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Und ploetzlich bist du jemand anders

Und ploetzlich bist du jemand anders

Titel: Und ploetzlich bist du jemand anders
Autoren: Christian Tielmann
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1.
    Normal ist anders, denkt Sten.
    Der Regen klatscht ihm ins Gesicht. Warmer Sommerregen. Der tut Sten normalerweise gut. Regen reinigt die Luft. Lässt sich leichter atmen. Dann spürt er das verdammte Asthma nicht.
    Aber heute ist nichts normal. Der Regen ist Sten egal. Das Asthma auch.
    Er steht hinter der Platane und beobachtet das Haus. Das Haus seines besten Freundes.
    Falls Theo noch sein Freund ist. Sten ist sich nicht mehr sicher. Denn seit ein paar Wochen ist nichts mehr normal, was mit Theo zu tun hat.
    „Scheiße, Mann! Was ist mit dem Typ los? So können wir den Bandwettbewerb vergessen!“ Sten hat diese Sätze noch deutlich im Ohr. Dave, der Keyboarder, hat das eben erst bei der Probe gesagt.
    „Entweder ist der verknallt oder er hat sich die Birne so zugedröhnt, dass nichts mehr geht“, hat Paul gemurmelt, der Gitarrist.
    Und Sten ist nichts mehr eingefallen. Kein Wort, mit dem er Theo, den Schlagzeuger der Band, verteidigen könnte. Drogen oder Mädchen – beides hat schon mehr als eine Rockband kaputt gemacht. Warum sollte da ausgerechnet Behind the darkness eine Ausnahme sein?
    Theo hat schon die dritte Probe in Folge sausen lassen. Jetzt machen Dave und Paul Druck.
    „Entweder Mister Theo kommt zur nächsten Probe oder er fliegt aus der Band“, hat Dave gesagt.
    „Blödsinn!“, hielt Sten dagegen. „Theo und ich haben Behind the darkness gegründet. Du kannst keinen von uns aus der Band schmeißen.“
    Dabei hat Dave im Grunde ja Recht. Eine Rockband braucht einen Drummer. Und Theo ist nach Tommy Rosemann der zweitbeste Schlagzeuger der Schule. Aber irgendwas ist los mit Theo.
    Er hat gebrannt für die Band. Sie beide haben Songs geschrieben. Theo hat geübt wie ein Wahnsinniger. Sie haben sogar beide auf Lea verzichtet, um die Band nicht zu gefährden.
    Die Schule ist Theo auch egal gewesen. Nur die Band hat ihn interessiert.
    Aber das ist jetzt anscheinend vorbei.
    „Ich kümmere mich drum“, hat Sten bei der Probe versprochen. Und auf Stens Wort sollte noch immer Verlass sein. Das hat er sich geschworen.
    Nun steht er hier hinter der Platane versteckt. Hat den Bass noch auf dem Rücken. Was jetzt?
    Privatdetektiv Sten Bojan. Bespitzelt seinen eigenen Freund.
    So was machen doch nur echte Arschlöcher. Wo ist dein Vertrauen, Sten?
    Andererseits hat er immer wieder probiert, mit Theo zu reden. Aber der redet erstens eh nicht viel. Und auf die Frage, warum er verdammt noch mal nicht zur letzten Probe gekommen sei, hatte Theo das letzte Mal schon wieder gesagt: „Oh Mann. Voll vergessen. Aber ist ja auch nicht so wild. Wird schon.“
    Bullshit.
    Gar nichts wird schon.
    Behind the darkness wird untergehen ohne Theo. Und das weiß er ganz genau.
    Ob der echt Drogen nimmt?
    Glaubt Sten irgendwie nicht. So bescheuert kann man doch nicht sein. Andererseits – Levin aus der Parallelklasse ist so bescheuert, und bei der Party neulich bei Lea, da hatten plötzlich mindestens fünf Vollidioten irgendwas eingeworfen.
    Aber Theo? Nein, kann Sten sich nicht vorstellen.
    Allerdings hätte Sten vor den Sommerferien auch noch gesagt, dass Theo niemals eine Bandprobe sausen lassen würde. Außer wenn er ernstlich krank wäre oder so. Und jetzt hat Theo schon drei Proben geschwänzt, ohne einen gescheiten Grund dafür zu nennen. Und das waren nicht irgendwelche Proben! Es waren die entscheidenden Proben vor dem Schülerband-Wettbewerb. Die Siegerbands von allen Schulen der Stadt dürfen im Club 71 auftreten. Extrem coole Adresse. Das ist immer ihr Ziel gewesen. Theos und Stens.

    Die Haustür kracht ins Schloss. Das Geräusch kennt Sten. Da kommt Theo um die Ecke. Sten zieht den Kopf schnell hinter den Stamm der Platane zurück.
    Theo trägt seinen Kapuzenpulli und die Lederjacke wie immer. Er schiebt sein Mountainbike wie immer durch den ordentlichen Vorgarten.
    Schwingt sich auf den Sattel, lässig wie nur einer sein kann. Er fährt ganz gemütlich die Schmiedegasse runter. Die langen schwarzen Haare baumeln im Zopf auf seinem Rücken. Sten folgt ihm heimlich mit dem Fahrrad.
    Wo will Theo hin?
    Zum Teehaus? Da waren sie vor den Sommerferien ständig. Als sie beide noch scharf auf Lea waren. Sten war schon länger nicht mehr da. Irgendwas ist nervig an dem Laden. Außerdem muss er Lea ja vergessen. Das ist so mit Theo verabredet. Für die Band, auch wenn es wehtut.
    Trifft sich Theo etwa heimlich mit ihr?
    Er fährt tatsächlich genau auf das Teehaus zu.
    Sten ertappt sich dabei, dass er nach
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