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Das Philadelphia-Komplott

Das Philadelphia-Komplott

Titel: Das Philadelphia-Komplott
Autoren: Christiane Heggan
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PROLOG
    S yd hielt Ausschau nach der Ausfahrt zur Cafferty Road. Sie war mit ihrem Ford Focus unterwegs, den sie nur benutzte, wenn es absolut notwendig war. Und heute war so ein Tag. Mitten in der Nacht herrschte auf den Straßen kaum Verkehr, und so sollte sie nicht länger als zwanzig Minuten zu dem Farmhaus der Branzinis in Erwinna benötigen.
    An der gesuchten Abzweigung bog sie ab und folgte der Landstraße. Im fahlen Mondlicht lag das Haus mit seinem schiefen roten Dach einsam und verlassen da. Die Felder, auf denen früher Mais, Bohnen und Süßkartoffeln üppig wuchsen, waren mittlerweile von Unkraut überwuchert.
    In der Hoffnung, dass Dot den Haustürschlüssel immer noch in dem alten Vogelhaus in der Eiche hinter dem Haus versteckte, ging Syd durch den Garten. Sie hielt inne, als plötzlich die vordere Tür aufgestoßen wurde und eine schwarz gekleidete Gestalt herauskam.
    Wie erstarrt beobachtete sie die Szene und erkannte einen großen, breitschultrigen Mann mit kurz geschnittenen Haaren. Mit locker hängenden Armen schaute er sich um, ließ seinen Blick von rechts nach links und wieder zurück schweifen. Sie wusste nicht, ob er sie schon gesehen hatte, und trat vorsichtig einen Schritt zur Seite hinter einen Baum, der sie hoffentlich so weit wie möglich verbergen würde. Mit wild klopfendem Herzen nahm sie ihr Mobiltelefon aus der Handtasche und wählte den Notruf.
    “Hier ist die stellvertretende Bezirksstaatsanwältin Sydney Cooper” flüsterte sie, als am anderen Ende abgenommen wurde. “Ich bin hier…”
    Im Mondlicht sah sie Metall aufblitzen. Zu spät bemerkte sie, dass der Eindringling eine Waffe hatte. Und damit auf sie zielte.
    “Hallo, Ms. Cooper? Sydney?” Die Stimme des Polizisten blieb ruhig. “Wo sind Sie? Sind Sie verletzt?”
    Ein Schuss zerfetzte die Stille. Fast gleichzeitig fühlte Syd einen stechenden Schmerz direkt unterhalb ihres linken Rippenbogens.
    Zum zweiten Mal innerhalb von achtundvierzig Stunden wurde sie ohnmächtig.

1. KAPITEL
    D ie stellvertretende Bezirksstaatsanwältin Sydney Cooper wartete, bis der mit Handschellen gefesselte Angeklagte aus dem Gerichtssaal geführt wurde, bevor sie einen Seufzer der Erleichterung ausstieß. Dem Schuldspruch, der bereits innerhalb von zwei Stunden nach Beginn der Beratungen erfolgt war, war es zu verdanken, dass ab sofort ein Sexualstraftäter weniger die Straßen von Philadelphia unsicher machen konnte.
    Das ist es, was diesen Job ausmacht, dachte sie, während sie ihre Unterlagen in ihrer Aktentasche verstaute. Die Schuldigen zu bestrafen und die Unschuldigen zu beschützen. Auch wenn es ein wenig albern und selbstgerecht klang, sie glaubte daran. Selbst jetzt, nach vier Jahren im Büro des Bezirksstaatsanwalts, war sie immer noch so begeistert von ihrem Job wie damals, als sie sich für die Stelle beworben hatte.
    Zufrieden mit sich schloss sie die Aktentasche und erhob sich vom Tisch. Als sie sich umdrehte, stellte sie jedoch fest, dass aus dem geplanten schnellen Abgang nichts werden würde. In der Galerie am hinteren Ende des Gerichtssaals wartete eine Gruppe Studenten mit gezückten Stiften und erwartungsvollen Blicken auf sie. Die Gruppe hatte den Prozess über die vollen drei Tage aufmerksam verfolgt und hoffte nun, ihr noch einige Fragen stellen zu können.
    Ein blondes Mädchen, mit dem für Kalifornien typischen guten Aussehen, sprach sie als Erste an, wobei sie ihre Bewunderung kaum verbergen konnte.
    “Meine Güte, Ms. Cooper, Sie waren unglaublich. Wie Sie Simon Burke in die Falle gelockt haben, Wahnsinn. Woher nehmen Sie nur den Mut dazu, vor allem vor Richter Claiborne, der doch bekannt dafür ist, sehr unangenehm werden zu können, wenn er meint, dass ein Anwalt zu theatralisch wird?”
    Als sie sich der Gruppe zuwandte, erinnerte sich Syd an ihre eigene Studienzeit, und wie begierig sie damals jede noch so kleine Information aufgesogen hatte, die die erfahreneren Anwälte gewillt waren, preiszugeben.
    “Ich fürchte, es war mehr die pure Verzweiflung und nicht Mut, der mich angetrieben hat. Sie haben Recht mit Richter Claiborne – der Trick war, ihn nicht anzuschauen, sonst hätte ich auch die Nerven verloren.”
    Ein gut aussehender junger Mann, den Syd schon öfter im Gerichtssaal gesehen hatte, ergriff das Wort.
    “Woher wussten Sie, dass der Angeklagte zusammenbrechen würde, wenn Sie ihm einen schwarzen Tanga vor die Nase halten würden?”
    “Tja, Chad – dein Name ist doch Chad, oder?” Sie
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