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Untitled

Untitled

Titel: Untitled
Autoren: nanu
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scharf in die Augen, und irgendwie wusste er es.
    Er hatte eigentlich entspannt auf seinem Stuhl gesessen, aber jetzt straffte er sich und streckte seine Hand nach der Nachricht aus, deren Inhalt er bereits kannte. Sein Gesicht wirkte seltsam ausdruckslos. »Gina?«, fragte er, und Jules nickte.
    Max konnte unmöglich wissen, dass Gina in Deutschland war, ganz zu schweigen von dem Café mit der Autobombe.
    Und obwohl Jules seinen Boss über alle Maßen b e wunderte und ihn für brillant und genial hielt und wusste, dass er als Teamleiter eine geradezu empörende Tapferkeit an den Tag legen konnte, so war er doch auch fest in der Realität verwurzelt. Entgegen einer weit verbreiteten Ansicht wusste er, dass Max keine Gedanken lesen konnte.
    Und das bedeutete, dass Max auf diesen Augenblick g e wartet hatte.
    Es bedeutete, dass er jeden einzelnen Tag, seitdem Gina weggegangen war, in Furcht und Bangen auf genau diese Nachricht gewartet hatte.
    So ein Leben war die Hölle.
    Peggy Ryan fiel nichts Besonderes auf. Selbst als Jules Max die schreckliche Liste mit den zivilen Todesopfern reichte, plapperte sie munter weiter über irgendeinen Fall, den sie gerade in Bearbeitung hatte.
    Jules wandte sich ihr zu und unterbrach sie mitten im Wort. »Madam, Sie müssen jetzt gehen.«
    Fassungslos blinzelte sie ihn an, bevor ihre Miene empörte Züge annahm. »Wie bitte?«
    »Sofort.« Jules schnappte sie am Arm und zog sie vom Stuhl.
    »Was machen Sie da? Nehmen Sie Ihre Hände weg, Sie … Sie Perversling«, protestierte sie, während er sie zur Tür hinausschob.
    Draußen an Larondas Schreibtisch stand George und winkte ihn sofort zu sich, das Handy am Ohr. »Die Leiche ist noch in Hamburg«, teilte er Jules mit.
    »Danke. Klär Peggy auf«, befahl er über den Kopf der Frau hinweg und schlug ihr die Tür vor der wütenden Nase zu.
    Doch schnell fragte er sich, ob er nicht selbst auf der falschen Seite dieser Tür gelandet war. Oh Gott, er brachte es einfach nicht fertig, sich umzudrehen und Max anzuschauen.
    Der mucksmäuschenstill war.
    Wenn er gebrüllt und Sachen zerschmettert hätte, das wäre besser gewesen. Ein Loch in die Wand gehauen. Max verlor fast nie die Beherrschung, verlor fast nie die Kontrolle, aber wenn es einmal geschah, dann bebte die Erde.
    »Kann ich dir helfen, Sir?«, flüsterte Jules und hielt den Blick immer noch auf die Tür gerichtet.
    »Ist ihre Familie bereits verständigt worden?«, wollte Max wissen. Seine Stimme klang so bemerkenswert normal, als wollte er sich nach nichts weiter als dem morgendlichen Ve r kehr auf dem Capital Beltway erkundigen.
    »Ich weiß nicht, Sir.« Langsam drehte er sich um.
    Max saß hinter seinem Schreibtisch. Saß nur da. Jules blickte ihm ins Gesicht, in die Augen, und sah: nichts. Als ob Max selbst den Dienst eingestellt, sein Herz zum Stillstand gebracht hätte.
    »Aber das kriege ich raus«, fuhr Jules fort. »Wir e r kundigen uns auch, wieso Gina in Hamburg war, weshalb sie aus Kenia abgereist ist, was sie gemacht hat, wo sie gewohnt hat … Ich bringe dir die Informationen rein, sobald ich sie habe. George hat mir gerade gesagt, dass ihre Leiche …«
    Seine Stimme versagte. Er konnte nichts dagegen machen. Ihre Leiche. Ginas Leiche. Oh Gott.
    »… immer noch in Hamburg ist«, presste Jules mühsam hervor.
    »Laronda soll mir einen Platz im nächsten Flug nach Deutschland buchen«, sagte Max, immer noch gleichmütig, immer noch ruhig. Doch dann wurde ihm klar, was er gerade gesagt hatte, und für einen kurzen Augenblick erhaschte Jules einen winzigen Blick auf die Gefühle, die der Mann in sich barg. »Verfluchte Scheiße!« Aber genauso schnell hatte Max sich wieder in der Gewalt und war wieder ganz ruhig. Ausgeglichen. »Laronda ist heute nicht im Büro.«
    »Ich mach das, Sir.« Mein Gott, ausgerechnet heute musste so was passieren. Laronda wüsste jetzt ganz genau, was zu tun, was zu sagen wäre … etwa: Sir, fliegen Sie nach Hamburg, um Ginas Leiche zu identifizieren und nach Hause zu bringen, oder wollen Sie die Terrorzelle, die für dieses Attentat verantwortlich ist, ausfindig machen und vernichten? Weil diese zweite Geschichte vielleicht keine besonders gute Idee ist, es sei denn, Sie wollen Ihre Karriere ohnehin b e enden.
    Jules räusperte sich. »Obwohl, vielleicht solltest du doch nicht alleine da hinfliegen …«
    »Hol mir Walter Frisk ans Telefon«, befahl Max. »Und such die Telefonnummer von Ginas Eltern. Sie muss irgen d wo in Larondas
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