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Und ploetzlich bist du jemand anders

Und ploetzlich bist du jemand anders

Titel: Und ploetzlich bist du jemand anders
Autoren: Christian Tielmann
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klar, wohin der abgeschwirrt ist. Im Zentrum für Schwachköpfe! Wandanstarren für fünfzig Euro die Stunde!
    „Los, wir holen uns jetzt unseren Drummer zurück!“, sagt Sten. „Von diesen Hirnwäschern lassen wir uns keinen wegnehmen. Theo braucht uns!“
    „Und wir brauchen deine fünfzig Euro“, fügt Paul trocken hinzu.

    So eine Wut hat Sten schon lange nicht mehr gehabt.
    Dieser Vollidiot! Greift sich einfach den Fünfziger. Sten hätte sich das gleich denken können. Plötzlich musste Theo aufs Klo. Mitten im Sport, beim Basketball. So ein Schwachsinn. Der muss niemals aufs Klo, wenn sie Basketball spielen.
    In der Zeit hat er sich das Geld von Sten genommen. Ganz sicher.
    Sie laufen durch die Stadt. Sie stürmen in das Haus der Erkenntnis-Heinis. „Theo! Theo! Komm raus!“, schreit Sten.
    Paul und Dave reißen die Türen auf.
    Aber hier ist um diese Zeit fast niemand.
    Nur drei Leute sitzen in einem Raum.
    „Wo ist Theo?“, fährt Sten sie an. „Ich will sofort mit Theo sprechen! Oder ich ruf die Polizei!“
    Die drei stehen auf. Kommen lächelnd auf Sten zu.
    „Beruhige dich erst mal“, sagt einer.
    „Ich denk nicht dran!“, schreit Sten. „Ich beruhige mich nicht. Und kommt mir jetzt bloß nicht mit Tee! Den will ich auch nicht.“
    „Wo ist Theo?“, fragen nun auch Dave und Paul.
    Die drei Männer sehen sich an. Sie nicken.
    Dann lächeln sie wieder verständnisvoll.
    „Theo zieht sich zurück. Er ist in Klausur, so nennen wir das hier.“
    „Bullshit! Ihr operiert ihm gerade das Gehirn raus!“ Sten würde dem Kerl am liebsten eine knallen.
    Aber jetzt guckt der Typ ernst und ein bisschen vorwurfsvoll. „Warum unterstellst du uns so etwas? Wir haben Theo nicht eingefangen.
    Er ist freiwillig hier. Und er kann jederzeit gehen. Wir zwingen niemanden.“
    Sten schnaubt verächtlich.
    „Wir wollen Theo sprechen“, sagt Dave ruhiger. „Jetzt sofort. Er hat Sten fünfzig Euro geklaut. Und die soll er wieder rausrücken.“
    „Gar nichts habe ich geklaut.“
    Plötzlich steht er da. Theo.
    Neben ihm die Limetten-Tussi.
    Theo lächelt nicht.
    Er ist wütend.
    „Lasst uns in Ruhe! Ihr kapiert das hier nicht. Mein Leben ändert sich. Und jetzt raus hier!“
    „Nein, Theo“, fällt ihm das Mädel ins Wort. „Wir werfen niemanden raus!“
    „Die drei hier schon!“, sagt Theo abfällig.
    Sten steckt die Hände tief in die Hosentaschen. „Ich gehe hier nur raus, wenn du mir den Fünfziger zurückgibst.“
    Theo wendet sich ab.
    „Dann bleib halt da stehen. Aber schrei nicht rum. Hier versuchen Menschen sich zu konzentrieren.“
    Da knallt bei Sten eine Sicherung durch. „Du tickst doch nicht mehr richtig! Komm endlich zu dir!“ Er packt Theo an den Schultern, dreht ihn herum, ballt die Faust und holt schon aus, um ihm eine zu pfeffern.
    Aber Dave und Paul fallen Sten in den Arm.
    Nun sind es die drei Männer, die ziemlich energisch werden.
    „Genug jetzt! Wir haben euch nichts getan. Raus hier! Alle drei! Los! Sonst rufen wir die Polizei! Wir haben euch schließlich nicht eingeladen, hier hereinzukommen! Ich habt hier Hausverbot. Ab sofort! Und jetzt raus mit euch!“
    Sie fassen keinen von ihnen an. Sie stehen einfach nur da und zeigen zur Tür. Wie drei Oberlehrer. Theo steht hinter ihnen. Mit der Tee-Tante.
    „Leckt mich!“, schreit Sten.
    Dann schieben Dave und Paul ihn aus dem Haus.
    „Mensch Sten, du bist ja total ausgeflippt!“
    Paul schüttelt den Kopf.
    Sie laufen zurück durch die Stadt.
    Sten fühlt sich schlecht.
    Leer.
    Schuldig.
    Ja, er hat vielleicht echt etwas übertrieben.
    Er hätte nicht rumschreien sollen.
    Und um ein Haar hätte er sich mit Theo geprügelt. Mit Theo!
    Den Fünfziger wird er wohl niemals wiedersehen.
    „Was machen wir jetzt?“, fragt Dave.
    Sten zuckt mit den Schultern. Keine Ahnung.
    Ohne Geld können sie die Mikros vergessen.
    „Ich sag Lea, dass wir das Zeug von ihrem Vater nicht kaufen können, weil wir kein Geld mehr haben. Weil ich so blöd war, Theo einen Fünfziger unter die Nase zu halten.“
    „Und wie sollen wir singen ohne Mikro?“ Paul weicht einer blinden Oma aus.
    Sten schluckt seine Wut runter. „Keine Ahnung.“
    „Halb fünf im Probenraum?“, fragt Dave.
    Sten nickt.

6.
    „Was ist los? Du siehst furchtbar aus.“
    Lea.
    Im Teehaus wollte sie sich mit Sten treffen. Ausgerechnet.
    Halb vier.
    „Wenn mich noch einer fragt, ob ich glücklich bin, dann hau ich ihm eine rein“, knurrt Sten.
    „Ist ja gut, ich sag ja
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