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0299 - In diesem Zimmer haust die Angst

0299 - In diesem Zimmer haust die Angst

Titel: 0299 - In diesem Zimmer haust die Angst
Autoren: Jason Dark
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Dabei war dieses Haus völlig normal. Es stand weder im Viertel der Reichen noch irgendwo am Strand, sondern in dem Teil von Rio, wo die Armut und das Verbrechen regierten. Dicht an den alten, baufälligen Hütten war es gebaut worden. Zudem ein wenig schräg gelegen, denn die pflasterlose Straße fiel steil ab, bevor sie auf einen Platz mündete, der von Elendshütten aus Wellblech umrahmt wurde.
    Das alles wußte Paolo Deja, aber es interessierte ihn nicht sonderlich.
    Über soziale Probleme hatte er sich nie Gedanken gemacht. Für ihn mußte die Kasse stimmen. Wenn er über Armut berichtete, wollte man das nicht lesen.
    Wichtiger waren die Reichen von Rio mit ihren Prachtvillen, den Leibwächtern und den Konten in der Schweiz. Oder die Fußballer, die von den Armen wie Götter verehrt wurden. Interessant wurde es auch dann, wenn er über Voodoo oder den unheimlichen Macumba-Zauber schrieb. Da riß man ihm die Zeitungen aus der Hand, der Verleger rieb sich die Hände, wobei zwischen seinen Fingern stets das etwas steife Papier eines Schecks knisterte.
    Deja war immer auf der Jagd. Und Rio bot Stoff genug. Jede Woche war er für einen heißen Bericht gut, den die Leser am Wochenende mit glühenden Augen und heißen Wangen verschlangen. In dieser Nacht hatte sich Deja einen Platz ausgesucht, der dem geheimnisvollen Haus genau gegenüberlag. In der Linken hielt er seine obligatorische Selbstgedrehte, die Rechte steckte in der Jackentasche und umklammerte den Griff des Revolvers. Wer sich in dieser Gegend aufhielt, mußte die Hand an der Waffe haben. Zudem vertrat Deja die Meinung, daß eine Kugel noch immer schneller als ein Messer war.
    In dem Haus hatte sich nichts getan. Drei Stockwerke besaß es. Selbst in der Dunkelheit wirkte die Fassade abbruchreif. Natürlich besaßen die Fenster keine Scheiben mehr. In dieser Gegend war das üblich. Wurde es kälter, kam Pappe vor die Löcher.
    Vom Meer her wehte ein leichter Wind. Er trieb Pappe und Papier vor sich her und rollte auch hin und wieder eine Konservendose die Straße hoch. Menschen waren kaum zu sehen, aber der Mann wußte, daß man ihn längst unter Kontrolle hielt.
    Hinter den zahlreichen Fensterhöhlen lauerten die Menschen, warteten, beobachteten, registrierten.
    Seit sich herumgesprochen hatte, daß dieses geheimnisvolle Haus eine tödliche Falle war, hielten sich besonders in der Nacht die Menschen von dem Gebäude fern.
    Der Reporter brauchte keine Angst zu haben, von jemandem überrascht zu werden.
    Noch einmal klemmte er sich den Zigarettenstummel zwischen die dünnen Lippen, nahm einen Zug, ließ den Rauch durch die Nase ausströmen und warf die Kippe zu Boden. Mit dem Absatz trat er sie aus.
    Ausgerüstet war er mit den besten Geräten, die eine Fotoindustrie im Augenblick zu bieten hatte. Er trug eine hochempfindliche Minikamera an seinem rechten Handgelenk. Auch im Dunkeln würden ihm damit brauchbare Aufnahmen gelingen.
    Dann ging er.
    Deja überquerte die Straße sehr schnell. Er passierte ein Schlagloch, ging noch drei Schritte vor und stand schließlich vor dem Gebäude, das ihn so sehr interessierte.
    In diesen Mauern wohnt das Grauen! Abermals dachte er an die Worte des Einheimischen. Dabei zuckte ein Grinsen über sein Gesicht. An Grauenhaftes erinnerte das Haus überhaupt nicht. Es sah so aus wie die anderen und war nicht einmal baufälliger.
    Von der Polizei war eine Holztür angebracht worden. Eine überflüssige Maßnahme, denn freiwillig betrat sowieso niemand den Bau.
    Der dunkelhaarige Reporter mit dem ebenfalls schwarzen Schnauzbart untersuchte das Schloß. Es war billig, leicht zu knacken, für ihn eine Kleinigkeit. Werkzeug, um so etwas zu schaffen, führte er stets bei sich. Es war nur eine Sache von Sekunden.
    Jetzt hinderte ihn nichts und niemand mehr, das unheimliche Haus zu betreten.
    Mit dem Fuß trat er die Tür auf. Gleichzeitig hakte er seine lichtstarke Lampe vom Gürtel los, schaltete sie ein und richtete den Strahl in das Innere des Hauses.
    Wie mit dem Lineal gezogen, kam ihm der helle Tunnel vor, der sein Ziel am Ende des schmalen Flurs an der gegenüberliegenden Wand fand und dort zu einem blassen Kreis auflief.
    Der Erbauer des Hauses hatte die Zeiten der Raumknappheit vorausgesehen und so viele Wohnungen wie möglich unter das schiefe Dach gebaut. Auch unterschied sich die Konstruktion des Gebäudes von vielen anderen.
    Links der Tür befand sich die Treppe. Rechts davon die Wand, unterbrochen von zahlreichen
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