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Die 5 Plage

Titel: Die 5 Plage
Autoren: James Patterson Maxine Paetro
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Schlag alles entriss.
    Ich presste den Handrücken an die Wange der Toten. Ihre Haut fühlte sich lauwarm an, was mir verriet, dass sie am Abend zuvor noch gelebt hatte.
    »Das waren nicht irgendwelche hergelaufenen Typen, die diese kleine Lady kaltgemacht haben«, bemerkte Jacobi.
    Ich nickte zustimmend.
    Als ich bei der Mordkommission anfing, lernte ich sehr bald, dass Tatorte generell in zwei Kategorien zerfallen. Beim ersten Typ finden die Spurensicherer ein Chaos vor: Blutspritzer, zerbrochene Gegenstände und Patronenhülsen überall, und die Leichen liegen kreuz und quer herum, wo sie gerade gefallen sind.
    Und dann gibt es Tatorte wie diesen.
    Alles sauber und ordentlich. Geplant.
    Der Vorsatz mit Händen zu greifen.
    Die Kleidung des Opfers war makellos - kein zerknüllter Stoff, keine abgerissenen Knöpfe. Sie war sogar angeschnallt, der Gurt stramm über ihren Schoß und die rechte Schulter gezogen.
    Hatte der Mörder irgendwelche Gefühle für sie gehabt?
    Oder war dieser penibel arrangierte Tatort eine Botschaft, gerichtet an diejenigen, die sie finden würden?
    »Die Beifahrertür ist mit einem Stemmeisen aufgebrochen worden«, klärte Clapper uns auf. »Alle Oberflächen wurden sauber abgewischt. Keine Fingerabdrücke, weder innen noch außen. Und sehen Sie mal da.«
    Clapper deutete auf eine Kamera, die oben an einem Betonpfeiler montiert war. Sie zeigte genau in die andere Richtung, zur Ausfahrtsrampe.
    Mit dem Kinn wies er auf eine zweite Kamera, die auf die Auffahrt zum fünften Deck gerichtet war.
    »Ich glaube kaum, dass Sie auf den Videos sehen werden, wie der Täter das Opfer abmurkst«, sagte Clapper. »Dieses Auto steht haargenau im toten Winkel.«
    Das mag ich so an Charlie. Er weiß, was er tut, er zeigt einem, was er sieht, aber er versucht nicht, am Tatort das Kommando zu übernehmen. Er lässt die anderen auch ihren Job machen.
    Ich richtete den Strahl meiner Taschenlampe ins Wageninnere und hakte im Kopf die wichtigen Details ab.
    Das Opfer sah gesund aus, wog schätzungsweise fünfzig Kilo und war um die eins fünfundfünfzig groß.
    Kein Ehe- oder Verlobungsring.
    Sie trug eine Kristallperlenkette, und direkt darüber war die Drosselmarke zu sehen; leicht zerfasert und nicht sehr tief, als wäre die Frau mit etwas Weichem erdrosselt worden.
    An den Armen konnte ich keine Schnitte oder Blutergüsse erkennen, und auch sonst keine Anzeichen von Gewalt - bis auf die Drosselmarke eben.
    Ich wusste nicht, wie oder warum dieses Mädchen getötet worden war, aber sowohl meine Augen als auch mein Bauch sagten mir, dass sie nicht in diesem Auto gestorben war.
    Sie musste hierhergeschafft worden sein, und dann hatte der Täter sie sorgfältig in Positur gesetzt, weil er wollte, dass irgendjemand sein Werk bewunderte.
    Ich bezweifelte, dass irgendwer sich für mich die ganze Mühe gemacht hätte.
    Ich hoffte es jedenfalls nicht.

10
    »Haben Sie Ihre Bilder im Kasten?«, fragte ich Clapper.
    Es war ein bisschen eng, und ich wollte näher herangehen, um mir das Opfer genauer ansehen zu können.
    »Ich habe mehr als genug für meine Sammlung«, sagte er. »Ausgesprochen fotogen, das Mädel.«
    Er verstaute seine Olympus-Digitalkamera im Futteral und ließ den Deckelverschluss einschnappen.
    Ich bückte mich, streckte die Hand aus und angelte vorsichtig nach den Etiketten an der Rückseite der blassrosa Jacke des Opfers und ihres schlank geschnittenen schwarzen Partykleids.
    »Die Jacke ist von Narciso Rodriguez«, rief ich Jacobi zu. »Und das Kleid ist ein kleiner Fetzen von Carolina Herrera. Der ganze Fummel kommt schätzungsweise auf sechs Riesen. Und da sind die Schuhe noch nicht drin.«
    Seit Sex and the City war Manolo Blahnik in Sachen Schuhe der angesagte Name. Ich erkannte ein Paar seiner unverwechselbaren Sandaletten an den Füßen des Opfers.
    »Sie riecht sogar nach Geld«, meinte Jacobi.
    »Du hast eine gute Nase, mein Freund.«
    Das Parfum der Toten hatte einen Moschus-Unterton, der Bilder von rauschenden Ballnächten und Orchideen heraufbeschwor, vielleicht ein Rendezvous im Mondschein unter moosbewachsenen Bäumen. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich den Duft noch nirgendwo gerochen hatte. Vielleicht irgendein hochpreisiges Speziallabel.
    Ich beugte mich gerade vor, um noch einmal zu schnuppern, als Conklin einen weißen Mann die Rampe hinaufführte. Er war um die vierzig, klein und gedrungen, mit einem krausen Haarkranz und schwarzen Knopfaugen, die nervös
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