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und das Geheimnis der Saerge

und das Geheimnis der Saerge

Titel: und das Geheimnis der Saerge
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Tödliche Gefahr
    Scheinwerfer tauchten den Krater in ein grelles Licht. Im Hintergrund gab eine dröhnende Stimme Anweisungen. Ein knallrotes Nylonseil war zu sehen, an dem ein schwerer silberner Karabiner hing. Rasselnd verschwand er in dem Loch. Ein zweiter folgte. Wieder war aus der Dunkelheit ein knappes Kommando zu hören. Dann geschah einige Augenblicke überhaupt nichts.
    Gespannt beobachtete Justus die gespenstische Szene. Plötzlich strafften sich die beiden Seile wie von Geisterhand. Langsam und schwerfällig schob sich etwas aus der Erde, das im ersten Augenblick aussah wie eine überdimensionale Abflussröhre. Einige Hände griffen zu. Sie warfen bizarre Schatten auf das graue Ungetüm, das ruckartig Zentimeter für Zentimeter nach oben wanderte. Schließlich wurde es ganz herausgehoben und glitt langsam auf die Wiese neben dem Krater. Mit zwei raschen Bewegungen nahm einer der Helfer die Seile ab. Er blieb unschlüssig stehen. Hinter ihm kam ein zweiter zum Vorschein, der sich keuchend aus dem Loch herausstemmte. Der Mann trug einen orangefarbenen Helm mit Kopflampe. Sein Gesicht war lehmverschmiert und verschwitzt.
    Jetzt begriff Justus. Was da mühsam geborgen worden war, war keineswegs eine Abflussröhre. »Kommt schnell!«, rief er. Hinter sich hörte er die Schritte der anderen. »Wovon ist hier die Rede?«, fragte er Alexandra hastig. Wortlos trat das Mädchen an den kleinen Couchtisch, hinter dem Justus saß, nahm ihm die Fernbedienung aus der Hand und stellte den Ton lauter.
    Jetzt waren eine Gruppe von Männern in grellen Anoraks zu sehen, ein Polizeiauto und ein schwarzer Kombi. Dann kam eine farbige Skizze ins Bild.
    »Zwei Höhlenforscher hatten einen Unfall«, berichtete Alexandra. »Einer ist tot, der zweite liegt schwer verletzt im Krankenhaus.« Sie hörte wieder einige Zeit zu. »Erfahrene Männer«, fuhr sie fort, als die Nachrichtensprecherin ins Bild kam. »Waren allerdings auf einer schwierigen Route unterwegs. Der Tote wurde gerade geborgen.« Mit einem leisen Zischen verschwand das Bild.
    Gedankenverloren starrte Justus auf den Fernsehschirm. »Ein Zinksarg.« Er stellte das Glas, das er die ganze Zeit fest in beiden Händen gehalten hatte, auf dem Tisch ab. Dann schraubte er sich aus dem Sessel hoch. »Passiert das oft?«
    Alexandra nickte. »Immer wieder jedenfalls«, sagte sie langsam. »Unsere Höhlen können sehr gefährlich sein.« Sie schaute ernst von Justus zu Peter und dann zu Bob. »Denkt daran, wenn ihr morgen aufbrecht!«
    Das Unglück bot beim Abendessen, zu dem Alexandras älterer Bruder Max die neuen Freunde seiner Schwester eingeladen hatte, reichlich Gesprächsstoff. Der zweite Höhlenforscher war inzwischen außer Lebensgefahr. In den Nachrichten hieß es allerdings, dass er zum Hergang des Unfalls noch nicht vernommen werden konnte. Der Tote war ein 38 Jahre alter Umweltwissenschaftler, der sich mit den Auswirkungen von Luftschadstoffen auf das Klima in Höhlensystemen befasst hatte.
    Bedächtig berichtete Max von einigen anderen Unfällen in der Vergangenheit. Einer zog sogar mehrere Prozesse nach sich, weil die schlecht ausgerüsteten und unerfahrenen Opfer ihre Retter als übereifrig beschimpft hatten und die hohen Kosten der Aktion nicht hatten zahlen wollen. Missbilligend schüttelte er den Kopf.
    Max war seiner Schwester wie aus dem Gesicht geschnitten, hatte die gleichen grünen Augen, eine lustige Stupsnase und kurz geschnittene braune Haare. Allerdings überragte er Alexandra um mindestens fünfzehn Zentimeter. Nach einer Kochlehre, das hatte Max den drei Jungs aus Kalifornien gleich am ersten Tag erzählt, war er einige Zeit lang auf der ›Queen Elizabeth‹ zwischen Europa und Amerika hin- und hergeschippert und hätte danach eigentlich eine Stelle in einem Nobelhotel in der Schweiz antreten sollen, als er von dem leer stehenden Gasthaus in seiner Heimat erfuhr. Er griff zu, übernahm den ›Löwen‹ in Munderkingen im Donautal und erarbeitete sich in nur zwei Jahren bei Einheimischen und Ausflüglern einen ausgesprochen guten Ruf. Außerdem war Max Sportkletterer und kannte sich in den vielen Höhlen in der Umgebung bestens aus. Wissbegierig hingen die drei ??? an seinen Lippen, als er jetzt bei Speck, Käse, Bauernbrot und Most vom Leben auf der Schwäbischen Alb berichtete.
    Justus, Peter und Bob hatten seine Schwester in Rom kennen gelernt auf einer Station ihres Europatrips, und nach den begeisterten Erzählungen vom Blautopf, dem Geisterloch
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