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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Andrea Camilleri
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Brershill«, stellte Arflane sich vor.
    Manfred Rorsefne meldete sich zu Wort. »Schmilzt das Eis weiter im Süden wirklich? Verschwindet es?«
    »Ja«, sagte Donal von Kamfor. »Niemand kann dort leben.« Er gestikulierte mit einer Hand. »Und in diesem weichen Zeug wächst vieles. Schlecht!« Er verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. Dann lachte er und deutete auf Arflane. »Ha! Sie hassen es auch. Wohin wollen Sie?«
    Wieder blickte Arflane zu Urquart, aber Urquart sah einfach zur Seite. »Wir wollen nach New York.«
    Donal machte ein erstauntes Gesicht. »Zu der Mutter des Eises? Aber niemand darf –«
    Da deutete Urquart auf Arflane und sprach: »Er darf es. Er ist der Auserwählte der Mutter des Eises. Ich sagte schon, daß einer von uns bestimmt ist, der Mutter des Eises zu begegnen und Sie um Hilfe zu bitten. Wenn er Sie erreicht, wird das Eisschmelzen aufhören.«
    Nun wußte Arflane, auf welche Weise Urquart die Barbaren umgestimmt hatte. Sie waren anscheinend noch abergläubischer als die Walfänger der acht Städte. Immerhin war Donal kein Mann, der sich auf Anhieb täuschen ließ. Er stieß den Dicken mit seinem Ellenbogen an und meinte: »Wir tun, was dieser Urquart sagt, um die Wahrheit herauszufinden, wie?« Der dicke Mann nagte an seiner Unterlippe, sah Arflane an und sprach zu Donal: »Ich bin der Priester und entscheide, was zu tun ist.«
    Donal zuckte die Achseln und trat einen Schritt zurück.
    Der ›Priester‹ blickte zunächst Arflane, dann Ulrica und
    schließlich Manfred Rorsefne an. Dann musterte er, nur kurz, die Matrosen und Janek Ulsenn. Er ging näher an Urquart heran und tippte mit einem Finger auf dessen Arm. »Dann sind es diese beiden?« fragte er, auf Ulrica und Rorsefne deutend. Urquart nickte.
    »Sehen gut aus«, sagte der Priester. »Sie hatten recht.«
    »Es gibt kein besseres Blut in den Städten des Plateaus«, sagte Urquart. »Und sie sind mit mir verwandt …« Er erklärte das mit einem Anflug von Stolz. »Es wird der Mutter des Eises gefallen und uns allen Glück bringen. Arflane wird uns nach New York führen, und wir werden willkommen sein.« »Was reden Sie eigentlich, Urquart?« fragte Arflane unsicher. »Was für einen Handel haben Sie vorgeschlagen?« Urquart begann zu lächeln. »Einen Handel, der all unsere Probleme lösen wird. Jetzt geht mein Ehrgeiz in Erfüllung, die Mutter des Eises wird zufrieden sein, die Verantwortung kann von Ihnen genommen werden, und wir gewinnen die Freundschaft dieser Leute. Wenigstens kann ich jetzt ausführen, was ich während all der Jahre geplant habe.« Seine wilden Augen schienen zu glühen. »Ich habe der Mutter des Eises die Treue gehalten. Ich habe Ihr gedient und habe zu Ihr gebetet. Sie hat Sie geschickt – und Sie haben mir geholfen. Nun gibt Sie mir mein Recht. Und ich gebe es Ihr.«
    Arflane fröstelte. Urquarts Stimme war kalt, sanft und furchteinflößend.
    »Was meinen Sie damit, Urquart? Wie habe ich Ihnen geholfen?« »Sie haben allen Rorsefnes das Leben gerettet.«
    »Darum haben Sie sich also mit mir angefreundet …«
    »Ich erkannte Ihre Bestimmung. Ich wußte, daß Sie der Diener der Mutter des Eises waren, bevor Sie es noch wußten.« Urquart schob seine Kapuze zurück, so daß seine bizarre Haartracht und seine Ohrringe zum Vorschein kamen. »Sie haben ihnen das Leben gerettet, Konrad Arflane, damit ich ihnen das Leben nehmen kann, wenn ich es für richtig halte. Die Zeit der Vergeltung am Blut meines Vaters ist gekommen. Es tut mir nur leid, daß er nicht dabeisein kann.«
    Arflane dachte an das Begräbnis draußen vor Friesgalt und
an Urquarts seltsames Benehmen, als er den Eisblock auf den
Sarg des alten Pyotr Rorsefne schleuderte.
»Warum hassen Sie ihn?« fragte Arflane.
    »Er wollte mich töten«, antwortete Urquart, zur Seite blikkend. »Meine Mutter war die Frau eines Gastwirts, Rorsefnes Geliebte. Als sie mich zu ihm brachte und ihn bat, mich zu beschützen, befahl er seinen Dienern, mich auf dem Eis auszusetzen. Ich hörte das Jahre später aus ihrem eigenen Mund. Ich wurde von einem Walfänger gefunden und wurde so etwas wie ein Maskottchen der Besatzung. Aber mein Schicksal sprach sich herum, und meine Mutter kannte die Zusammenhänge. Sie suchte nach mir und fand mich endlich, als ich schon sechzehn Jahre alt war. Von jenem Zeitpunkt an plante ich meine Rache an allen Rorsefnes. Das ist jetzt schon lange her. Ich bin ein Kind des Eises und der Liebling der Mutter des Eises. Die Tatsache,
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