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Und ploetzlich bist du jemand anders

Und ploetzlich bist du jemand anders

Titel: Und ploetzlich bist du jemand anders
Autoren: Christian Tielmann
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Richtung Tür zu ziehen.
    Auch die Studentin hinter dem Tresen kommt jetzt auf Sten zu.
    „Wenn du hier nur Ärger machen willst, muss ich dich rausschmeißen“, sagt sie ernst zu ihm.
    Zu Sten!
    „Mich? Wieso mich? Die Typen hier, die machen den Ärger!“ Er deutet auf das Mädchen und den Jungen. „Die locken Leute in ihr Sektenhaus und da kochen sie die Gehirne kurz und klein. Bis aus netten Leuten wahre Goldesel werden, die sie melken können!“
    „Blödsinn!“, sagen die beiden.
    Die vom Tresen schüttelt den Kopf. „Kann es sein, dass du selbst Hilfe brauchst?“
    Was soll das jetzt? Steckt etwa das ganze Teehaus mit dem Haus der Erkenntnis unter einer Decke? Wem gehört der Laden eigentlich? Plötzlich sieht Sten sie überall. Sind die alle nur hier, um diesen Jungen anzuwerben?
    Lea etwa auch?
    „Sten, los, wir gehen“, sagt sie noch einmal und schiebt ihn sanft Richtung Ausgang.
    Asthma.
    Es schlägt zu.
    Ganz plötzlich.
    Atemnot. Keine Luft mehr. Alles zu.
    Er holt das Spray raus.
    Zwei Stöße.

    Auf der Straße wird es schon besser.
    Sten wird ruhiger.
    Lea sieht ihn traurig an. „Ich will dir gerne helfen“, sagt sie.
    Das trifft Sten wieder. Ist er derjenige, der Hilfe braucht? Wie kommt sie darauf?
    „Du drehst allmählich durch wegen Theo“, sagt sie.
    Sten schüttelt den Kopf. „Theo dreht durch.“
    „Ja, vielleicht, aber ist das nicht seine Sache?“
    Sten schluckt. Hat Lea auch mit dem Haus der Erkenntnis zu tun?
    „Ich spreche mit meinem Vater wegen der Anlage“, sagt Lea, „aber nur, wenn du mit irgendwem über Theo redest.“
    „Soll ich zum Psychiater oder was?“, fragt Sten. Er will sich nicht mit Lea streiten.
    „Quatsch. Aber geh wenigstens mal zum Fluffi. Der kennt sich mit Sekten und so einem Zeug aus. Vielleicht kann der dir Tipps geben.“
    Sie schließt ihr Zebra-Bike auf. „Der Fluffi ist besser, als er aussieht.“
    „Ich weiß“, sagt Sten.
    Sie schwingt sich auf ihr Rad.
    Hat er gerade noch geglaubt, sie könnte mit Theos Haus der Erkenntnis unter einer Decke stecken? Das war ja Schwachsinn.
    Vielleicht hat Lea Recht. Bestimmt hat Lea Recht.
    Schließlich ist sie Lea: der Lichtblick im dunklen Tal.

    „A one, a two, a one-two-three-four!“
    Riko Schulz.
    Nervt schon beim Anzählen.
    Und dann drischt er auf Theos Schlagzeug ein. Sticks falsch rum. So noch lauter.
    Nur ein leiser Drummer ist ein guter Drummer.
    Riko ist der Lauteste von allen. Hört nicht auf die anderen.
    Er spielt nicht mit Sten. Er spielt gegen ihn.
    Zu laut. Einfach zu laut.
    Sten dreht den Verstärker auf bis zum Anschlag.
    Aber Riko kapiert nichts. Drischt weiter auf die Snare ein, als wollte er das Fell platzen lassen.
    „Wir machen mal Pause!“, sagt Dave.
    „Spiel mal leiser“, sagt Sten.
    Riko Schulz hört das nicht. Riko Schulz hört gar nichts. Kein Wunder. Hat sein eigenes Gehör bestimmt längst kurz und klein gedroschen.
    „Krasse Band. Aber ihr könnt ruhig ein bisschen Gas geben“, sagt er.
    „Hey, jetzt mach mal halblang“, sagt Sten. „Du ballerst alles platt, merkst du das gar nicht?“
    „Ne. Merk ich nicht. Das ist ’ne Rockband, du Idiot!“
    „Genau, eine Band! Aber keine Schießbude!“, faucht Sten.
    „Oh Mann, dafür dass du ums Verrecken nicht singen kannst, nimmst du den Mund aber ganz schön voll, Sten!“ Riko lacht und dann macht er Sten nach: „Lady, Lady, love me!“
    „Willst du singen?“
    „Ich weiß, was ich kann“, sagt Riko Schulz.
    „Ach ja?“ Sten kocht vor Wut. „Ich weiß auch, was du kannst. Du kannst abhauen!“
    „Sten!“, ermahnt Dave ihn noch.
    Aber Sten ist sich sicher. „Lieber kein Drummer, als den da!“
    „Jetzt krieg dich mal wieder ein, Sten!“, sagt Dave.
    Warum soll sich Sten immer einkriegen? Warum nicht mal die anderen? Riko Schulz ist der letzte Kerl, den er jetzt ertragen kann.
    „Es ist sehr nett von Riko, dass er mitmachen will“, sagt Dave.
    „Nee, ist es nicht. Riko ist eine Katastrophe. Der hämmert alles kurz und klein.“
    „Nur weil du nicht singen kannst“, sagt Riko. „Wieso ist denn Theo ausgestiegen? Bestimmt auch wegen dir, oder? Du kannst das Tempo nicht halten. Ach was, Tempo – selbst deinen Bass kannst du kaum halten. Und jetzt spielst du dich hier als Chef auf.“
    „Es reicht.“ Sten könnte Riko mit bloßen Händen erwürgen. „Ich hab die Band gegründet. Und ich entscheide, wer drin ist und wer draußen ist!“
    „Nee. Nicht allein“, sagt Riko. „Eine echte Band
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