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Das Philadelphia-Komplott

Das Philadelphia-Komplott

Titel: Das Philadelphia-Komplott
Autoren: Christiane Heggan
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Sie gab ihm die Namen und Adressen.
    “Wo ist das kleine Mädchen jetzt?”
    “Ich vermute, bei ihrer Großmutter, Dorothy Branzini.” Syd stellte ihren Becher ab und atmete tief aus. “Ich muss ihr erzählen, was passiert ist.”
    “Soll ich Sie begleiten?”
    Sie schüttelte ihren Kopf. “Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich lieber allein gehen.”
    “Das ist kein Problem. Allerdings muss ich auch mit Mrs. Branzini sprechen, aber das werde ich dann morgen Früh tun. In der Zwischenzeit würde ich gerne einen Blick in Lillys Haus werfen. Können Sie mir einen Schlüssel besorgen?”
    Da sie mit den einzelnen Schritten vertraut war, die notwendig waren, um eine kriminalistische Untersuchung anzustrengen, nickte Syd. “Ich habe einen. Warum treffen wir uns nicht einfach bei Lilly, nachdem ich mit ihrer Mutter gesprochen habe? Wir könnten uns gemeinsam umsehen.”
    Falls der Chief ihren – nicht wirklich dezenten – Versuch durchschaute, an der Untersuchung teilzunehmen, ließ er es sich nicht anmerken.
    “In diesem Fall fahre ich zurück ins Polizeirevier und schaue nach, ob die Fahndung schon Ergebnisse erbracht hat.” Er schaute auf seine Uhr. “Wir treffen uns um elf Uhr am Haus Ihrer Freundin, das gibt Ihnen genügend Zeit, mit Mrs. Branzini zu sprechen.”
    Syd nickte.
    Der Chief nahm seine Baseballkappe vom Sitz und setzte sie auf. “Ich begleite Sie zu ihrem Auto.”
    “Danke, Chief.”

3. KAPITEL
    E s war kurz nach zehn, als Syd ihren Wagen vor dem Haus von Dorothy Branzini abstellte. Sie hatte überlegt, ob sie vorher anrufen sollte, sich aber dagegen entschieden. Sie wollte die Neuigkeiten lieber persönlich überbringen. Seit dem tragischen Tod ihrer Eltern vor elf Jahren war Dot wie eine Mutter zu ihr gewesen – sie liebte sie, sorgte sich um sie und gab ihr die gleichen guten Ratschläge, die sie so freigiebig an ihre Tochter verteilte. Syd war sich sicher – sie würden diese Krise gemeinsam meistern.
    Kurz nachdem sie geläutet hatte, ging im ersten Stock ein Licht an und eine Gardine wurde zur Seite geschoben. Dot schaute von oben auf sie herab. Überrascht, aber nicht besorgt, sah sie Syd an und ließ die Gardine wieder zurückfallen.
    Wenige Sekunden später öffnete sich die Haustür. Nur eins fünfzig groß und knapp fünfundvierzig Kilo leicht, war Dot trotzdem eine Person, mit der man rechnen musste und die man nicht unterschätzen durfte. Alle Menschen um sie herum wussten das und handelten auch so. Ihre beiden einzigen Schwächen waren ihre Tochter, die sie anbetete, und Prudence, die trotz ihres zarten Alters genau wusste, wie sie ihre Omi um den kleinen Finger wickeln konnte.
    Dot hatte ihre Haare auf Lockenwickler aufgedreht und trug den blauen Fleece-Bademantel, den sie letztes Jahr von Lilly zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte.
    “Syd! Gütiger Himmel. Was tust du hier mitten in der Nacht –?” Als würde ihr auf einmal bewusst, dass es nichts Gutes bedeuten konnte, wenn Syd um diese Uhrzeit bei ihr vor der Tür stand, wurde sie bleich im Gesicht. “Lilly?” Fast flüsterte sie den Namen ihrer Tochter. “Lilly ist etwas passiert …”
    Syd trat in den schmalen Flur und schloss die Tür. “Sie wird vermisst.” Es war besser, ihr die Wahrheit schonend beizubringen.
    “Vermisst?” Mit ihrer zarten Hand fasste Dot sich an den Hals. “Was bedeutet das?”
    “Lass uns hier hinein gehen”, Syd nickte in Richtung des kleinen Wohnzimmers mit seinen vertrauten, alten Möbeln und dem cremefarbenen Teppich. Sie führte die alte Dame zum Sofa. “Setz dich.”
    “Ich will nicht sitzen.” Dots Stimme wurde lauter. “Ich will wissen, wo meine Tochter ist!”
    “Sie wurde entführt.” Das war hart, und es war schockierend, aber es gab keinen anderen Weg, es auszudrücken. Sie musste es ihr auf diese Weise sagen.
    Dot schluchzte laut auf und in ihren Augen spiegelten sich Ungläubigkeit und Furcht wider. “Entführt? Mein Baby wurde entführt? Wann? Warum? Wer würde so etwas tun?”
    “Wir haben noch nicht viele Details.” Während sie Dots zitternde Hand hielt, berichtete sie über die Ereignisse der letzten zwei Stunden. Sie verschwieg nichts, wählte ihre Worte jedoch sorgfältig, um Dot nicht noch mehr in Angst zu versetzen. “Wir werden sie finden”, schloss sie, bemüht, die richtige Menge Zuversicht in ihre Stimme zu legen.
    Dot zog ihre Hand weg und stand auf. “Nein, werdet ihr nicht. Du hast selbst gesagt, dass du keine Ahnung hast, wer diese
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