Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 49: Der Weltraumarzt

TS 49: Der Weltraumarzt

Titel: TS 49: Der Weltraumarzt
Autoren: Murray Leinster
Vom Netzwerk:
 
1.
     
    „Es ist unmöglich, daß der Wahrscheinlichkeitsgrad für kausal verknüpfte Entwicklungsfolgen mit ungünstiger Charakteristik im Hinblick auf irgendeine Aktion des täglichen Lebens den Wert null annimmt. Wenn aber eine zusammenhängende Serie von Aktionen verlängert wird, dann steigt der Wahrscheinlichkeitsgrad sozusagen mit hoher mathematischer Potenz im Verhältnis zur Kettenlänge. Die Auswirkung moralischer Überlegungen im Hinblick auf das Verhalten kann auch als mathematisch beweisbare Verminderung der Zahl von Möglichkeiten für ungünstige Zufallsereignisse ausgedrückt werden. Dabei ist es für den faktischen Ablauf selbstverständlich bedeutungslos, wie man den Vorgang als solchen bezeichnen will. Man kann ebensogut von einer intelligenten Anwendung der Wahrscheinlichkeitsrechnung wie auch von Ethik oder Rechtschaffenheit sprechen. Es handelt sich immer um die Methode, die man anwendet, um zufällig Ereignisse ungünstigen Charakters so unwahrscheinlich wie möglich zu machen. Willkürliche Aktionen von der Art, die wir kriminell nennen, können niemals mathematisch gerechtfertigt werden. Zum Beispiel …“
    Wahrscheinlichkeit und menschliches Verhalten – Fitzgerald.
     
    Calhoun ruhte auf seinem Liegebett und las in Fitzgeralds Buch über Wahrscheinlichkeit und menschliches Verhalten, während das kleine Raumboot des Gesundheitsdienstes sich in dem merkwürdigen Zustand befand, den man mit „Überantrieb“ bezeichnet. Da nur ein ganz speziell geschultes und sehr leistungsfähiges menschliches Gehirn in der Lage ist, mit diesem Ausdruck etwas Vernünftiges anzufangen, kann man auf eine nähere Erklärung des Begriffes verzichten. Jedes Kind weiß, daß man mittels Überantrieb relativ sehr, sehr schnell reisen kann, aber zu tun hat man dabei nichts. Man muß also versuchen, auf irgendeine Weise sich die Zeit zu vertreiben. Murgatroyd, der Tormal, machte das auf seine Weise. Er schlief. Zusammengerollt wie ein Ball lag er in einer Kabinenecke des kleinen Schiffes. Sein Schwanz war mit geradezu pedantischer Sorgfalt um die Nase geringelt. Die Lichter des Schiffes brannten gleichmäßig und beruhigend. Zu hören waren nur jene scheinbar so bedeutungslosen Laute und Geräusche, die zu erzeugen man an Hand bitterer Erfahrungen gelernt hatte. So mancher Mann hatte nämlich in der tödlichen Stille eines mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit dahinjagenden Schiffes den Verstand verloren. Calhoun blätterte um und gähnte.
    Da erwachte irgendwo ein Mechanismus mit leisem Klicken zum Leben. Eine Tonbandstimme sagte:
    „Achtung! Beim Gongschlag sind es noch fünf Sekunden bis zum Ausbruch.“
    Durch die Stille tönte das ernsthafte und zielbewußte Ticken der akustischen Zeitmarkierung. Calhoun stemmte sich vom Lager hoch und legte ein Lesezeichen in sein Buch. Dann ließ er sich in den Steuersitz fallen und befestigte den Sicherheitsgürtel.
    „Hallo, Murgatroyd! Hörst du der Lerche frohen Sang? Steh’ auf und mach’ die Beine lang, und so weiter. Los, mach’ dich schön und vergiß nicht, deinen Schnurrbart zu kämmen. Wir sind bald da.“
    Murgatroyd öffnete ein Auge und sah Calhoun im Pilotensessel sitzen. Er wickelte sich aus seinem Schwanz und trabte zu der gewohnten Stelle der Kabine, wo es für ihn eine Möglichkeit zum Festhalten gab. Dort angekommen, betrachtete er Calhoun mit erwartungsvoll glänzenden Augen.
    „Bong!“ sagte das Tonband. „Fünf … vier … drei … zwei … eins …“
    Die Stimme schwieg. Das Schiff schoß aus dem Hyperantrieb heraus. Die damit verbundenen Empfindungen waren mit nichts anderem zu verwechseln. Calhoun spürte, wie sein Magen einen doppelten Salto schlug. Gleichzeitig hatte er das verrückte und ziemlich unangenehme Gefühl, in einer wilden Spirale zu rotieren und dabei auf irgendeine merkwürdige Weise eine kegelförmige Bahn zu beschreiben. Er schluckte heftig. Auch Murgatroyd gab seltsame gurgelnde Geräusche von sich. Mit typischer Plötzlichkeit änderte sich das Bild der Außenwelt.
    An Backbord brannte mit gelblichem Gleißen in majestätischer Einsamkeit die Sonne Maris. Der Cetis-Sternhaufen lag achteraus. Sein Licht hatte eine Reise von vielen Jahren hinter sich, ehe es den Punkt erreichte, wo sich Calhoun jetzt befand. Der Doktor visierte sorgfältig sein Ziel an. Einige Augenblicke lang nahm er das Bild bezaubernder Schönheit auf, das Maris III bot. Sauerstoffwelten waren eigentlich immer erfreulich anzusehen, aber an
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher