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G'meinsam durch den Monsun in die Nacht

G'meinsam durch den Monsun in die Nacht

Titel: G'meinsam durch den Monsun in die Nacht
Autoren: Georg Boettcher
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Kapitel
1: Schicksalhafte Begegnung
    A lles
begann am Freitag den 02. September 2005 in Haiderbach, einer
österreichischen Stadt nahe der deutschen Grenze, wo ich geboren wurde und auch
meine Jugend verbrachte. Es war gegen 21:45 Uhr als ich das Beiserl, an der
Ecke Franz-Ferdinand-Allee, heulend verließ. Es sollte ursprünglich ein
gemütlicher Herrenabend mit alten Freunden werden ... Freunden, mit denen ich
seit Kindertagen zusammen war. Doch an diesem Abend war dieses alte Band für
immer zerrissen worden.
    Warum? Nun, um diese Frage
beantworten zu können, müssen wir zunächst noch ein kleines Stück weiter in die
Vergangenheit zurück.
    Seit der Pubertät merkte ich immer
stärker, dass ich mich zu Jungs hingezogen fühlte. Wenn wir zum Beispiel nach
dem Sport gemeinsam unter der Dusche standen und uns gegenseitig die Rücken
einseiften, auch wenn wir uns heimlich im angrenzenden Wald, oder am Fuß des
Wilden Kaisers zum Onanieren trafen ... dies waren Momente, die ich immer mehr
genoss. Sehen, was die anderen für Geräte zwischen den Beinen haben. Nur … wenn
sie dann im Schwimmbad den Mädels auf die Brüste schielen wollten, hatte ich
nie wirklich Lust dazu. Klar … auch dabei hatte ich stets mitgemacht, aber
angemacht hat es mich nie.
    Aber zurück zu den Ereignissen
jenes Abends … doch vorher möchte ich euch noch kurz mit den anderen aus der
Runde vertraut machen.
    Allen voran waren da die
Zwillingsbrüder Hansi und Paul. Sie studierten Medizin in Deutschland und
wollten irgendwann Gehirnchirurgen werden. Dann kam Micha, unser Bergbauer. Er
hatte den Hof seines Onkels in Vorarlberg geerbt und es niemals über die
Grenzen Österreichs hinweg geschafft. Er war verheiratet, seine Frau erwartete
in den nächsten Tagen ihr erstes Kind. Als letzte in der Runde saßen Bruno und
Toni. Sie hatten beide als Fußballprofis den Sprung nach Deutschland geschafft
und gehörten zum Kader der österreichischen Nationalmannschaft.
    Einmal im Jahr trafen wir uns alle
hier in Haiderbach, plauderten über alte Zeiten und betranken uns sinnlos. So
lief es auch diesmal wieder … nur, dass ich mich endlich outen wollte.
    Wir hatten gerade die dritte oder
vierte Runde bestellt, als ich aufstand und den Kumpels sagte, dass ich ihnen etwas
Wichtiges erzählen müsse. Was denn so Wichtiges los sei, fragten sie ... warum
ich es denn so spannend machen würde, wollten sie wissen. Mein Herz schlug mir
bis zum Hals und ich musste schlucken. Denn ich wusste, dass jetzt der Moment
gekommen war, an dem es kein zurück mehr gab.
    „Also“, stotterte ich.
    ‚Warum bist du so nervös, sie sind
deine Freunde‘, dachte ich bei mir.
    „Ich ... ich ... ich bin schwul.“
    So … jetzt war es raus.
    Kurzes Schweigen. Fünf Augenpaare
waren auf mich gerichtet und blickten mich an, als wäre ich ein Außerirdischer.
‚Jetzt sagt‘s doch endlich was‘, schoss es mir noch durch den Kopf, bevor mein
Weltbild zum Einsturz gebracht wurde ... denn schon im nächsten Augenblick
prasselten die wüstesten Beschimpfungen auf mich herein.
    „Schwuchtel ... dreckige Tunte ...
kranke Sau ... verpiss dich!“, schrien sie erbost.
    Micha stand auf und schüttete mir
sein Bier ins Gesicht und nur wenig später fand ich mich auf der Gasse wieder.
Dicke Tränen liefen mir übers Gesicht ... ich rannte einfach drauf los ohne
Sinn und Verstand. Ich wollte einfach nur noch weg.
    Aus einer Seitengasse kam mir eine
Horde grölender Jugendlicher in Bomberjacken entgegen. Aufgeschreckt sprang zur
Seite, sonst hätten sie mich wohl umgerannt. Sie rannten an mir vorbei und
kickten noch ein paar Müllkübel um. Die Stimmen entfernten sich immer weiter,
bis schließlich nur noch ein leises Wimmern, aus der Seitengasse zu hören war.
Vorsichtig bewegte ich mich darauf zu. Bis ich erkennen konnte von wem und
woher genau es kam. Mitten auf der Straße hockte ein junger Mann, mit
aufgeplatzter Lippe und zerrissener Kleidung. Als er mich sah, zuckte er
zusammen.
    „Bitte nit schlag'n“, wimmerte er
flehend.
    In seinen Augen spiegelte sich
blanke Angst, und Blut lief aus einer Wunde.
    „Hey keine Angst, ich will dir nur
helfen.“
    Um ihn nicht noch weiter zu
verschrecken, griff ich langsam in meine Hosentasche und reichte ihm ein
sauberes Schnupftuch.
    Er sah mich verzweifelt an, griff
es und tupfte damit seine Wunde ab. Ganz vorsichtig half ich, dem jungen Mann
auf und nahm ihn in den Arm, um ihn zu trösten. Der junge Mann zitterte immer
noch am ganzen
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