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EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
Autoren: Mathias Frey
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Prolog
    Samstag, 10. September 2016
     
    1.20 Uhr. Die Würfel waren gefallen – schon Monate zuvor. Menschen, tausende Meilen entfernt, hatten Entscheidungen getroffen. Existentielle Entscheidungen. Selbst für den zwei Meter großen und sehr sportlichen Tim ›Silk‹ Lewis wäre wegrennen jetzt keine Option mehr gewesen.
       Nachdem er Don’s Bar and Grill, sein abends immer gut frequentiertes Restaurant in Sandrock, einem Tausend-Seelen-Dorf in Nordtexas, aufgeräumt hatte, schloss er die Tür ab. Draußen lockerte er wie nach einem Basketballspiel mit ein paar Dehnübungen seine angespannten Arm- und Nackenmuskeln. Er deutete ein paar Laufschritte an, atmete tief ein und einige Male stoßweise aus und schlenderte dann gemütlich zu seinem Haus, keine hundert Meter von Don’s entfernt. Lewis summte ein Lied vor sich hin. Der Umsatz war gut gewesen an diesem Abend und die Gäste hatten sich anständig benommen. Ein paar Auswärtige, Soldaten, die an einem Manöver in Nordtexas teilnahmen, hatten die Kasse zusätzlich klingeln lassen. Zufrieden sog er die kühle, klare Luft in sich auf. Nur das Zirpen der Grillen und das Knirschen seiner Stiefel durchbrachen die Stille der Nacht. Lewis haderte oft mit der Enge und Abgelegenheit von Sandrock – er würde nicht ewig hier bleiben, dafür war er mit seinen dreißig Jahren zu jung. Aber in Momenten wie diesen ließ er die Atmosphäre des absoluten Friedens gern auf sich wirken.
       Ein Schmerz, kurz wie ein Nadelstich, durchfuhr ihn, als er an Josephina dachte. Seit ihrem Streit vor einer Woche hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen. Hässliche Worte waren gefallen, grundlose Verdächtigungen ausgesprochen worden. Noch immer konnte er sich nicht dazu durchringen, sie anzurufen oder mit seinem Pick-up ins nur fünfundvierzig Meilen entfernte Amarillo zu fahren. Er schloss die Augen und glaubte, den süßen Duft ihrer Haut zu riechen. Ein Glücksgefühl machte sich in ihm breit. Morgen, spätestens übermorgen, würde er über seinen Schatten springen und sich bei ihr melden. Er würde ihr vorschlagen, sich im Bourbonstreet Café in Amarillo zu treffen, um ihre Versöhnung zu feiern. Dort hatten sie sich vor einem Jahr kennen gelernt. Lächelnd schloss er die Tür zu seinem Haus auf.
       Er zog Cowboystiefel, Jeans und T-Shirt aus, holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank und schaltete seinen neuen Fernseher ein. Ziellos und gedankenverloren zappte er durchs Programm und leerte das Bier mit schnellem Zug. Da niemand in Hörweite war, unterdrückte er den lauten Rülpser nicht. Er zerquetschte die leere Bierdose mit einer Hand und warf sie zielsicher quer durch den Raum in den an der Wand angebrachten Basketballkorb, worauf sie scheppernd im Eimer darunter landete, und ging unter die Dusche.
       Gut zehn Minuten später – er war zwar sehr müde, aber von der Arbeit immer noch zu aufgekratzt, um schlafen zu gehen – holte er ein zweites Bier und setzte sich mit einem Handtuch um die Hüften vor den Fernseher. Wieder schaltete er sich durch Dutzende von Sendern, bis er an der gerade laufenden Wiederholung der Late Night Show auf NBC hängen blieb. Von dieser Sendung würde er sich einschläfern lassen und dann ins Bett verschwinden.
       Er hatte noch nicht einmal über den ersten Witz lachen können, als der Bildschirm plötzlich schwarz wurde und eine sonore Männerstimme mit »This is NBC Breaking News« das Programm unterbrach. Wie aus Marmor gemeißelte Buchstaben drehten sich vor dem schwarzen Hintergrund und formierten sich zu »This is NBC Breaking News«, rotierenden Marmorbuchstaben und dröhnenden Orgeltönen eine Eilmeldung angekündigt. Breaking News , begleitet von dunkel dröhnenden Orgeltönen. Für einen Moment, weniger als eine Sekunde, sah Lewis das Gesicht einer schwarzen Nachrichtensprecherin. Sofort verschwand das Bild wieder und zum zweiten Mal innerhalb einer Viertelminute wurde dramatisch mit
       Die haben wohl die Technik nicht im Griff , dachte Lewis. Wieder erschien dasselbe Nachrichtenstudio, diesmal aber saß die bekannte Judith Roth hinter dem Newsdesk. Lewis stutzte kurz, vergaß dann aber sofort seine Verwunderung über den schnellen Wechsel der beiden Sprecherinnen, als er das Geschehen am Bildschirm verfolgte.
       »Meine Damen und Herren, wir unterbrechen hier unser Programm wegen aktueller Entwicklungen in Europa. Ich bin Judith Roth und berichte live vom NBC Breaking News Desk in New York City.« In diesem
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