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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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Die Sgag-Boys, Jean-Claude Van Damme und Mutter Oberin
    Sick Boy schwitzte wien Schwein; er zitterte. Ich saß bloß da, starrte in die Glotze und versuchte, das Arschloch zu ignorieren. Er machte mich echt fertig. Ich versuchte, mich auf das Jean-Claude Van Damme-Video zu konzentrieren.
    Wie üblich in solchen Filmen, gabs erst die obligate dramatische Eröffne. In der nächsten Phase des Films erhöhten sie dann die Spannung dadurch, daß der miese Schurke auftaucht und die lasche Story zusammengeklatscht wird. Und jeden Augenblick war es soweit, daß Jean-Claude ernsthaft kloppte.
    – Rents. Ich muß zur Mutter Oberin, keuchte Sick Boy und schüttelte den Kopf.
    – O Mann, sag ich. Ich wollte, daß der Mistkerl einfach die Flatter machte, verduftete und mich mit Jean-Claude allein ließ. Andererseits gings bei mir wohl auch bald los, und wenn der Arsch sichn Schuß besorgte, würd er mich hängen lassen. Wir nennen ihn nich deswegen Sick Boy, weil er andauernd krank is vom Entzug, sondern weil er ein wirklich krankes Arschloch ist.
    – Na komm schon, blaffte er verzweifelt.
    – Augenblick noch. Ich will bloß sehen, wie Jean-Claude diesen arroganten Wichser verdrischt. Wenn wir jetzt gehn, krieg ich das nie zu sehen. Wenn wir zurückkommen, bin ich zu kaputt, und außerdem is das sowieso erst in paar Tagen. Was heißt, daß ich fürn Video, das ich nich mal gesehen hab, nachzahlen muß.
    – Ich muß los, verdammt! brüllt er und steht auf. Er geht rüber zum Fenster, lehnt sich dagegen und keucht schwer; er sieht aus wien gehetztes Tier. In seinen Augen flackert die blanke Not.
    Dann hab ich die Kiste mit der Fernbedienung ausgeschaltet. – Die reinste Verschwendung. Die reinste Verschwendung, sonst nix, schnauz ich den Arsch an, blöder Hund, macht mich echt rasend.
    Er wirft den Kopf in den Nacken und glotzt an die Decke. – Ich geb dir das Geld, dann kannste ihn dir noch mal ausleihen. Und deswegen regst du dich so verdammt auf? Wegen lausigen fuffzig Pence fürn Videoladen!
    Der Typ hats raus, daß man sich so richtig wien kleiner billiger Scheißer vorkommt.
    – Darum gehts doch überhaupt nich, sag ich einfach so dahin.
    – Genau. Der Punkt is, ich leide hier tierisch, und mein sogenannter Kumpel läßt sich mit Absicht Zeit und findet das auch noch komisch! Seine Augen sind groß wie Fußbälle und starren feindselig und flehend zugleich; beredte Zeugnisse meines angeblichen Verrats. Falls ich so lang leb und Vater werd, hoff ich bloß, daß mich mein Kind nie so anstarrt wie Sick Boy. Der Arsch ist darin unschlagbar.
    – Stimmt doch überhaupt nich… protestiere ich.
    – Dann zieh endlich deine beschissene Jacke an und mach hin!
    Am Ende der Straße standen keine Taxis. Die versammeln sich da bloß, wenn man se nich braucht. Angeblich soll August sein, aber mir friern hier die Eier ab. Mir is noch nicht kotzübel, aber das is bestimmt schon unterwegs, soviel steht fest.
    – Da soll dochn Stand sein. Da soll dochn beschissener Taxistand sein. Im Sommer is nie eins da. Sind alle oben und kutschieren fette, reiche Festivalärsche, die zu faul sind, die hundert Meter von einer versifften Kirche zur andern zu soner blöden Veranstaltung zu laufen. Taxifahrer. Geldgierige Geier… delirierte Sick Boy atemlos vor sich hin, die Augen quollen ihm raus, und die Nackensehnen spannten sich, als er den Hals den Leith Walk hochreckte.
    Endlich kam eins. Da war noch ne Gruppe junger Typen in Anzug und Bomberjacke, die schon länger warteten als wir. Ich bezweifle, daß Sick Boy sie überhaupt gesehen hat. Er stürmte mitten auf die Straße und brüllte: – TAXI!
    – He! Was soll die Scheiße? fragt einer der Typen in einem schwarz, rot und wasserblauen Anzug mit Brikettfrisur.
    – Klappe. Wir warn zuerst da, sagt Sick Boy und macht die Wagentür auf. – Da hinten kommt noch eins. Er gestikulierte die Straße hinauf, wo noch ein Taxi kam.
    – Habter noch mal Glück gehabt. Arschlöcher.
    – Verpiß dich, du pickelgesichtiger Penner. Zieh ab! schnauzt Sick Boy, als wir ins Taxi steigen.
    – Tollcross, sag ich zu dem Fahrer, und auf der Seitenscheibe landet Spucke.
    – Mach, daß du wegkommst, du Wichser. Na los, ihr beschissenen Arschlöcher, brüllte der Anzug. Dem Taxifahrer paßte das überhaupt nicht. Er sah wien ziemliches Arschloch aus. Wie die meisten. Die steuerzahlenden Selbständigen sind mit Abstand das primitivste Pack auf Gottes weitem Erdenrund.
    Das Taxi wendete und fuhr den Leith Walk
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