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Das Philadelphia-Komplott

Das Philadelphia-Komplott

Titel: Das Philadelphia-Komplott
Autoren: Christiane Heggan
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beobachtete, wie er errötete, und verlegen nickte. “Ich habe von einem ähnlichen Fall in Ohio vor ein paar Jahren gehört. Der Angeklagte war zwar nicht wegen sexueller Belästigung angeklagt, aber es erregte ihn aufs Höchste, wenn er schwarze Spitzenunterwäsche sah, und er verfolgte die Frauen hartnäckig und flehte sie um sexuelle Gefälligkeiten an. Diejenigen von euch, die die Zeugenaussage von Jane Hunnicut am Montag gehört haben, werden sich erinnern, dass sie sagte, Simon Burke hätte sie gefragt, ob sie einen schwarzen String trüge. Ich musste also nur noch den Weg für seine Phantasien ebnen.”
    “War das Ihr Slip?” Die flapsige Bemerkung kam von einem anderen Studenten, der schon oft im Gericht war, und dessen trockener Humor und clevere Einwürfe sich auch schon zu Syd herumgesprochen hatten. In seinen Augen glänzte jugendlicher Übermut, als er auf Syds Antwort wartete. Das Mädchen aus Kalifornien boxte ihm hart in die Rippen.
    “Ich glaub’s nicht, Thomas, du bist so ein Ferkel.”
    Bevor Syd jedoch klarstellen konnte, dass sie den Tanga nur für die heutige Verhandlung gekauft hatte, stellte das Mädchen eine weitere Frage.
    “Haben Sie Ärger mit Richter Claiborne bekommen?”
    Syd hängte sich den Riemen ihrer ledernen Handtasche über die Schulter. “Er erteilte mir eine Lektion in Sachen korrektes Verhalten vor Gericht, um mir dann übergangslos zu meinem Erfolg zu gratulieren”, lachte sie.
    Die Gruppe war inzwischen um einige Reporter angewachsen, die Syd kannte. Einer schoss ein Foto von ihr. Bevor das kleine, informelle Gespräch mit den Studenten in eine ungewollte Pressekonferenz ausarten konnte, schlüpfte Syd in ihren schwarzen Wollmantel.
    “Ich würde gerne noch weiter mit euch plaudern”, wandte sie sich an die Studenten, “aber genau jetzt hat mein Urlaub offiziell begonnen, und ich möchte nun ganz schnell hier raus.”
    “Wo fahren Sie hin?”, fragte einer der Reporter.
    “Cancún.” Syd winkte den angehenden Juristen zu und wandte sich zum Ausgang. “Viel Erfolg bei euren Abschlussprüfungen!”, sagte sie noch und war im nächsten Augenblick verschwunden.
    Außerhalb des Gerichtsgebäudes hatte sich der Himmel über Philadelphia in tristes Grau gehüllt. Ein eisiger Märzwind wehte vom Delaware River hinauf, und die Fußgänger hasteten mit gesenkten Köpfen die Straße entlang. Cancún wird mit jeder Sekunde verlockender, dachte Syd, als sie ihren Mantelkragen hochschlug und aus dem Gebäude auf den Gehweg trat.
    In ihrer ursprünglichen Urlaubsplanung war Mexiko nicht vorgesehen. Daran hätte sie bei ihrem Gehalt nicht einmal denken können. Eigentlich hatte sie sich vorgenommen, die freie Zeit zu nutzen, um endlich ihre Wohnung zu renovieren. Eine Arbeit, die sie schon seit Monaten vor sich herschob. Sie hatte schon fast angefangen, sich auf die Aufgabe zu freuen, weil sie hoffte, dass harte Arbeit ihr helfen würde, den Schock über den Betrug ihres Verlobten, Greg Underwood, zu überwinden.
    “Es hatte
nichts
zu bedeuten”, hatte er beteuert, als sie ihm ihren Verlobungsring vor die Füße geworfen hatte.
    “Du und ich, wir hatten diesen Streit, also bin ich in eine Bar gegangen, um mich abzureagieren, und – da war sie.”
    Sie
war eine eins siebzig große, blondierte Amazone mit leeren blauen Augen und riesigen Brüsten. Der Streit, auf den Greg sich bezog, war einer von vielen, die sie in den vorangegangenen Monaten gehabt hatten. Immer ging es um das gleiche Thema: So oft sie auch versuchte, ihm zu erklären, dass ihre Arbeit ihr Spaß bereitete und sie sie liebte, versuchte er, sie zu überreden, den angebotenen Job in der Sozietät seines Vaters anzunehmen. Underwood & Sullivan, eine alteingesessene Kanzlei – und ein doppelt so hohes Gehalt.
    Vor zwei Wochen, nachdem Greg sie erneut bedrängt hatte, endlich einzuschlagen, hatte Syd die Geduld verloren und ihn gebeten, sie ein für alle Mal mit dem Thema in Ruhe zu lassen. Später am Abend hatte sie sich etwas beruhigt und war der Meinung, viel zu hart gegen Greg gewesen zu sein. Und so hatte sie sich entschlossen, zu seiner Wohnung zu gehen und sich bei ihm zu entschuldigen. Doch anstatt ihn alleine vor dem Fernseher vorzufinden, war sie mitten in eine Szene wie aus einem schlechten Pornofilm geraten.
    Auch wenn es ihr anfangs das Herz brach, stellte sie schnell fest, dass sie besser jetzt als nach der Hochzeit von seiner Schwäche erfuhr. Sie zweifelte zwar nicht daran, dass sie ihren
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