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Untitled

Untitled

Titel: Untitled
Autoren: nanu
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sich noch mehr als sonst. »Gina, bitte«, sagte er leise. »Ich kann das nicht.«
    »Was denn, reden?«, konterte sie und versuchte gar nicht erst, den Schmerz in ihrem Blick zu verbergen. Den Schmerz, den sie normalerweise so sorgfältig vor ihm versteckte. Es brach ihm das Herz.
    »Wir reden doch«, meinte er.
    »Weißt du, ich bringe dir alle paar Tage deine Post mit. Meinst du nicht, dass mir dabei der verzierte Umschlag von Alyssa und Wie-heißt-er-gleich-noch aufgefallen ist und dass ich mir denken kann, dass das eine Hochzeitseinladung war?«
    Schon wieder Alyssa. »Sam«, sagte Max. Alyssas Ve r lobter hieß Sam.
    Gina wandte sich an Rita. »Es ist tatsächlich erst ein paar Monate her, da hat Max Alyssa gefragt, ob sie ihn heiraten will. Sie hat für ihn gearbeitet, und er hat sich in sie verliebt, bloß dass er prinzipiell nichts mit Mitarbeiterinnen anfangen will, also wollte er sie einfach nur als gute Bekannte haben – das hat mir zumindest Jules erzählt. Bloß eine gute Bekannte – bis zu dem Tag, wo er um ihre Hand angehalten hat.« Sie lachte, aber er hatte den Verdacht, dass ihr Lachen ähnliche Gründe hatte wie seines und lediglich ein Teil der Zahnpflege war. »Jetzt kommt eine Frage, die ich bisher noch nie zu stellen gewagt habe, Max: War Alyssa auch so eine gute B e kannte wie ich?«
    »Nein«, sagte Max. »Alyssa und ich haben nie …« Er schüttelte den Kopf. »Sie hat für mich gearbeitet …«
    »Es gibt Männer, die sich davon nicht abhalten lassen«, schaltete sich Rita ein.
    »Ich schon«, erwiderte er, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Ehrenhaftes Verhalten ist Ihnen also wichtig.« Rita kritzelte etwas auf ihren Schreibblock, was ihn nur noch wütender machte.
    Max wandte sich an Gina. »Hör zu, es tut mir leid, aber das ist mir zu persönlich. Lass uns irgendwo hingehen, wo wir alleine sind. Da können wir …«
    »Sex haben?«, fragte sie.
    Max schloss für einen kurzen Moment die Augen. »Reden.“ »So, wie da, als du Alyssas Hochzeitseinladung bekommen hast?«, wollte sie wissen.
    Oh Gott. »Was hätte ich denn sagen sollen? ›He, schau mal, was da heute in der Post war‹?«
    »Angesichts der Tatsache, dass wir in der ganzen Zeit, seitdem du angeschossen worden bist und beinahe gestorben wärst, nicht einmal ihren Namen erwähnt haben, wäre etwas in dieser Richtung durchaus angemessen gewesen, ja«, gab sie erregt zurück. »Aber du hast ja kein Wort gesagt. Ich bin zu dir gekommen und habe dir jede Gelegenheit gelassen, mit mir zu reden, und weißt du noch, was wir stattdessen getan haben?«
    Ja, Max erinnerte sich, ganz eindeutig. Gina, nackt und in seinem Bett, ließ sich nicht so leicht vergessen. Er blickte kurz zu Rita hinüber, doch sie war schlau genug, nicht noch extra nachzuhaken.
    Allerdings – an jenem Abend hatte Gina ihn verführt. Wie so oft. In der Regel machte sie den ersten Schritt. Auch wenn man der Ehrlichkeit halber zugeben musste, dass er sie nie daran hinderte. Na ja, er versuchte es, aber nie mit echter Überzeugung. Und er hatte nie Erfolg damit.
    Aber wenn sie sich ihm aus freien Stücken hingeben wollte, wieso sollte er sie dann enttäuschen?
    Und war er nicht der größte und gemeinste Lügner auf der ganzen Welt? Denn in Wahrheit verzehrte er sich nach dieser Frau. Tag und Nacht. Ihre Beziehung war in vielerlei Hinsicht und aus den unterschiedlichsten Gründen falsch, und er wusste, dass er sich von ihr fern halten musste, aber er konnte nicht, verdammt noch mal. Also nahm er alles, was sie ihm geben wollte. Voller Gier. Wie ein Süchtiger, der wusste, dass er früher oder später keinen Stoff mehr bekommen würde.
    »Gehen wir mal einen Schritt zurück«, sagte die Therapeutin. »Was die Vergangenheit angeht, über die Sie vorhin gesprochen haben.« Sie blickte Gina an. »Darf ich ein paar der Dinge, die Sie mir am Telefon gesagt haben, für Max wiederholen?«
    »Bitte.«
    »Sie melden sich bitte, wenn ich etwas Falsches sage«, fuhr Rita fort, »aber Sie haben sich vor vier Jahren kennen gelernt, als Gina Passagier in einem entführten Flugzeug war. Das war noch vor dem elften September – das Flugzeug war auf einem Flughafen in …« Sie suchte in ihren Notizen.
    »Kasbekistan«, sagte Max.
    »Und Sie waren der … FBI-Unterhändler? Ich dachte, die Vereinigten Staaten verhandeln nicht mit Terroristen?«
    »Tun wir auch nicht«, erläuterte er. »Aber wir reden mit ihnen. Versuchen, sie zu überzeugen, dass es das Beste ist aufzugeben. Im
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