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Untitled

Untitled

Titel: Untitled
Autoren: nanu
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Computer sein.«
    Jules zögerte, die Hand an die Klinke gelegt. »Max, mein Gott, es tut mir so, so schrecklich leid für dich.« Erneut brach seine Stimme. »Für uns. Für die gesamte Welt.«
    Max blickte auf, und es war seltsam, aus solch seelenlosen , leeren Augen angestarrt zu werden. »Ich will dieses Flugticket in zwei Minuten auf dem Schreibtisch haben.«
    »Ja, Sir.« Jules zog die Tür hinter sich ins Schloss und machte sich an die Arbeit.

2
     
    Kenia, Afrika
    18. Februar 2005
    Vor vier Monaten
     
    »Wo wollen wir sie denn unterbringen?«
    »Die Zelte?«, gab Molly zur Antwort, während sie die erste Bettpfanne in den Topf mit kochendem Wasser tunkte.
    »Mol, du hörst mir gar nicht zu.« Gina nahm die nächste und machte es Molly nach, immer darauf bedacht, sich beim Herausholen nicht die Finger zu verbrühen. »Wir haben keine Zelte. Die Zelte kommen erst nach der Busladung mit den Freiwilligen.«
    Molly hielt inne und wischte sich mit dem nicht in Han d schuhen steckenden Teil ihres Armes die widerspenstigen rötlichen Haare aus dem nassen Gesicht. »Wir kriegen eine ganze Busladung Freiwilliger? Das ist ja großartig!«
    »Die meisten bleiben nur ein paar Tage bei uns, nur zwei davon länger«, sagte Gina. Wieder einmal. Sie hatte Molly Anderson fest in ihr Herz geschlossen, aber wenn ihre Mi t bewohnerin sich auf etwas Wichtiges konzentrierte, dann war es nicht immer einfach, zu ihr durchzudringen.
    Jetzt gerade galt Mollys Aufmerksamkeit vier dreizeh n jährigen Mädchen, die mit schrecklichen, lebensgefährlichen Wundinfektionen in ihr Lagerhospital gebracht worden waren.
    Sie könnten sich glücklich schätzen, so hatte Schwester Maria-Margarit ihnen mit ihrem mürrischen deutschen Akzent erklärt, wenn auch nur eines der Mädchen die kommende Nacht lebend überstand.
    Woraufhin Molly gemurmelt hatte: »Nur über meine Leiche.« Dann hatte sie sich darangemacht, alles zu sterilisieren, was mit ihren neuesten Patientinnen in Kontakt kommen konnte.
    »Wann kommt der Bus denn an?«, wollte sie nun von Gina wissen.
    »In ein paar Stunden«, erwiderte Gina und fügte noch ein »Scheiße!« hinzu, als sie sich die Finger verbrühte.
    »Schade!«, übertönte Molly sie und sandte Gina einen b e deutungsschwangeren Blick: Roboternonne von hinten im Anmarsch.
    Hier im Lager gab es zwei Arten von Nonnen: die mensc h lichen, die lachten und sangen und dem bunten Mischmasch aus Dorfbewohnern und freiwilligen Helfern herzlich und mit offenen Armen begegneten. Für sie war das Glas des Lebens halb voll. Und die Nonnen, die Molly »die Roboter« nannte, die den Blick über eine Gruppe von Menschen gleiten ließen und nichts als Sünder sahen. Die über alles, was nicht perfekt war, die Nase rümpften. Diese Roboternonnen konnten sogar an einem vollen Glas noch etwas auszusetzen haben. Immerhin, es könnte ja etwas verschüttet werden, hast du das gar nicht gewusst?
    Diese Nonne jedenfalls schaute sie mit gerunzelter Stirn an.
    Vermutlich, weil Molly und Gina die Frechheit besessen hatten, angesichts der drei Millionen Grad Hitze hier in der Küche die Ärmel aufzukrempeln.
    »Ich finde, wir sollten zunächst einmal dafür sorgen, dass die beiden, die länger bleiben, sich bei uns wohl fühlen«, sagte Gina und half Molly, den Topf vom Herd zu nehmen und das heiße Wasser in die Spüle zu kippen. Die Fluktuation unter den Freiwilligen war sowieso schon groß genug. Wenn die Bedingungen im Lager noch schlechter waren als üblich … »Wir wollen schließlich nicht, dass Schwester Grace und Leslie Pollard ihre Meinung ändern und mit dem nächsten Bus wieder zurückfahren.«
    »Die Schwester kann sich bei den anderen Nonnen ei n quartieren«, sagte Molly und ging vor Gina her ins Kranke n hauszelt. Sie nahm sich von dem Stapel neben dem Eingang eine OP-Maske.
    Gina tat es ihr nach und griff nach hinten, um die Bänder über den Pferdeschwanz zu streifen – nur, dass da gar kein Pferdeschwanz mehr war. Nur noch schockierend kurze Locken. Oh Gott, Max würde ihre Frisur grässlich finden. Nicht, dass er es jemals zugeben würde, aber er hatte ihr langes Haar geliebt.
    Nur, dass es nicht mehr länger darauf ankam, was er liebte. Dieser Mann war nicht mehr Teil ihres Lebens. Wenn er sich jetzt, nachdem sie schon über ein Jahr lang aus D.C. weg war, immer noch nicht auf die Suche nach ihr gemacht hatte, dann – seien wir wenigstens ehrlich – würde er gar nicht mehr kommen.
    Und sie würde es nicht, konnte es
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