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EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
Autoren: Mathias Frey
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noch zu verlängern, wurde vom Secret Service im gesamten Weißen Haus gesucht. Beide, Richard und Barbara, waren am Vorabend in Washington eingetroffen und von einer Eskorte ins Weiße Haus gebracht worden; für eine Präsidentenfamilie wurden die simpelsten Vorgänge zum aufwendigen Staatsakt.
       »Nimm doch deinen Vize mit«, meinte Richard, ohne den Blick von seinem Müsli abzuwenden. Wie immer weigerte er sich, seine Pflichten als First Gentleman wahrzunehmen. Ganz Wissenschaftler, hasste er alle Arten von Repräsentation.
       »Wie du weißt dürfen wir nicht gemeinsam reisen«, schlug Jeanne den Vorschlag aus und kontrollierte den Sitz ihrer Frisur im Spiegelbild des umgedrehten Löffels. »Aus Sicherheitsgründen.« Für August war ein Staatsbesuch in Europa geplant und die Präsidentin suchte eine persönliche Reisebegleitung, zusätzlich zu den dreihundertfünfzig Personen, die schon auf der Liste standen.
       »Es wird schon jemand mitkommen«, versuchte Richard die Diskussion zu beenden.
       »Tausende von Amerikanern würden sich darum reißen , mitzukommen!«, fing sie wieder an. »Sie würden sich darum reißen, eine so gut aussehende, intelligente Frau zu haben, die Präsidentin ist und im Weißen Haus wohnt. Sie würden ihr überall hin folgen, ohne auch nur ein einziges Mal zu murren. Blind! Sie würden ...«
       »Darling, bitte!« Richard wiegelte kopfschüttelnd ab.
       Es klopfte an der Tür. Ein Agent des Secret Service trat ein. Seine Miene ließ nichts Gutes ahnen.
       »Barbara?«, fragte Jeanne in Erwartung einer schlimmen Nachricht.
       »Wir haben sie im China Room gefunden«, antwortete er.
       »Schön!«, entgegnete sie erleichtert. Immerhin besser als letzten Sommer, als man sie zusammen mit ihrem damaligen Freund, einem Punk mit Nasenring und Lippenpiercing, in letzter Sekunde davon hatte abhalten können, sich halbnackt im Rose Garden zu sonnen. »Und wo ist sie jetzt?«
       »Auf ihrem Zimmer.« Noch immer machte der Mann vom Secret Service einen bedrückten Gesichtsausdruck.
       »Sagen Sie es mir!« Jeanne wusste, das noch etwas kommen würde.
       »Ihre Tochter wollte einen Teller des Chinaporzellans von Franklin Roosevelt aus der Vitrine nehmen. Sie hat erklärt, sie fände ihn sehr schön und wolle ihn hierher bringen, zum Frühstück.«
       »Ja und?«
       »Dabei ist ihr ein Missgeschick passiert.«
       »Was ist kaputt?«
       »Nur einige Teller; außerdem drei Tassen und eine Vase, die während der Zeit Harry Trumans im Oval Office stand.«
       »Ich hatte dir ja gesagt, dass sie genaue Anweisungen braucht, wie sie sich im Weißen Haus zu verhalten hat«, regte sich Richard auf.
       »Ich bitte dich! Sie ist achtzehn , soll ich sie vielleicht einsperren?«
       »Man hätte sie auch rechtzeitig erziehen können!«
       »Was heißt hier man ? Das Kind ist von dir, falls du es vergessen hast!«
       »Du hast ihr zu viel durchgehen lassen.«
       Der Mann vom Secret Service blickte unruhig über den Tisch hinweg. Für den Geheimdienst war der Schutz der Präsidententochter ein Albtraum.
      Als die matronenhafte schwarze Hebamme am 24. Mai 1960 in Niles/Ohio Jeanne Alexandra Taylor aus dem Geburtskanal geholfen hatte, ahnte sie nichts von der zukünftigen Rolle der Neugeborenen. Vielleicht hätte sie sonst erschrocken »Es ist eine Präsidentin!« gerufen. So aber legte sie das kleine Bündel mit einem lächelnden »Es ist ein Mädchen!« in die Arme ihrer völlig verausgabten, aber überglücklichen Mutter.
       Die Taylors waren keine reiche, aber eine wohlhabende Familie. Christina Taylor hatte nach der Geburt ihres ersten Sohnes die Stelle als Primarlehrerin aufgegeben; ihr Mann Ted ernährte die Familie als gut bezahlter Metallurge bei der Republic Steel Corporation. Die amerikanische Stahlindustrie boomte und niemand zweifelte daran, dass es jemals anders sein würde. Eine Generation später ging das Unternehmen Konkurs. Wie viele andere wurde es ein Opfer der Politik der tiefsten Produktionskosten. Doch zu dieser Zeit, Mitte der achtziger Jahre, waren die vier Kinder der Taylors bereits flügge und Ted Taylor konnte sich in die Pension retten.
       Jeanne Adams war nicht das erste Kind aus Niles, das einen Lebensweg antrat, der schließlich im Oval Office seinen Höhepunkt finden sollte: Präsident William McKinley, gestorben 1901, nachdem er von zwei Kugeln aus dem Revolver des Anarchisten Leo Czolgosz getroffen wurde,
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