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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Andrea Camilleri
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aufmerksam. Er schwankte auf seinen Skiern und blickte mit rotgeränderten Augen die grinsenden, adlergesichtigen Reiter an. Er wollte seine Harpune anheben, um sich bis zum letzten Atemzug zu verteidigen, aber das Gewicht der Harpune war schon zu schwer für ihn.
    Doch Urquart schleuderte in rascher Folge zwei Harpunen und nahm seine eigene Waffe von der Schulter, als zwei Barbaren aus dem Sattel kippten.
    Der Anführer schrie seinen Männern etwas zu; dann galop

    pierten sie mit erhobenen Speeren auf die Gruppe los. Arflane hob müde seine Harpune, um Ulrica zu verteidigen, doch ein Hieb quer über das Gesicht beförderte ihn zu Boden. Ein Schlag auf den Kopf folgte, und dann verlor er das Bewußtsein.

    23

    Arflanes Schädel und Gesicht schmerzten von den Schlägen, die er bekommen hatte. Seine Handgelenke waren ihm auf dem Rücken zusammengebunden. Er öffnete die Augen und sah das Lager der Barbaren.
    Die Zeltdecken waren aus Fellen und die Pfosten aus Knochen. Die Reitbären waren in einem Gehege neben dem Lager. Ein paar Frauen wanderten zwischen den Zelten herum. Anscheinend war es kein ständiges Lager; Arflane wußte, daß die meisten Barbaren Nomaden waren. Die Männer standen in einer großen Gruppe um ihren Anführer herum, den Arflane schon früher gesehen hatte. Er unterhielt sich mit den Männern und blickte zu den Gefangenen herüber, die, an den Handgelenken zusammengefesselt, auf dem Eis lagen. Arflane wandte den Kopf und sah Ulrica. Sie lächelte schwach. Auch Manfred Rorsefne und Janek Ulsenn lagen auf dem Eis und hatten die Augen geschlossen. Dann waren da noch drei Matrosen, die die Barbaren trübsinnig anstarrten.
    Von Urquart war nichts zu sehen, und Arflane fragte sich, ob die Barbaren ihn umgebracht hatten. Einige Zeit später sahen sie ihn mit einem kleinen, dicken Mann aus einem Zelt treten und auf die versammelten Leute zugehen. Es sah aus, als habe Urquart das Vertrauen der Barbaren gewonnen. Arflane atmete auf; mit ein wenig Glück konnte der Harpunier sie befreien. Der Anführer, ein stattlicher junger Mann mit hellen, hochmütig dreinblickenden Augen, deutete auf Urquart, der sich mit dem kleinen Mann näherte. Dann begann Urquart zu reden. Arflane hörte heraus, daß Urquart um das Leben seiner Freunde bat. Er fragte sich, wie Urquart sich wohl das Vertrauen der Nomaden erobert haben mochte. Gewiß war Urquart größer als jeder von ihnen, und seine primitive Erscheinung beeindruckte sie, wie sie noch jeden beeindruckt hatte. Dann hatte er auch als einziger die Barbaren angegriffen, vielleicht bewunderten sie seinen Mut. Was immer auch der Grund war, sie hörten Urquart ernst zu. Er deutete mit seiner mächtigen Harpune in Richtung der Gefangenen.
    Schließlich näherten sich drei von ihnen – der Anführer, der dicke Mann und Urquart selbst – den Gefangenen.
    Der junge Anführer trug feine weiße Pelzkleidung, die Kapuze umrahmte sein Gesicht. Er war glatt rasiert und hatte einen elastischen Gang. Er ging aufrecht, eine Hand am Griff seines knöchernen Schwerts. Der dicke Mann trug einen rötlichen Pelz, dessen Herkunft Arflane nicht identifizieren konnte. Er hatte einen langen, ölglänzenden Bart. Während er nachdenklich die Stirn runzelte, blieb Urquarts Gesicht ausdruckslos. Jetzt blieb der Anführer vor Arflane stehen und stemmte die Arme in die Hüften. »Ha! Ihr wollt nach Norden wie wir, he? Ihr kommt von dort.« Er sprach mit einem seltsam trällernden Akzent und deutete mit dem Daumen in südliche Richtung. »Ja«, antwortete Arflane, der mit seinen geschwollenen Lippen nur mühsam sprechen konnte. »Wir hatten ein Schiff. Es wurde zerstört.« Er musterte den jungen Mann und fragte sich, was Urquart ihm erzählt hatte.
    »Der große Schlitten mit den Fellen an den hohen Masten. Wir haben ihn gesehen, vor vielen Tagen, ja.« Der Jüngling lächelte und blickte Arflane intelligent an. »Es gibt noch mehr. Auf einem großen Berg. Monate entfernt, he?«
    »Dann kennen Sie das Plateau der acht Städte?« fragte Arflane überrascht. Er blickte Urquart an, dessen Gesicht jedoch unbeweglich blieb. Er hatte sich auf seine Harpune gestützt und
    blickte in unbestimmte Fernen.
    »Wir kommen noch weiter vom Süden als Sie«, grinste der Anführer der Barbaren. »Dort unten wird das Eis immer weicher. Es schmilzt, und darunter ist nichts Natürliches mehr. Wir kamen nach Norden, wo noch alles normal ist. Ich bin Donal von Kamfor, und das hier ist mein Stamm.« »Arflane von
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