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Die 5 Plage

Titel: Die 5 Plage
Autoren: James Patterson Maxine Paetro
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1
    Der Regen prasselte an die Fenster, als im San Francisco Municipal Hospital die Nachtschicht begann. Von Beruhigungsmitteln eingelullt, schlief die dreißigjährige Jessie Falk friedlich in ihrem Bett auf der Intensivstation und ließ sich in einem See aus kühlem Licht treiben.
    Jessie träumte den schönsten Traum seit Jahren.
    Mit ihrem kleinen Engel, der dreijährigen Claudia, spielte sie im Swimmingpool in Omas Garten. Claudie, splitternackt bis auf die knallrosa Schwimmflügel, planschte im Wasser, und ihre blonden Locken glitzerten im Sonnenlicht.
    »Alle Entchen fliegen hoch , Claudie!«
    » So , Mami?«
    Sie flatterte mit den Ärmchen, und Mutter und Tochter fassten sich juchzend und lachend an den Händen, wirbelten im Kreis und fielen mit lautem Gekreische ins Wasser, als plötzlich und ohne Vorwarnung ein stechender Schmerz Jessies Brust durchzuckte.
    Mit einem Schrei erwachte sie, richtete sich kerzengerade im Bett auf und hielt sich mit beiden Händen die Brust.
    Was passierte da? Was war das für ein Schmerz?
    Dann merkte Jessie, dass sie im Krankenhaus lag - und dass ihr wieder übel war. Sie erinnerte sich, wie sie hierhergekommen war - die Fahrt im Krankenwagen, der Arzt, der ihr versichert hatte, dass es nichts Ernstes sei, dass sie sich keine Sorgen machen müsse.
    Der Ohnmacht nahe, sank Jessie auf die Matratze zurück und tastete mit fahrigen Bewegungen nach der Klingel auf ihrem Nachttisch. Doch das Gerät glitt ihr aus der Hand und fiel herunter, schlug mit einem dumpfen Scheppern gegen das Bettgestell.
    O Gott, ich kriege keine Luft! Was passiert mit mir? Ich kann nicht mehr atmen. Es ist entsetzlich. Oh, mir geht es gar nicht gut .
    Jessie warf den Kopf hin und her und blickte voller Panik in dem dunklen Krankenzimmer umher. Da sah sie aus dem Augenwinkel heraus eine Gestalt in der Ecke stehen.
    Das Gesicht kannte sie.
    »Oh, G-Gott sei Dank!«, keuchte sie. »Helfen Sie mir bitte. Es ist mein Herz.«
    Sie streckte die Hände aus, fuchtelte schwach in der Luft herum, doch die Gestalt blieb in der dunklen Ecke stehen.
    »Bitte!«, flehte Jessie.
    Die Gestalt kam nicht näher, machte keine Anstalten, ihr zu helfen. Was ging da vor? Das hier war doch ein Krankenhaus. Die Person dort in der Ecke arbeitete hier.
    Winzige schwarze Pünktchen tauchten vor Jessies Augen auf, während ein brutaler Schmerz ihr die Luft aus der Lunge quetschte. Plötzlich verengte sich ihr Gesichtsfeld zu einem Tunnel aus weißem Licht.
    »Bitte, helfen Sie mir. Ich glaube, ich...«
    »Ja«, sagte die Gestalt in der dunklen Ecke, »du stirbst, Jessie. Es ist eine Wonne, dir zuzusehen, wie du hinübergehst.«

2
    Jessies Hände schlugen auf die Bettdecke wie die Flügel eines kleinen Vogels. Und dann lagen sie plötzlich ganz still. Jessie war tot. Der Engel der Nacht trat vor und beugte sich tief über das Krankenbett. Die Haut der jungen Frau war bläulich gefleckt und fühlte sich feucht und kalt an; ihre Pupillen waren starr. Sie hatte keinen Puls. Keinerlei Vitalzeichen. Wo war sie jetzt? Im Himmel, in der Hölle - oder nirgendwo?
    Die schattenhafte Gestalt hob die heruntergefallene Klingel auf und zupfte dann die Bettdecke zurecht. Sie strich das Haar der jungen Frau glatt, richtete den Kragen ihres Krankenhauskittels und tupfte ihr mit einem Papiertaschentuch den Speichel von den Mundwinkeln.
    Flinke Finger griffen nach dem gerahmten Foto, das neben dem Telefon auf dem Nachttisch stand. Sie war so hübsch gewesen, diese junge Mutter mit ihrem Baby auf dem Arm. Claudia - so hieß doch ihre Tochter, nicht wahr?
    Der Engel der Nacht stellte das Bild zurück, schloss die Augen der Patientin und legte zwei kleine Plättchen, die wie Messingmünzen aussahen - nicht ganz so groß wie ein Zehncentstück -, auf Jessie Falks Lider.
    Auf jedes der kleinen Plättchen war ein Äskulapstab geprägt - eine Schlange, die sich um einen Stab windet. Das Symbol der Heilberufe.
    Ein geflüsterter Abschiedsgruß mischte sich mit dem Zischen der Autoreifen auf dem nassen Asphalt der Pine Street fünf Stockwerke tiefer.
    »Gute Nacht, Prinzessin.«

Erster Teil
    Vorsätzlich

3
    Ich saß an meinem Schreibtisch und wühlte mich durch einen Stapel Akten - achtzehn ungeklärte Tötungsdelikte, um genau zu sein -, als Yuki Castellano, ihres Zeichens Rechtsanwältin und Strafverteidigerin, auf meinem Privatanschluss anrief.
    »Meine Mom will uns zum Lunch ins Armani Café einladen«, verkündete das neueste Mitglied unseres Clubs der
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