meinerseits, denn das Schicksal scheint es gut mit uns zu meinen. Es führt uns also noch mal zur selben Zeit an denselben Ort. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Fernsehsender Bibliothekarinnen brauchen.“ Verstohlen blickte er sich im widerhallenden Empfangsbereich um, bevor er verschwörerisch flüsterte: „Oder fachkundige Kunstdealer .“ Und dann schenkte er ihr mit funkelnden Augen ein Lächeln, das zweifellos darauf abzielte, das Herz einer jeden Frau ein wenig schneller schlagen zu lassen.
    Lili gelang es nur mit Mühe, den Blick von seinem Mund abzuwenden und Kyle die Hand zu entziehen. „Tja, davon weiß ich nichts, da ich keine Bibliothekarin bin.“ Gespielt gelassen nahm sie das Buch vom Tisch und wedelte damit. „Dr. Munroe, nehme ich an?“
    Er zuckte die Achseln und nickte. „Haben Sie es rechtzeitig zur Galerie geschafft?“ Er beugte sich näher. „Ich weiß ja nicht, wie Kunstfälscher undercover arbeiten, aber falls Sie hier irgendwelchen Einfluss haben, bitte ich Sie, mir Ihre Gunst zu erweisen. Wenn Sie mir zeigen können, in welcher Richtung ich ein kaltes Bier finde, bin ich für eine Woche Ihr ergebener Sklave.“
    „Bloß eine Woche ?“ Sie schmunzelte. „Ich war genau pünktlich, also danke für Ihre Hilfe. Büfett und Bar befinden sich gleich da drüben – den Gang entlang hinter der Seitentür. Allerdings …“, sie warf einen Blick auf ihre Uhr, „… sind Sie ein bisschen spät dran. Die Präsentation soll in fünf Minuten anfangen.“
    „Das ist kein Problem. Es würde Sie wundern, was ich in fünf Minuten so alles schaffe. Und jetzt erlauben Sie mir bitte, Ihnen meine Dankbarkeit zu beweisen.“
    Er rückte näher und senkte den Kopf. Einen schrecklich aufregenden Moment lang glaubte sie, dass er sie küssen wollte. Spontan lehnte sie sich ein wenig zurück.
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