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Und ploetzlich bist du jemand anders

Und ploetzlich bist du jemand anders

Titel: Und ploetzlich bist du jemand anders
Autoren: Christian Tielmann
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Leas Mountainbike mit der Zebra-Lackierung Ausschau hält. Und da steht es auch, direkt vor dem Teehaus.
    Aber Theo fährt weiter. Anscheinend hat er keine Augen mehr für das Zebra-Bike.

    Fährt er zum Club 71?
    Will er da schon mal alles klarmachen? Hat er am Ende eine zweite Band? Eine bessere Band als Behind the darkness ?
    Nein, Fehlanzeige. Er lässt auch den Club 71 links liegen.
    Weiter in die Nordstadt. In einer der Seitenstraßen hinter dem Sachsentor steigt Theo vom Rad. Sten duckt sich hinter einem Lieferwagen. Ein Hund schnüffelt an seinem Bein. Hau ab!, denkt Sten.
    Theo steuert auf ein Haus zu, verschwindet darin. Große Pforte. Sten war noch nie hier.
    Und warum weiß Sten nichts von diesem Haus?
    Er schließt sein Rad an. Überquert die Straße.
    Das ist kein Wohnhaus. Sieht aus wie eine alte Schule oder so. Nur eine Klingel und ein Schaukasten mit einem Sternenhimmel.
    „Hat das Leben einen Sinn?“ steht auf dem Plakat.
    Über der Klingel: „Haus der Erkenntnis“.
    Was soll das sein?
    Was hat Theo hier zu suchen?
    Etwas ratlos bleibt Sten an der Pforte stehen. Was jetzt?
    „Geh ruhig rein, wenn du Fragen hast.“
    Sten dreht sich erschrocken um.
    Ein Mädchen, etwas älter als er. Langes blondes Haar. Sie lächelt. Wirkt freundlich.
    „Die Tür ist immer offen. Für alles und jeden“, sagt sie.
    Die ist ja superweich gespült. Aber sie lächelt weiterhin nett.
    „Du hast doch eine Frage“, drängt sie.
    Sten schluckt. Klar hat er eine Frage. „Was ist das hier? Ich meine, was macht ihr da drin?“
    Wieder Lächeln. Sie nickt. „Wir suchen nach Wahrheit, nach Sinn im Leben.“ Sie schaut Sten an. „Bist du denn glücklich?“
    Sten weicht zurück. Was will die von ihm? „Klar. Schon.“
    „Na, das ist ja wunderbar! Wunderbar!“ Sie legt den Kopf schief, sieht ihn fragend an. „Aber irgendetwas bedrückt dich. Das kann ich doch spüren.“
    „Spüren?“
    „Klar, deine ganze Aura. Du bist auf der Suche. Nach irgendwas.“
    Langsam geht Sten dieses Lächeln auf die Nerven. Aber Sten ist gar nicht auf der Suche nach irgendwas. Er ist auf der Suche nach irgend wem . Auf der Suche nach Theo.
    „Wahrheit und Sinn, tja, das ist ja spannend“, heuchelt Sten. „Würde mich schon interessieren, wie es bei euch da drin aussieht.“ Irgendwie muss er mehr darüber herausfinden, was Theo hier macht.
    Die Tür ist tatsächlich offen. Das Mädchen geht voran.
    Drinnen ein langer Flur mit mehreren Türen links und rechts. Könnte echt eine Schule sein.
    „Ich heiße übrigens Linette.“
    Limette, denkt Sten. Aber er verkneift sich den Scherz. „Sten.“
    Sie folgt seinen neugierigen Blicken.
    „Soll ich dir alles zeigen?“
    „Ja klar, gerne.“
    „Die Seminarräume, in denen gerade Kurse laufen, können wir aber nicht betreten. Das würde die Konzentration stören.“
    „Logisch.“
    „Das war früher mal eine Volksschule, bis unser Verein das Gebäude gekauft hat. Jetzt benutzen wir es für Kurse und einfach als Treffpunkt und Ort der Stille.“
    Still ist es hier allerdings.
    Ein Mann kommt aus einem der Zimmer. Auch er grüßt freundlich.
    Linette zeigt Sten die Teeküche, ein paar Seminarräume, die aussehen wie ganz normale Klassenzimmer. Was mal die Turnhalle war, dient jetzt als „großer Saal“.
    An den Wänden hängen immer dieselben Bilder. Zwei Männer. Sehen aus, als wären sie die besten Papas der Welt. Und sie lächeln. Natürlich. Überall hängen diese beiden. Nur von Theo keine Spur.
    „Hübsch hier“, sagt Sten, als sie wieder in der Teeküche sind.
    Sogar hier hängen die beiden Typen an der Wand.
    „Wer sind die denn?“, fragt Sten.
    „Ach die!“ Linette zuckt mit den Schultern. „Nicht so wichtig. Die haben halt ein paar Bücher geschrieben. Über Wahrheit und das Leben und so. Also, schon gute Bücher, finde ich. Tee?“
    „Ja, klar. Das heißt: Habt ihr auch Kaffee? Zufällig?“
    Sie schüttelt den Kopf. „Tut mir leid. Kaffee gibt’s hier nicht.“
    Bücher, Stille, Leben, Wahrheit und keinen Kaffee.
    Was zum Teufel will Theo hier?
    Linette lächelt mal wieder. „Du hast noch Fragen, das seh ich doch. Frag einfach!“
    „Was kann man denn bei euch machen? Ich meine, diese Kurse, die man hier belegen kann, was genau lernt man denn da?“
    „Willst du es mal ausprobieren? Wir haben bald wieder Schnuppertage, die sind unverbindlich und kosten nur die Hälfte vom regulären Seminarpreis. Ein Wochenendseminar zum Thema Leben, Sinn und Wahrheit
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