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2891 - Das Geschäft heiligt die Mittel

2891 - Das Geschäft heiligt die Mittel

Titel: 2891 - Das Geschäft heiligt die Mittel
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Mein Partner Phil knallte gerade eine Schublade seines Schreibtischs schwungvoll zu, als ich unser Büro betrat.
    »Falls du vorhattest, dir jetzt zum Einstieg in das Wochenende einen Drink in einer Bar zu genehmigen: Daraus wird nichts.«
    Phil hob die Hände wie ertappt und grinste. »Ach nein? Wer hat denn einen Anschlag auf uns vor?«
    »Deine gute Laune wird dir gleich vergehen«, knurrte ich halb ernst, halb scherzhaft. »Der Chef will uns sehen. Sofort.«
    »Hat er gesagt, worum es geht?«
    »Er nicht, aber Helen hat mir einen Namen zugeflüstert.«
    Phil zog erwartungsvoll die Brauen nach oben.
    »Hallburn!«, ließ ich die Bombe platzen, die mir die Sekretärin unseres Chefs gerade flüsternd auf dem Flur in die Hand gelegt hatte.
    »DER Hallburn? Oh Mann, das ist ja …« Der Rest des Satzes blieb in der Luft hängen, passend zu Phils verblüfftem Gesichtsausdruck. Ich hatte mich schon umgedreht und die Tür aufgerissen. »Kommst du?«, rief ich meinem Partner zu, der sich beeilte, mir zu folgen.
    ***
    Der Assistant Director saß an diesem frühen Abend mit ernstem Gesicht an seinem Schreibtisch.
    »Jerry, Phil, wir haben einen Fall, der zwar die gewohnte Härte in der Sache, aber gleichzeitig auch das nötige Fingerspitzengefühl im Umgang mit sämtlichen Beteiligten erfordert.«
    Sein Blick erfasste uns kurz und wir nickten fast gleichzeitig pflichtbewusst.
    »Bitte nehmen Sie Platz!«
    Beide warteten wir gespannt, was Mr High uns zu sagen hatte. Der rieb sich mit den Fingern heftig die Stirn. Es war eine Woche vor Thanksgiving, und die gesamte Nation fieberte diesem besonderen Feiertag entgegen.
    »Ihnen beiden wird der Name Hallburn ein Begriff sein?« Er wartete die Antwort auf diese rhetorische Frage nicht ab. Jeder in New York und die meisten darüber hinaus kannten diese Familie. Jefferson Hallburn, der Patriarch der Familie, stand vor vielen Jahren einmal kurz davor, zum Präsidentschaftskandidaten aufgebaut zu werden. Er hatte darauf verzichtet, zog aber unverdrossen seit Jahrzehnten in der Politik im Hintergrund wichtige Strippen. An ihm kam niemand vorbei, der eine politische Karriere einschlagen wollte.
    Sein Sohn Patrick, ein in seiner Jugend erfolgreicher Polospieler, war mit Hope verheiratet. Sie war die einzige Tochter von Carl Burkland, einem Selfmade-Milliardär aus altem Guss. Die Hochzeit der beiden stellte vor rund zehn Jahren ein derartiges gesellschaftliches Ereignis dar, dass manch einer spöttelte, an diesem Tag sei die Ostküste des Landes praktisch entvölkert gewesen von Menschen mit Rang und Namen.
    »Patrick Hallburn hat vorgestern auf seinem Grundstück in den Hamptons auf Long Island einen Einbrecher erschossen. Der Tote, Will Thornton, stammt aus Louisiana, ist bisher lediglich durch einige kleinere Delikte aufgefallen und war demzufolge in unserer Datenbank. Die Polizeibehörde vor Ort hat die Aussagen von Mister Hallburn aufgenommen und am Tatort alle Spuren gesichert. Offenbar wollte der Mann einbrechen und hat nicht damit gerechnet, wochentags jemanden im Haus anzutreffen. Die Hallburns, also Patrick und seine Ehefrau Hope, halten sich normalerweise nur an einigen Wochenenden im Jahr dort auf.«
    High schwieg kurz, bevor er fortfuhr. Seine Stimme klang jetzt schleppender. »Es gibt im Moment selbstverständlich keinen Grund, an den Angaben von Mister Hallburn zu zweifeln. Allerdings enthält der Bericht zwei Dinge, die merkwürdig klingen.« Wieder machte er eine kleine Pause, blickte kurz auf das Dossier, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. »Keine der beiden Alarmanlagen, weder die vom Grundstück selbst noch die, die das Haus sichert, waren eingeschaltet.«
    »Und das Zweite?« Das war Phil.
    »Hallburn hatte im Haus eine Tasche mit einer Million Dollar Bargeld darin.«
    Verblüfft blickten Phil und ich uns an.
    »Was sagt Hallburn dazu, warum war er überhaupt dort?«, wollte ich wissen.
    »Er sagt, er sei mit Vorbereitungen auf Thanksgiving beschäftigt gewesen.« High machte bei diesen Worten eine etwas hilflose Geste. Ich ahnte, was er meinte. Seit wann beschäftigten sich Männer wie Hallburn mit so etwas? Das war Angelegenheit der Ehefrauen oder der Bediensteten.
    »Das Geld sei für ein Geschenk gewesen. Ein Geschenk für seine Frau Hope.«
    Die Stille im Raum vibrierte vor ungestellten Fragen und unausgesprochenen Zweifeln. Aber das Wesentliche war gesagt, Spekulationen hatten hier keinen Platz.
    »Bitte kümmern Sie sich um die Angelegenheit.« High
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